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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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die Prozedur sich nun wiederholen
würde.
    »In der Wiederholung liegt die Kraft. Also, wie war das mit
Valentina Fleischhacker? Sie sind ein wichtiger Zeuge.«
    Thomas Maier fühlte sich nun angestachelt und erzählte ausführlich
und selbstverliebt von seinem detektivischen Abenteuer. Er baute dabei
Spannungsbögen, wo es keine brauchte, weil er die Pointe davor schon zweimal
vorweggenommen hatte, und der Weg seiner Erzählung hangelte sich von einer
abgedroschenen Metapher zur nächsten.
    Er gefiel sich sichtlich darin und bildete sich wohl ein, Parizek
würde sich vor Spannung gleich die Nägel abbeißen.
    »Was studieren Sie noch mal?«
    »Psychologie.«
    »Also hatte ich mich doch nicht verhört.«
    »Haben Sie etwas gegen Psychologen?«
    »Warum?«
    »Ich glaubte, so etwas in Ihrer Stimme zu hören.«
    »Freundchen, bevor Sie die Nuancen meiner Stimme interpretieren,
lauschen Sie mal auf dem Klo Ihren Analgeräuschen«, sagte Parizek.
    Maier blickte irritiert. »Wollen Sie mich fertigmachen? Wieso? Ich
bin hier als Zeuge, der Ihnen helfen will, eine Mörderin zu fangen.«
    »Sie sind ein Wichtigtuer, der seine Probleme zu Problemen anderer
macht. Ich leide jetzt schon mit Ihren späteren Patienten.«
    »Aber –«
    »Halten Sie Ihr verdammtes Maul. Sonst stopf ich es Ihnen!«, schrie
Parizek. »Typen wie Sie kosten nur meine Zeit. Prahlen könnten Sie, wenn sie
Ihnen keinen Tritt in die Eier verpasst hätte. Wenn Fleischhacker jetzt neben
Ihnen hier sitzen würde: Dann, aber nur dann dürften Sie Ihre Geschichten
erzählen. Haben Sie mich verstanden?«
    Parizek verließ das Büro. Er ärgerte sich, dass er überhaupt
rausgekommen war. Er hatte gehofft, durch Maier etwas über Valentina in
Erfahrung zu bringen. Aber die Memme ließ sich von Weibern in die Eier treten.
Schon als der Typ sein Maul zum ersten Mal geöffnet hatte, war Parizek klar
gewesen, dass hier jede Frage überflüssig war.
    Wie ihn das alles ankotzte. Warum hatte er nicht einfach reich
geheiratet? Es liefen doch genug gestopfte Witwen durch Wien, die sich statt
eines Fiffis einen Mann mit kräftigen Armen wünschten. Parizek wusste keine
Antwort darauf. Erst einmal hatte er auch andere Antworten zu finden. Er wollte
wissen, was gespielt wurde. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Rolle. Allein
dass Alberto sich nicht mehr meldete, ließ ihn ahnen, dass er bald aus dem
Spiel genommen werden sollte. Sollte er ins Krankenhaus fahren, um dort zu
warten, bis Nicola endlich vernehmungsfähig war? Aber ein Anruf genügte auch,
um ihm zu sagen, dass sie noch immer schlummerte. Eine andere Möglichkeit war,
sich in der Thalia-Buchhandlung umzusehen. Auf den Videobändern konnte er
vielleicht erkennen, ob Valentina dort jemanden getroffen hatte. Was machte man
sonst in einer Buchhandlung? Lesen? Wenn man auf der Flucht war?

ACHT
    Alberto ärgerte sich noch immer über sich. Er hätte gleich
Claudio anrufen sollen. Valentina war ein Profi, da war es nur eine Frage der
Zeit gewesen, dass sie ihn wiedererkannte. Aber er hatte gehofft, dass sich die
Geschichte bereits dem Ende näherte. Immerhin war es schon dramatisch genug
gewesen. Aber Valentina schien noch lange nicht am Ende. Auf der einen Seite
freute sich Alberto darüber, weil es ihm bestätigte, dass sie es wert war,
seinen Arsch für sie zu riskieren. Andererseits zwang sie ihn dazu, Claudio ins
Spiel zu bringen.
    Claudio war nicht billig, er würde mindestens die Hälfte von
Albertos Honorar fressen. Aber er war gut. Und er war zum Glück frei. Das hätte
Alberto eigentlich skeptisch machen müssen. Die wirklich Guten hatten nie frei.
Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal so etwas wie
Urlaub gehabt hätte. Dabei hatte er eine Pause bitter nötig. Sonst wäre ihm
niemals dieser Fehler passiert. Aber er fürchtete sich vor einer Pause. Er mied
sie wie das Tier das Feuer. Wer war er, wenn er nicht arbeitete? Ein ehemaliger
Eisverkäufer aus Duisburg, mehr nicht. Nutzlos wie ein nasses Streichholz.
    Der junge Mann, der in die Segafredo-Bar eintrat, sah gut aus. Der
Anzug war jedenfalls nicht von der Stange. Claudio musste also derzeit gut
verdienen. Es konnte noch teurer werden, als Alberto veranschlagt hatte.
    Er hob den Arm, in dem eine Zigarette qualmte, und Claudio steuerte
auf ihn zu. Er stand auf und umarmte ihn, dann wandte er sich zu dem Mann
hinter der Cafébar und bestellte zwei Espressi. Er hatte bereits zwei
getrunken, aber einen dritten würden seine Nerven auch

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