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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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lesen wollen, dann empfehle ich Ihnen die
Büchner-Gesamtausgabe. Die finden Sie im Erdgeschoss, bei den Klassikern.« Sie
schob sich die Brille zur Nasenwurzel und gab sich wieder beschäftigt.
    Auf dem Weg nach unten sah Valentina im zweiten Stock, bei den
Kochbüchern, einen Mann, den sie von irgendwoher kannte. Er trug einen schmalen
Schnäuzer und wirkte italienisch. Den Kerl hatte sie in der Nacht, als sie aus
dem »Goldenen Spiegel« geflohen war, im Taxi mitgenommen. Ganz sicher. Und sein
Gesicht ähnelte dem desjenigen, der sie im Arsenal vor dem wirren Drogenmädchen
gerettet hatte. Es war nur ein Schatten gewesen. War er es? Sie brauchte
Gewissheit.
    Die nach unten fahrende Rolltreppe gab ihr aber keine Möglichkeit,
sich zu vergewissern. Unten angekommen, lief sie hastig zur Gegenseite und nahm
die Rolltreppe nach oben, die sie im zweiten Stock ausspuckte. Vor dem Regal
mit den Kochbüchern stand nur eine Frau mittleren Alters in Pumphosen und
hennaroten Haaren, die in einem Wälzer mit indischen Rezepten blätterte.
    Valentina sah sich um, ließ ihren Blick noch einmal rundum schweifen
und glaubte ihn zu erkennen, wie er über die Stiegen nach unten huschte. Zügig
steuerte sie auf die Treppe zu und blickte hinunter. Auf der unteren Stufe sah
er hoch. Valentina war sich jetzt sicher. Er war es. Sie musste ihm nach, ihn
erwischen, ihn zur Rede stellen. Warum beobachtete er sie? In wessen Auftrag?
    Sie setzte zur Verfolgung an, als sie am Arm festgehalten wurde.
    »Nicola. Hier steckst du also. Wir haben dich schon vermisst.«
    Valentina drehte sich um und sah in das Gesicht eines jungen Mannes.
Dieser schien verdutzt, dass er sich getäuscht hatte.
    »Entschuldigung, ich dachte, Sie seien jemand anders«, sagte er,
hielt sie aber noch immer am Arm fest.
    »Würden Sie mich bitte loslassen?«
    Der junge Mann schien nicht zu hören, sondern nachzudenken.
Irgendetwas puzzelte sich in seinem Hirn zusammen. Dann zog er die Brauen
zusammen und blickte finster.
    »Das sind Nicolas Kleider. Und ihre Perücke. Sie hatte diese
Kombination bei der Einweihungsparty unserer WG vor zwei Wochen an«, sagte er, und sein Griff wurde härter.
    »Und da Nicola Kleider nur einmal zu tragen pflegt, hat sie sie mir
geschenkt. Lassen Sie jetzt meinen Arm los oder –?«
    »Oder was?«, unterbrach sie der junge Mann. »Wollen Sie etwa den
Hausdetektiv rufen? Oder sogar die Polizei? Das brauchen Sie gar nicht, das
übernehme ich für Sie. Ich erkenne Sie nämlich wieder. Sie sind die Polizistin,
die gesucht wird. Haben Sie jetzt auch Nicola umgebracht?«
    Er fasste mit der anderen Hand nach der blonden Perücke und wollte
sie Valentina vom Kopf reißen. Sie aber tauchte unter seinem Zugriff ab und
trat ihm mit dem rechten Stiefel zwischen die Beine. Seine Hand löste sich von
ihrem Arm, er röchelte. Beim nächsten Atemholen würde er Alarm schlagen.
Valentina rannte die Treppen ins Erdgeschoss hinunter, passierte eilig das
Regal mit den Klassikern und tastete mit den Augen die Rücken ab. Hinter Brecht
fand sie Büchner. Sie griff die Gesamtausgabe. Von oben lärmte der junge Mann.
Ohne zu zahlen, verließ sie die Buchhandlung. Niemand hielt sie zurück.
    * * *
    Parizek war es leid. Die Blonde schien den Schlaf nachzuholen,
der ihm fehlte. Und jetzt hatte sich schon wieder einer gemeldet, der Valentina
gesehen haben wollte. Da es sich aber um einen Kommilitonen von Nicola Simon
handelte, hatte er sich die Mühe gemacht, das Krankenhaus zu verlassen, um aufs
Revier zu fahren und selbst mit dem aufgeregten Thomas Maier zu sprechen.
    Der Kollege, der bereits den Erhebungsbogen aufgenommen hatte, stank
nach Schnaps. Er stahl sich von dem Platz hinter dem Schreibtisch, als Parizek
eintrat, und nahm die große Kaffeetasse mit, aus der er den Fusel zu saufen
schien.
    Wortlos schlurfte er an Parizek vorbei. Lediglich ein unterwürfiges
Nicken rang er sich ab. Parizek erwiderte nicht einmal das und ließ den Säufer
ziehen, der allerdings vergaß, die abgestandene Alkoholfahne mit sich aus dem
Zimmer zu nehmen.
    Parizek riss das Fenster auf und sog die Nebelschwade ein, die in
den Raum schwappte. Die feuchte Luft nistete sich kitzelnd in seiner Nase ein.
    »Sie wollen also Valentina Fleischhacker gesehen haben«, begann er
und stützte sich dabei auf die Lehne des Stuhles, auf dem zuvor der trinkfeste
Kollege gesessen war.
    »Das habe ich Ihrem Kollegen doch schon alles gesagt«, antwortete
Thomas Maier, offenbar genervt davon, dass

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