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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf dem Balkon und taumelte leicht. Er war auffallend nachlässig gekleidet, die Haare fielen ihm ungeordnet ins Gesicht und standen ihm zerzaust vom Kopf ab. Er trug seinen schwarzen Umhang, den er mit übertriebener Gestik wie große, dunkle Schwingen bewegte. Ein scharlachroter Schal hing ihm lose um den Hals, und in der Hand schwenkte er eine Pistole.
    Unten im Garten hielten die Leute vor Schreck den Atem an, und einige Überängstliche suchten Schutz hinter den großen, alten Bäumen.
    »Denn wenn du das getan hast«, grollte Jermyn und zielte mit der Waffe in das Herrengemach, »dann muss ich dich jetzt erschießen.«
    »Nur zu.« Harrison stand nach wie vor in den Schatten des Zimmers, aber Amy ahnte, warum er dem Tod so gleichgültig ins Auge sah.
    Denn sämtliche Läufe aller Schusswaffen in Summerwind Abbey waren verstopft. Jermyn hatte sie natürlich reinigen lassen, aber das wiederum wusste Harrison nicht und hoffte nun, sein Neffe würde abdrücken und sich selbst ins Jenseits befördern.
    Stattdessen reichte Jermyn seinem Onkel plötzlich die Waffe. »Nein, ich kann dich nicht erschießen. Du schießt auf mich.«
    Harrison gab ein verächtliches Schnauben von sich, was Amy zu der Vermutung Anlass gab, dass er auch das letzte bisschen Respekt vor seinem betrunkenen Neffen abgelegt hatte. »Ich werde dich nicht erschießen. Nicht mit dieser Pistole. Hör genau zu, was ich dir jetzt sage. Deine Verlobte kam in mein Schlafgemach, aber ich wies sie ab. Das zeigt mir nur allzu deutlich, dass du nicht in der Lage bist, dich um deine zukünftige Frau zu kümmern.«
    »Wieso, ich kann tun und lassen, was ich will.«
    »Wie ich gehört habe, sollst du versucht haben, auf dem Geländer zu balancieren. Aber in deinem Zustand ist das lächerlich und unmöglich.« Harrison geizte nicht mit eisiger Verachtung.
    »So, du findest das also lächerlich? Du hältst das nicht für möglich? Gut, ich balancierte am Nachmittag auf dem Geländer, ehe ich die dritte Flasche Brandy köpfte.«
    »Soso, drei Flaschen? Du verträgst doch nichts. Hier, trink dies, und zeig mir, was du kannst.« Harrison erschien auf dem Balkon und drückte Jermyn eine Flasche Brandy in die Hand.
    Amy sah mit Befriedigung, dass die Gäste auf die Stuhlkanten rutschten und die Hälse reckten, um das Schauspiel besser verfolgen zu können. Keiner vermochte den Blick von der Szene zu wenden, die sich dort oben abspielte. Niemand gab auch nur einen Laut von sich.
    Mit übertrieben entschlossener Miene sprang Jermyn auf die Brüstung. Dann warf er den Kopf in den Nacken, nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und balancierte behände über die Länge des Geländers.
    Zwei Frauen sogen erschrocken die Luft ein. Ihre Begleiter bedeuteten ihnen sogleich, still zu sein. Die Zuschauer waren wie gebannt.
    Mit einer förmlichen, höflichen Verbeugung sagte Jermyn: »Siehst du, ich halte mein Gleichgewicht. Ganz gleich, wie viel ich trinke, ich würde nie hinab stürzen.«
    »Man stürzt nur einmal.« Mr. Edmondson gab ein sonderbares Kichern von sich.
    Jermyn streckte ein Bein wie ein Artist aus und schaute auf seinen Onkel herab. »Ich weiß nicht, was du meinst, aber sieh doch, Onkel! Ich habe alles unter Kontrolle, und als ich mir hier oben die frische Luft um die Nase wehen ließ, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde Prinzessin Amy heiraten und ein Dutzend Kinder mit ihr haben, die meine Erben sein werden. Und es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Onkel, aber Mr. Irving Livingstone und Oscar Ingram, der Earl von Stoke, haben mich auf den letzten Absatz im Testament meines Vaters aufmerksam gemacht. Und dort heißt es, dass ich an meinem dreißigsten Geburtstag die Verwaltung meines Vermögens selbst übernehmen soll...«
    Amy lehnte sich gespannt vor. Davon wusste sie bislang nichts.
    »... und daher bin ich von heute an nicht mehr auf deine Dienste angewiesen.«
    »Ich warne dich, Neffe«, unterbrach Harrison ihn und krallte eine Hand in die Lehne eines Stuhls. »Du wirst mich nicht einfach so los.«
    »Willst du damit sagen, dass du den Nachtrag im Testament vor mir verborgen hast, damit ich nie davon erfahre?« Jermyn klang nun mit einem Mal nüchtern.
    »In der Tat.«
    »Was fällt dir ein, in das Testament meines Vaters einzugreifen? Hast du geglaubt, du kämst damit durch?«
    »Du hast es erfasst.« Mit diesen Worten riss Harrison den Stuhl hoch und schlug ihn hart gegen Jermyns Beine.
    Amy wusste, dass Jermyn darauf vorbereitet

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