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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wind, und oben in der Ecke tropfte es, da das Reetdach undicht war. Dennoch hatte Miss Victorine dem Raum eine heimelige Atmosphäre verliehen; an den rußgeschwärzten Deckenbalken hingen getrocknete Kräuter und Zwiebeln, auf den Fensterbänken standen Töpfe mit Blumen.
    Amy heftete ihren wütenden Blick auf die Tür zum Keller. Auf dem Weg nach oben hatte sie die Tür zugeknallt, nun aber würde sie diese Stufen in einer Weise hinuntergehen, die ihre Großmutter als manierlich bezeichnet hätte. Ganz gleich, welche Schwierigkeiten ihr der ausgesprochen gut aussehende, absolut unangenehme Marquess schon bereitet hatte, sie würde ihm nicht die Genugtuung verschaffen, ihn wissen zu lassen, wie sehr er ihr unter die Haut ging.
    Aber nach dem abgefeuerten Schuss war es für Bekenntnisse dieser Art wahrscheinlich ohnehin zu spät.

6. Kapitel
    S ehr vorsichtig öffnete Amy die Kellertür. Ausgesprochen damenhaft und leise stieg sie die Stufen hinunter. Der Anblick, der sich ihr in der neu geschaffenen Gefängniszelle bot, war ihr Befriedigung genug. Denn Seine Lordschaft hockte auf der Bettstatt, hatte das linke Bein angewinkelt, den Knöchel zu sich gezogen und verfluchte die Fußfessel.
    »Die stammt aus Ihrer Burg«, merkte sie trocken an.
    Northcliff zuckte wie ein Junge zusammen, den man bei einem Streich erwischt hatte. »Meine ... Burg?« Doch er begriff gleich, worauf sie anspielte. »Ach, Sie meinen hier auf der Insel. Dieser Schutthaufen meiner Vorfahren.«
    »Genau den.« Sie trat tiefer in den Raum. »Ich stieg hinab in das Verlies, kämpfte mich durch einige Spinnweben und räumte die Gebeine der armen Teufel weg, die Ihre Familie als Feinde betrachtete ...«
    »Ach, kommen Sie.« Er streckte das Bein aus. »Da liegen doch gar keine Skelette.«
    »Stimmt«, räumte sie ein.
    »Die haben wir schon Vorjahren wegräumen lassen.«
    Für einen Augenblick war sie schockiert. Also waren seine Vorfahren doch rücksichtslose Mörder!
    Dann erst merkte sie, dass er grinste. Der große, aufgeblasene Schuft machte Scherze auf ihre Kosten. »Hätte ich unter all dem rostigen Metall zwei stabile Fesseln gefunden, wären Sie jetzt mit beiden Beinen an die Mauer gekettet.«
    »Warum nur die Beine? Warum nicht auch noch die Hände?« Er bewegte das Bein, sodass die Kette laut rasselte. »Stellen Sie sich vor, wie genugtuend es für Sie wäre, wenn mein nackter, ausgemergelter Leib an diese kalte Mauer gekettet wäre ...«
    »Ausgemergelt?« Sie warf einen bedeutungsvollen Blick auf das leere Tablett und verzog die Lippen dann zu einem sarkastischen Lächeln.
    »Aber auf meinen nackten Leib würden Sie schon gern einen Blick werfen, oder?« Er suchte ihren Blick, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, ein Aufleuchten in seinen hellbraunen Augen zu entdecken. »Darum geht es doch die ganze Zeit, nicht wahr?«
    »Wie war das, bitte?« Sie ging ein wenig weiter auf ihn zu - gab indes Acht, nicht in die Reichweite seiner langen Arme zu kommen. »Wovon reden Sie da?«
    »Ich habe Sie abgewiesen, war es nicht so?«
    »Was?« Wie bitte ? Auf was wollte er hinaus?
    »Sie sind irgendeine unbedeutende Debütantin, an die ich mich jetzt gerade nicht erinnere und der ich bei einem Tanzabend keine Beachtung geschenkt habe. Ich habe nicht mit Ihnen getanzt.« Er streckte sich behaglich auf der Pritsche aus und verkörperte das Abbild selbstzufriedener Entspannung. »Vielleicht habe ich sogar mit Ihnen getanzt, aber kein Wort mit Ihnen gesprochen. Oder ich habe es versäumt, Ihnen ein Erfrischungsgetränk zu holen, oder ...«
    »Das kann ich einfach nicht glauben.« Sie taumelte zum Schaukelstuhl und sank hinein. »Wollen Sie damit etwa sagen, diese ganze Entführung wurde nur deshalb organisiert, weil Sie, der allmächtige Marquess von Northcliff, mich wie ein Mauerblümchen behandelt haben?«
    »Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass ich Sie wie ein Mauerblümchen behandelt habe. Ich habe einen besseren Geschmack.« Er musterte ihr Kleid, das sie jeden Tag trug, mit kritischem Blick und betrachtete dann ihr Gesicht. »Sie machen nichts aus sich, das wissen Sie hoffentlich. Mit dem entsprechenden Gewand und einer Hochsteckfrisur, wie sie die Frauen im Augenblick bevorzugen« - mit den Fingern vollführte er kreisende Bewegungen über seinem Haupt -»wären Sie richtig hübsch. Vielleicht sogar reizend anzusehen.«
    Sie umklammerte die Stuhllehnen. Selbst seine Komplimente hörten sich wie Beleidigungen an! »Wir sind

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