Lost Secrets (Gesamtausgabe)
her. Sie hatte ihre Mutter wirklich noch nie stammeln gehört.
„Aber natürlich. Heather erzählt viel von Ihnen.“ Er streifte sie mit einem verschmitzten Blick.
„Tatsächlich?“ Elisabeth blickte ihre Tochter überrascht an. „Heather, was für ein sympathischer junger Mann.“
„Das versuche ich Ihrer Tochter auch klar zu machen“, gab Eric zurück und zog Heather noch einmal an sich. Diese kochte vor Wut, weil sie sein unverschämtes Verhalten vor Ihrer Mutter ja schlecht mit einer Ohrfeige parieren konnte.
Während Eric vor ihnen beiden in die Hocke ging und die alte Bessy anfing hinter den Ohren zu kraulen, warf Heathers Mutter ihr einen
Oh mein Gott! Ist der toll – Blick
zu.
Na, bravo!
Als Eric sich wieder aufrichtete, legten Heather und ihre Mutter den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. Heather konnte nicht verhindern, dass ihr Herz wild pochte, was nur zu einem Bruchteil ihrer Wut geschuldet war.
„Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich Ihre Tochter jetzt entführen muss, Mrs. Norrington-MacLean. Die Arbeit wartet auf uns und ohne Heather … bin ich aufgeschmissen.“ Er lächelte charmant.
„Tatsächlich?“
„Aber natürlich. Sie haben eine wundervolle Tochter. Eine starke und wunderschöne Frau. Ganz die Mutter, wie mir nun scheinen will.“
„Oh …“ Eine unübersehbare Röte überzog Elisabeths Wangen und verstärkte sich noch, als Eric sich zu ihr herunterbeugte, ihre Hand nahm und sich mit einem Handkuss verabschiedete.
„Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“ Er nahm Heathers Hand, verschränkte seine Finger in den ihren, was ihre Mutter mit einigem Interesse beobachtete. „Heather?“
„Natürlich.“ Sie lächelte etwas angespannt. „Mutter, vielen Dank für die Einladung.“
„Gern geschehen, Schätzchen!“ Sie zog ihre Tochter in eine Umarmung und flüsterte ihr ins Ohr. „Heather! Das ist ja ein
Gott
!“
Heather schreckte zurück, als hätte ihr ihre Mutter Säure ins Ohr geträufelt. So etwas hatte sie sie, weiß Gott, noch nie sagen hören. Mit einem irritierten Lächeln winkte sie der Teegesellschaft ein letztes Mal zu und ließ sich dann von Eric aus dem Eingangshof führen.
„Was sollte denn der Auftritt?“, fragte Heather erbost.
Eric lächelte noch immer und bewies damit, dass er entweder extrem eingebildet, oder extrem dämlich war.
„Ich wollte mir mal deine Mutter ansehen. Außerdem ist das Gebäude tatsächlich schwer einsehbar. Das macht mich nervös.“
„Denkst du etwa, ich kann mich nicht verteidigen?“
„Doch, aber ich kann es besser.“ Er öffnete die Beifahrertür. „Und jetzt steig‘ ein.“
„Hör auf mich wie eine Vierjährige zu behandeln!“
„Dann hör auf, dich wie eine zu benehmen. Wir haben keine Zeit für Kaffeekränzchen mit deiner Mutter. Wir haben einen flüchtigen Täter mit einer Geisel. Und wenn du kein Interesse daran hast, diesen Fall aufzuklären, dann suche ich mir einen anderen Partner, der es hat.“
Heather funkelte ihn aus ihren bernsteinfarbenen Augen an.
„Deine Stimmungsschwankungen sind unerträglich!“
Er hielt ihrem Blick unbeeindruckt stand. „Und?“
Sie schnaufte. „Und ich hasse es, wenn jemand anders im Recht ist!“
Mürrisch kletterte sie in den Sportwagen und fuhr mit Eric zurück zu seinem Haus.
*
„Woher kennst du eigentlich den vollständigen Namen meiner Mutter?“
Heather ging wie selbstverständlich an Erics Kühlschrank und holte zwei Cola Dosen heraus. Eine davon gab sie ihm. Etwas verwundert blickte er erst die Dose und dann Heather an. Dann setzte er sich achselzuckend.
„Ich habe deine Akte gelesen.“
„Sehr genau, wie mir scheint.“
„Ich mache alles, was ich mache, gründlich.“ Er blickte sie fest an, und Heather wurde schlagartig warm. Irgendwie klang es nicht, als würde er vom Lesen sprechen.
Sie zitterte das Getränk an ihre Lippen und nahm einen zu großen Schluck, so dass ihre Augen tränten und sie schnell blinzeln musste.
„Dann lass uns anfangen.“ Sie griff nach den handschriftlichen Aufzeichnungen von Eric und las sich das Täterprofil durch.
Heathers Verständnis nach war das zentrale Motiv, dass er die Opfer für etwas büßen ließ, das Heather getan hatte. Sie schluckte trocken und spürte die Niedergeschlagenheit wieder in sich aufsteigen. Immer und immer wieder hatte Mills gesagt, dass sie ihn nicht hätte verlassen sollen. Wie nur konnte das Motiv genug sein, um fünf Menschen zu töten und vorher zu
Weitere Kostenlose Bücher