Lost Secrets (Gesamtausgabe)
sich ungeniert die Nase putzte und die Augen abwischte.
Als sie ihn ansah, waren ihre Gesichter auf gleicher Höhe. Er betrachtete sie schweigend und abwartend.
„Willst du mich nicht wieder runterlassen?“, fragte sie, als sich die Stille zu sehr in die Länge zog.
„Nein“, sagte er schlicht.
Während sie ihn schweigend musterte, atmete sie den köstlichen Duft ein, der seiner Haut entströmte.
„Warum nicht?“
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Eine simple Geste, die so viel zu bedeuten schien.
„Ich habe noch nie eine Frau mit solchen Augen gesehen“, sagte er leise, das Gesicht plötzlich so nah an ihrem. „Sie sind außergewöhnlich.“
Er schien beinah genauso überrascht, wie sie selbst, als seine Lippen die ihren verschlossen, warm und weich und köstlich süß. Mit unvermittelter Heftigkeit umschlang er ihren schlanken Körper, entrang ihr mit seiner besitzergreifenden Geste ein Aufstöhnen, das er mit seinem Kuss hinunterschluckte. Das Beben seiner Brust an ihrer war berauschend und drängte alles Schreckliche mit einem machtvollen Paukenschlag in den Hintergrund.
Seine Hände fuhren in ihr Haar. Heathers Körper wurde weich, als seine Zungenspitze über ihren Mundwinkel strich, um Einlass bat und ihn schließlich gewährt bekam. Mit einem Seufzen öffnete er ihre Lippen und der begehrende Stoß seiner Zunge traf Heather direkt zwischen den Beinen. Sie verlagerte ihr Gewicht auf seinem Schoß, um ihm noch näher zu sein, um ihren Körper an seine breite, harte Brust zu pressen, nur noch ihn zu spüren. Als ihre Hüfte gegen seine Erektion stieß, krallte er seine Finger noch fester in ihr feuerrotes Haar. Sie genoss seine Kraft, die besitzergreifende Geste und seinen rauen Kuss, der trotz allem vorsichtig war, der sie davontrug; fort von Schmerz und Angst.
Plötzlich ließ Eric von ihr ab, hielt ihr Gesicht mit beiden Händen umschlossen und betrachtete sie mit seinem fiebrigen Blick. Sie sah atemlos in seine hellblauen Augen, die so voller kompromissloser Ehrlichkeit waren.
„Heather?“ Er sagte es so leise und behutsam, dass es im krassen Gegensatz zu der überwältigenden Kraft seines Körpers stand. Es war nur ein Wort, aber so voller Ehrfurcht und Zuneigung, dass sie Angst bekam.
Sein Blick wütete in ihrem Inneren und zeigte ihr plötzlich, dass sie mehr empfand, als bloßes Verlangen. Bei dieser Erkenntnis überfiel sie regelrecht Panik.
Mit einem Mal war alles zu viel. Es war zu viel Eric, zu viel Lust und Verwirrung, aber vor allem zu viel Ehrlichkeit und Gefühl. Zu viel Gefahr, wieder so schrecklich verletzt zu werden.
„Nein“, keuchte sie, krabbelte umständlich von seinem Schoß und taumelte einige Schritte zurück.
Eric stutzte. „Heather, ich … es tut mir leid.“
„Ich kann das nicht, Eric. Ich kann …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es war so schrecklich. Ich habe keine Kraft …“
Keine Kraft, mich noch einmal auf jemanden einzulassen und denjenigen womöglich auch noch zu verlieren.
Als sie Eric so verwundert vor sich sah, empfand sie es wie einen körperlichen Schmerz. Mein Gott, es konnte schon zu spät sein. Womöglich hatte sie schon eine emotionale Bindung zu ihm aufgebaut. Ach verdammt, wem machte sie etwas vor? Natürlich hatte sie das!
Am liebsten wäre sie davon gelaufen. Doch wohin sollte sie? Hastig machte sie einige Schritte zurück und lief in Erics Schlafzimmer. Mit zitternden Fingern verschloss sie die Tür hinter sich und setzte sich auf die Bettkante.
Ihr Blut rauschte und ihre Haut prickelte. Ihr Körper konnte nicht verleugnen, was gerade beinah geschehen war. Und sie sehnte sich danach, sehnte sich schmerzlich nach ihm. Doch wohin würde das führen? Es war doch erst ein halbes Jahr her, dass sie Jake verloren hatte. Und kaum ein Tag war vergangen, seit sie mit Mills zusammen gewesen war. Sie schüttelte den Kopf und krabbelte unter die Decke, wo sie sich so klein zusammenrollte, wie es nur ging. Sie fühlte sich schmutzig und elend. Und trotzdem war Erics Blick angefüllt mit so inniger Hingabe. Fast als gäbe es diesen demütigenden Makel, diese bleischwere Schuld auf ihren Schultern gar nicht.
Ihr schwirrte der Kopf und sie konnte kaum noch klar denken. Als sie die Augen schloss, dauerte es noch über eine Stunde, bis sie endlich einschlief.
*
Mit einem lauten Krachen flog die Schlafzimmertür gegen die Wand. Heather fuhr auf und starrte in Erics hartes Gesicht. Was zum Teufel hatte er vor? Instinktiv zog sie die
Weitere Kostenlose Bücher