Lost Secrets (Gesamtausgabe)
er mit einigem Interesse vernahm. Seine Stirn lag in Falten und die Sorge war ihm deutlich anzusehen.
„Junge, Junge.“ Er strich sich mit der Hand den Bart glatt. „Pass bloß auf mein Mädchen auf!“, sagte er an Eric gewandt.
„Darauf können Sie wetten.“
„Ich kann auch auf mich selbst aufpassen, Dad.“ Diese Macho-Tour war nun gar nichts für sie. „Aber dazu muss ich noch eine Mütze voll Schlaf bekommen, wenn das in Ordnung ist.“
„Natürlich. Mary zeigt euch eure Zimmer.“ Er stand auf und legte seine Hand auf Heathers Arm. „Es ist schön dich zu sehen, Heddy. Und ich freue mich, dass du hier bist, auch wenn die Umstände nicht die besten sind.“
So viel aufrichtige Zuneigung von ihrem Vater setzten sie kurzfristig schachmatt. „Danke, Dad. Ich freue mich auch. Ich komme bald wieder zu Besuch, wenn diese Sache vorbei ist, ja?“
„Sehr gerne.“ Brian MacLean verabschiedete die beiden und Mary führte sie hinauf in einen Flügel mit einem breiten Gang und schweren Eichentüren vor den zahlreichen Zimmern.
„Hier schläfst du, Heather.“ Mary schob eine der Türen auf.
„Danke.“ Sie blickte zu Eric empor. Sein Blick war undurchsichtig und dunkel. Sie wusste nicht, wie er das machte, aber plötzlich fühlte sich ihr Magen an, als hätte man ihn in einen Mixer geworfen.
„Schlaf’ gut“, sagte sie etwas kleinlaut und verschwand in ihrem Gästezimmer.
Leise schloss sie die Tür hinter sich und sah sich um. Der Raum war unerwartet gemütlich dafür, dass die Wände aus massivem Stein waren. Ein großes Himmelbett stand an der gegenüberliegenden Seite, daneben ein kleiner Schreibtisch. Links von ihr war eine schmale Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führte. Mit einem erschöpften Stöhnen trat sie sich die Turnschuhe von den Füßen und rollte ihre Zehen auf dem weichen Bettvorleger. Dann krabbelte sie auf die Matratze und warf sich auf den Rücken. Mit geschlossenen Augen blieb sie liegen, die Arme und Beine weit von sich gestreckt. Am liebsten hätte sie sich hier versteckt, bis diese ganze Sache vorüber war.
„Oh!“
Heather schlug erschrocken die Augen auf. Eric stand barfuß und mit nacktem Oberkörper in der Tür, die sie für eine Badezimmertür gehalten hatte. Für einen Sekundenbruchteil setzte ihr Gehirn beim Anblick seiner austrainierten Brust aus. Dafür sprangen andere, weiter südlich gelegene Regionen ihres Körpers an.
„Ich dachte, hier ginge es ins Badezimmer“, rechtfertigte er sich.
Heather setzte sich auf. Plötzlich waren ihr Mund staubtrocken und ihr Kopf leer.
„Das dachte ich bis eben auch.“
„Der alten Lady sitzt offenbar noch der Schalk im Nacken.“ Er drehte sich einmal um die eigene Achse, bevor er auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers zeigte. „Ich glaube du hast das Bad. Und ich habe die Verbindungstür.“
„Geh‘ ruhig rein. Ich bleibe hier einfach liegen und schlafe die nächsten zwei Wochen durch.“ Sie legte sich wieder hin und schloss die Augen. Äußerlich schien sie ruhig, innerlich brodelte und kochte sie. Erics Geständnis an ihren Vater kam ihr wieder in den Sinn. Er wollte sie.
Einige Minuten später kam er wieder aus dem Badezimmer. Sein blondes Haar war feucht und seinem Körper entströmte ein verführerisch frischer Duft.
„Bad ist frei.“
„Danke.“
Heather stand auf. Plötzlich war Eric vor ihr. Er hob die Hände und sie schloss die Augen, hielt den Atem an. Doch als nichts geschah, öffnete sie sie wieder und sah hinauf in seinen himmelblauen Blick, der vor Lust verhangen war. Er ballte die erhobenen Hände zu Fäusten, und ließ sie resigniert sinken.
„Also dann“, sagte er und wirkte, als würde es ihn seine letzte Kraft kosten. „Bis morgen.“
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ja, bis dann.“
Dann ging er hinaus und schloss die Verbindungstür hinter sich.
*
Auch eine wirklich kalte Dusche hatte Heathers Gedanken und ihren Körper nicht beruhigen können.
Mein Gott, es war Wahnsinn. War sie nicht gerade mit diesem Irren zusammen gewesen? Und hatte nicht Eric alles bis ins kleinste Detail gesehen? Warum verachtete er sie nicht, wie sie selbst es tat?
Diese Frage stellte sie sich immer und immer wieder, während sie sich in ein Badetuch einwickelte und sich auf die Bettkante setzte.
Keine Ahnung, wie spät es war. Doch ihr Herz hämmerte und ihr Blut kochte. Und zu alldem kam die Angst. Angst vor Eric, weil sie sich mit ihm so unerhört wohl fühlte; ihm nach so kurzer Zeit
Weitere Kostenlose Bücher