Lost Secrets (Gesamtausgabe)
Sicherheit bringen, Elisabeth.“ Eric sah Heather über den Rückspiegel fragend an.
„Aber ich muss zurück zu Karen. Und zu den Hunden.“
„Wir haben ein Einsatzkommando hingeschickt.“
Elisabeth wandte sich zu ihrer Tochter um. „Was heißt das?“
„Polizisten werden sich um sie kümmern. Jetzt musst du erst einmal in Sicherheit sein.“
„Am besten irgendwohin, wo Sie aus der Schusslinie sind. Wir brauchen einen sicheren Ort, der schwer einsehbar und gut zu verteidigen ist. Einen Ort, wo sie erst einmal niemand vermutet.“ Wieder sah er Heather an. „Irgendeine Idee?“
Und ob sie eine Idee hatte. Eine gute Idee, eine sichere Idee; aber auch eine Idee, die ihrer Mutter nicht gefallen würde. Sie deutete ein Nicken an.
„Wir fahren zu Dad!“
IX
„
Was
?!“ Elisabeth riss die Augen auf.
„Du hast mich schon richtig verstanden!“ Heather war auf den Widerstand ihrer Mutter durchaus gefasst gewesen.
„Auf gar keinen Fall!“
„Auf
jeden
Fall!“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich werde keinesfalls bei deinem Vater angekrochen kommen wie eine bettelnde Landstreicherin.“
Heather verdrehte die Augen. Die kompromisslose Theatralik ihrer Mutter kannte keine Grenzen.
„Wo lebt dein Vater, Heather?“
Elisabeth sah so überrascht zu Eric hinüber, als hätte sie seine Anwesenheit bereits völlig vergessen.
„In Lockerbie.“ Sie warf ihrer Mutter einen warnenden Blick zu. „Er lebt in einer alten Burg, deren Geschichte er jedem ausführlichst erzählt, der nicht schnell genug wegläuft.“
Ihre Mutter stöhnte zustimmend.
„Eine Burg?“
„Ja, genau. Dicke Mauern und leicht zu sichernde Türme.“
„Das klingt sehr vernünftig, Elisabeth.“ Eric zückte seine charmanteste Stimme, die Heathers Mutter offenbar dahinschmelzen ließ.
„Sind Sie sicher, dass das sein muss?“
„Ich fürchte, ja.“
Fassungslos hörte Heather ihre Mutter eine Zustimmung murmeln, für die sie selbst wenigstens zwei Stunden Diskussionsarbeit hätte investieren müssen.
Sie nickte anerkennend in den Rückspiegel und schloss dann die Augen. Bis Lockerbie würde es noch mindestens eine Stunde dauern, selbst bei Erics Fahrstil.
Kurze Zeit später ließ sie ein Rauschen aufhorchen.
„Zentrale?“, fragte Eric.
„Wir haben Miss Karen Murray und zwölf Welsh Corgies unverletzt in Mrs. Norrington-MacLeans Haus vorgefunden, Agent Moore.“
Elisabeth faltete die Hände und schloss einen dankbaren Seufzer lang die Augen. Heather legte ihr voller Erleichterung die Hand auf die Schulter.
„Sehr gut. Irgendetwas Neues von dem Flüchtenden?“
„Nein, Sir. Die Fahndung läuft, gestaltet sich aber aufgrund der Lage und Dunkelheit außerordentlich schwierig.“
„Danke, Sally.“
Er drückte einen Knopf am Armaturenbrett, dann war die Verbindung unterbrochen.
„Können Sie uns erzählen, wie Sie heute entführt wurden, Elisabeth?“
Eric sah sie prüfend an, genau wie Heather es tat. Ihre Mutter hatte die Finger fest im Schoß verschränkt, um ihr Zittern zu verbergen. Ihr Atem ging flatternd.
„Es war schrecklich“, hauchte sie. „Ich dachte, er würde mich umbringen.“
„Können Sie ihn beschreiben?“
„Er war jung. Vielleicht so jung wie Sie, aber kleiner und dunkelhaarig.“
Heathers Puls schoss in die Höhe. „Hat er irgendetwas zu dir gesagt?“
„Er war so eigenartig.“ Elisabeth schüttelte schaudernd den Kopf. „Er sagte, er wäre deinetwegen hier. Flammengöttin hat er dich genannt und immer wieder hat er gesagt, dass du ihn nicht hättest verlassen sollen.“ Sie wandte sich zu Heather um. „Kennst du diesen schrecklichen Mann denn, Heather?“
Heather schluckte hart. „Ja, Mutter.“
„Warst du mit ihm zusammen?“
Um keinen Preis der Welt würde sie ihrer Mutter auf diese Frage antworten. „Erinnerst du dich an die Vernissage, auf der wir mit Cora waren?“
„Ja, warum?“
„Erinnerst du dich an den Künstler, der dort ausgestellt hat?“
„Natürlich, ich … oh mein Gott! Ja, genau. Das ist er gewesen.“
Heather nickte. „Er ist ein Mörder.“
Instinktiv umschloss Elisabeth ihre eigene Kehle mit der Hand. „Bedroht er dich?“
„Wir müssen ihn finden, Mutter. Er hat eine junge Frau in seiner Gewalt. Und deswegen ist es so wichtig, dass du in Sicherheit bist.“
Heathers Mutter nickte, mehr geschockt als verstehend. „Gibst du deinem Vater Bescheid, dass wir kommen?“
„Natürlich. Ich rufe ihn sofort an.“
Und das tat sie auch.
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