Lost Vampire - Das Ende der Welt
wollte, dass sich die Menschen ihrer Natur nach weiterentwickeln, forschen, entdecken, erfinden.“
Die Hüter des Lichts, der Bund der Illuminaten, erhielten ihren Schatz jedenfalls Ende des 18. Jahrhunderts auf mysteriöse Weise zurück, so viel war sicher. James machte es daran fest, dass in der Zeit der Aufklärung auch die Zahl der Wächter wuchs und die Menschen plötzlich enorme Fortschritte machten.
„ Wenn du und ein Haufen Geheimniskrämer das wussten, warum hat Sam dann Jahrhunderte damit verbracht, seine Herkunft zu ergründen, ohne auch nur einen kleinen Hinweis zu bekommen“, hakte Ever skeptisch nach.
„ Samael war ein hochmütiger und arroganter Engel. Als er den Menschen versprach, ihnen das Licht zurückzubringen, war Stillschweigen über die Vergangenheit vor seinem Fall seine Bedingung gewesen“, erklärte James. „Er wusste, was ihn erwartete, doch er war zu eitel, um sich die Bürde der Erinnerung an sein Dasein als Engel aufzulasten.“
„ Wenn das so ist, weshalb erzählst du mir das gerade?“, erkundigte sie sich verdutzt.
„ Offen gestanden bist du das erste Geschöpf, das nachfragt und ich lüge nicht“, erwiderte ihr Mentor.
„ Dann wird Samael wohl demnächst ein paar unerwünschte Informationen erhalten“, stellte sie lächelnd fest.
„ Tu was du nicht lassen kannst.“
Kapitel 13
10. Juli. Torch Creek. Dämmerung.
Ever hatte den ganzen Tag im Museum unter James Fittichen verbracht. Kurz vor Sonnenuntergang hatte sie sich verabschiedet, um zu George zu fahren. Es war eigentlich unnötig, das kurze Stück vom Museum zu dem verfluchten Haus mit dem Auto zurückzulegen, doch James bestand darauf. Sie sollte nur so kurz wie möglich alleine sein. Die Gestaltwandlerin verrollte die Augen – James mochte ein Wächter sein, doch jetzt gerade schien er übervorsichtig wie eine Glucke.
Als Ever ihren Pickup vor Georges Einfahrt parkte, dämmerte es bereits, doch sie sah noch kein Licht im Haus. Stattdessen bemerkte sie Sam, der sich auf der Veranda breit gemacht hatte. Er brauchte einen Moment, um sie überhaupt zu bemerken, dann stand er träge auf und kam ihr entgegen.
„ Hey, alles in Ordnung?“, fragte sie mit gehobenen Brauen. „Du siehst nicht gesund aus.“
„ Tierische Kopfschmerzen“, murmelte er. „Ich glaube deine kleine Freundin hat mit ihrem dummen Fluch gute Arbeit geleistet.“
„ Kopfschmerzen, das ist alles?“ Sie lachte.
„ Nicht witzig“, grummelte er zurück, sah sie für einen Moment an und seufzte. „Verrat' bloß keinem, dass ich dir auf die emotionale Tour komme, sonst schicke ich ein paar peinliche Fotos von dir neulich nachts rund.“
Sie stieß ein schnaubendes Lachen aus und legte dann scherzhaft die Hand auf die Brust. „Keiner erfährt, dass du auch Gefühle hast.“
„ Brav“, meinte er und ließ sich wieder auf der Veranda nieder. Ever setzte sich neben ihn und ihre Schultern berührten sich kurz. Von Sam ging ein seltsames Kribbeln aus, stellte sie fest.
„ Ich krieg' es einfach seit gestern nicht aus dem Kopf. Ich wandere seit über zweihundert Jahren durch die Gegend, keinen Schimmer wer ich bin oder wo ich herkomme. Irgendwann in einer Gasse von deinem Blutsaugerfreund gefunden und nicht einen Deut schlauer, was das Ganze soll. Ich bin mittlerweile durch die halbe Welt gereist, auf der Spur von so genannten Dämonen.“
Auf Evers Lippen formte sich ein zaghaftes Lächeln, doch er sah nicht zu ihr herüber.
„ Ich hab' Bücher gelesen, Ever.“ Er sprach das Wort mit einem verzweifelten Ekel aus. „Bücher über Dämonen in Geschichte und Religion, nur um Hinweisen nachzugehen. Jetzt sitz' ich in dieser Geisterstadt rum und die erste verdammte Dämonin, mit der ich reden könnte, hat die Dreistigkeit stattdessen die verdammte Welt zerstören zu wollen. Worüber zum Teufel grinst du so blöd?“
Er hatte sie kurz angesehen und ihr Kichern bemerkt.
„ Nachdem du neulich Wahrheiten über mich ausgespuckt hast, habe ich vielleicht auch etwas für dich, Sam Shaw: Du bist kein Dämon.“
„ Aha“, entgegnete er mit gehobener Augenbraue, „was ich bin, ist immer noch meine Angelegenheit.“
„ Wie bist du überhaupt darauf gekommen ein Dämon zu sein?“, hakte Ever nach und vergaß durch das Schauspiel einen Moment ihre eigenen Sorgen.
„ Das geht dich eigentlich gar nichts an, aber wenn du es unbedingt wissen willst“, setzte er an und dachte kurz nach. „Was soll ich sagen. Ich habe Kräfte, die du
Weitere Kostenlose Bücher