Lost Vampire - Das Ende der Welt
er schüttelte den Kopf.
„ Ein Fehler und…“, formten seine Lippen stimmlos. Es reichte, um die Aufmerksamkeit der Dämonin auf sie zu ziehen. Reflexartig trat Sam hervor.
„ Ich weiß, was du planst, Dämonin, und ich will daran teilhaben“, erklärte Sam mit feierlicher Stimme, die keine Widerrede zuließ. Er blickte Linestra direkt in die Augen und George überkam ein zweifelhafter Schauer.
Die Dämonin antwortete nicht in einer Sprache, die der Vampir jemals gehört hatte. Ihre Stimme war das Grollen, Schreien und Murmeln hunderter Stimmen, die sich zu einem geballten Gesang vereinten. Sie sprach nicht mit Worten, sondern mit der Gesamtheit ihres Wesens, das über Sams Körper glitt und in ihn eindrang. Telepathie war ein zu harmloser Ausdruck für die rohe Sprache der Dämonin.
George wollte sich bereit zum Kampf machen, doch dann sah er, wie sie in Sams Augen verharrte. Am Summen und Vibrieren ihres Gesangs spürte der Vampir, dass sie neugierig auf das Geschöpf war, das ihr unter die Augen getreten war. Der alte Freund begann sodann in Worten zu sprechen, die George ebenso fremd waren wie Linestras Singsang.
Glühende Lavafäden sickerten zwischen dem Dreieck und der Dämonin hindurch und bahnten sich einen flammenden Weg den Vulkan hinab. Der Krater zischte und ächzte, während über Linestra der Glanz roter Blitze züngelte. Der Vampir roch die Lache aus Blut, die sich unter Ever ausbreitete. Es färbte den Stein schwarz gegen die Röte der Umgebung. Evers Herzschlag war so schwach, dass der Vampir es kaum mehr wahrnehmen konnte. Es galt keine Zeit zu verlieren.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, erschien James auf der anderen Seite des Kraters. Er gab ein klares Handzeichen und öffnete seinen Almanach. Im anderen Arm trug er die bronzene Urne, welche er zur Bannung von Linestra aus seiner Sammlung ausgewählt hatte. Sam, der gerade noch sein merkwürdiges Gespräch mit der neugierigen Dämonin geführt hatte, sprang sie plötzlich an und riss sie mit dem Moment der Überraschung zu Boden. George stürzte nach vorne und zog seine Waffen. Linestra rang mit Sam – blaue und rote Lichtblitze gaben ein schauriges Schauspiel ab. Der Vampir rammte beide Schwerter tief in den Rücken der Dämonin. Sie wütete und schrie, während Sam das tobende Geschöpf am Boden hielt. Linestra entlud sich wie eine Gewitterwolke. In alle Richtungen zuckten rote Blitze, die George, Sam und auch Ever trafen, während ihre Wutschreie den Donner bildeten. Sam biss die Zähne zusammen, als ihre Elektrizität durch seinen Körper schoss.
„ Verschwinde, Sam!“, brüllte George seinen Freund an, damit die Dämonin nicht dessen Körper übernehmen konnte. Eine Sekunde, bevor James den Bannzauber beendete und die Blitze langsam versiegten, hörte George Ever stöhnen. Er wollte zu ihrer Seite eilen, doch er kannte seine Rolle bei der Bannung der Dämonin. Die Formeln von James' Zaubersprüchen vermischten sich in seinem Kopf mit einem Seitenblick auf Sam, der die Gestaltwandlerin aufhob und in Sicherheit trug. Die Stimme des Wächters schien Linestra zu schwächen und ihr Grollen verstummte. George erhob sich und trennte mit einem Schwerthieb ihren Kopf vom Körper. Langsam verging das rote Glühen und die Nacht legte sich dunkel über den Krater. Nur noch ein Windzug war spürbar, als James die Urne schloss. Es blieb die Finsternis zurück und Sterne leuchteten fahl am Firmament. Die Stelle des Gefechts roch verbrannt.
Der Vampir brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Alles war in Ordnung, sickerte ein Gedanke in seinen schmerzenden Kopf. Die bösen Geister waren ausgetrieben und das große Unheil vorbei. Dann wandte George sich in Sams Richtung.
„ Ever?“ Er hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Entfernung. Der Vampir schleppte sich zu James und Sam hinüber und blickte ins starre Gesicht des Wächters, bevor er das Mädchen am Boden betrachtete. Sie sah alles andere als friedlich aus. Verdreckt, rußgeschwärzt und aufgeschlitzt. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Torch Creek konnte er ihren eigenartigen Herzschlag nicht hören, so sehr er sich auch darauf konzentrierte.
„ Sie hat schon zu viel Blut verloren“, brachte James heraus wie einzelne, schmerzhafte Bruchstücke, „noch bevor die Blitze sie getroffen haben.“
„ Nein“, schrie George laut, als könne dieses eine Wort Tatsachen ungeschehen machen. Er stieß Sam, der neben Evers leblosem Körper kniete, zur Seite und ließ
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