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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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große Bild von Judith, das sie mit zweiundzwanzig Jahren in Neuorleans hatte malen lassen, außerdem ein Porträt von Philip, das einige Zeit später entstanden war. Es stammte von einem französischen Künstler, der einmal einen Winter in Dalroy zugebracht hatte. Obwohl die Sklaven die meisten neuen Möbel angefertigt hatten, standen doch auch schwere Tische mit geschnitzten Füßen aus Frankreich und mehrere gepolsterte Sofas in den Räumen. Auch ein Klavichord hatten die Larnes von einem französischen Adligen gekauft, der den Schrecken der Französischen Revolution mit einigen guten Stücken seines Hausrates entkommen war. Er bekam so viel Geld dafür, daß er sich unter den Barbaren zu Tode trinken konnte. Es war sehr gebrechlich und sah wunderlich genug aus. Die Hälfte der eingelegten Hölzer war herausgefallen, und diese Art von Musikinstrumenten wurde auch schon unmodern, aber Rita liebte das Klavichord über alles und spielte begeistert darauf.
    »Um Himmels willen, Judith, laß ihr doch das Vergnügen«, sagte Philip. »Sie ist jetzt schon älter, als du es bei unserer Heirat warst, und sie wird nicht immer bei uns bleiben.«
    Judith seufzte und gab ihm recht. Sicher, es war ein entzückendes Bild, wenn Rita am Klavichord saß und die jungen Herren aus der Nachbarschaft gerührt zuhörten. Sie ließen sich nicht einmal dadurch stören, daß das Instrument durch den Transport von Paris nach Louisiana sehr gelitten hatte und verstimmt war.
    Auf der Rückseite des Hauses lagen die Näh- und Weberäume. Wenn auch die meisten Stoffe für Anzüge und Kleider gekauft wurden, war Judith doch eine zu sorgsame Hausfrau, um auch fertige Laken und Decken zu verwenden. Jenseits der Halle befanden sich die Vorratsräume und die Weinkammer, eine Reihe wichtiger Türen, deren Schlüssel Judith an ihrem Gürtel trug. Das Küchenhaus hatte man aus Ziegeln errichtet, um gegen Feuergefahr geschützt zu sein, und die Regenbehälter auf der Rückseite der Gebäude waren aus gebranntem Ton, den bunte Glasuren schützten. Die Quartiere der Dienstboten lagen getrennt vom Haupthaus, waren aber durch einen gedeckten Gang damit verbunden. Auch diese waren mit Veranden ausgestattet, wo die Diener sitzen konnten, wenn sie ihre Tagesarbeit verrichtet hatten. »Sicher gehört nicht ein jeder zu einem solchen Haus«, sagten die Diener untereinander und prahlten den Sklaven anderer Familien gegenüber, daß die Dienerschaft in Ardeith nahezu ebensogut und vornehm wohnte wie die Herrschaft selbst.
    Das obere Geschoß enthielt die Schlafräume. Es waren im ganzen acht außer den Zimmern für die Leute, die zur persönlichen Bedienung bestimmt waren, denn man mußte immer für die Aufnahme von Gästen bereit sein.
    Neben Davids Zimmer lag ein anderes, das mit gepolsterten Stühlen, einem Nähtisch und Fußbänken ausgestattet war, da man erwartete, daß er nun bald eine Frau heimführen würde. Sie mußte natürlich ihr eigenes Wohnzimmer haben.
    »Dieses Haus ist so großartig und wundervoll«, sagte Rita zu ihrer Mutter, »daß ich tatsächlich den Gedanken hasse, zu heiraten und von hier fortzuziehen.«
    »Nun, es wird wohl noch eine Weile dauern, bis du heiratest«, erwiderte Judith schnell.
    »Warum denn? Ich bin doch schon sechzehn.« Rita rieb sich die Augen. Sie hatte mit David in der vergangenen Nacht einen Ball besucht, den Gervaise ihrer Tochter Emily gab, und war eben erst ins Eßzimmer gekommen, um zu frühstücken.
    Judith lächelte traurig, als sie Rita eine Tasse Kaffee einschenkte. Eines der Küchenmädchen brachte heiße Waffeln herein. Als sie hinausgegangen war, wandte sich Rita wieder an ihre Mutter.
    »Bekomme ich eigentlich eine gute Aussteuer?«
    »Natürlich, wenn du einen netten jungen Mann heiratest.«
    »Vielleicht heirate ich einen, der arm ist«, entgegnete Rita sachlich. Sie behielt im allgemeinen ihre Gedanken für sich, und Judith wußte nicht recht, ob diese Äußerung ernst gemeint war. »Meiner Meinung nach muß ich vor David heiraten. Ich würde mich wie eine alte Jungfer fühlen, wenn eine junge Frau im Hause wäre, die mehr zu sagen hat als ich. Und David –«
    »Nun, was wolltest du über ihn sagen?«
    »Ach, er läuft jetzt auf jedem Ball Emily Purcell hinten und vorne nach. Bestimmt hat er sich in sie verliebt, denn früher hat er nie einem jungen Mädchen so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Wäre es nicht nett, wenn die beiden heiraten würden?«
    »O ja.« Judith langte nach der Kaffeekanne, um

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