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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich selbst eine Tasse einzugießen. Sie dachte daran, wie sehr sie eine solche Möglichkeit gefürchtet hatte, bevor David von Hause fortgegangen war. Heute freute sie sich nur, daß er an einem so begehrenswerten Mädchen wie Gervaises Tochter Gefallen fand. Wie töricht bin ich doch früher gewesen, dachte sie ironisch.
    »Emily scheint wirklich ein liebes Ding zu sein«, sagte sie. »Vernünftig und ruhig. Kennst du sie gut?«
    »Ich glaube kaum, daß irgend jemand sie genauer kennt. Sie ist sehr zurückhaltend. Aber sie versteht es, sich zu kleiden und sich zu unterhalten. Man wird gern auf ihre Gesellschaften gehen. Ich glaube, daß sie sehr gut zu David paßt.« Rita lachte hinter einer Waffel. »Ich bin nur froh, daß nicht Martha St. Clair meine Schwägerin wird!«
    Judith lachte auch. Vor wenigen Monaten hatte Roger Sheramy die jüngste der Töchter von St. Clair geheiratet. Aber wenn man Martha auch als ungewöhnlich schön bezeichnen mußte, war sie doch launenhaft wie ein verzogenes Kind. »Sage das nur nicht außerhalb des Hauses«, warnte Judith. »Roger ist dein Vetter.«
    »Das tue ich nicht. Aber du weißt doch, Emily ist nicht besonders schön. Trotzdem hat sie sicher in ihrem ganzen Leben noch nicht soviel geweint wie Martha in einer Woche. Dabei hat Martha gar keinen Grund zum Heulen. Roger verwöhnt sie unglaublich. Mutter!«
    »Ja?«
    »Kann ich heute nachmittag mit Mr. Carl Heriot ausreiten?«
    »Natürlich. Nimm Melissa mit und bleibe nicht bis nach Sonnenuntergang fort, du kannst auch Mr. Heriot zum Abendessen mitbringen, wenn du möchtest.«
    »Ja. Könnte man aber nicht Melissa ein neues Reitkleid besorgen? Es sieht nicht gut aus, wenn eine feingekleidete junge Dame von einer armselig angezogenen Dienerin begleitet wird.«
    »Warum gibst du ihr nicht das grüne, das du im vergangenen Frühjahr getragen hast?«
    »Das ist ein guter Gedanke. Das werde ich tun.« Rita legte Messer und Gabel hin und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Mutter, wenn ich heirate und mein eigenes Haus habe, kann ich dann auch mein Klavichord mitnehmen?«
    »Selbstverständlich. Es spielt doch außer dir niemand darauf.«
    »Danke schön.« Rita verließ das Zimmer.
    Judith lächelte nachdenklich, als sie ihr nachsah. Wenn Carl Heriot der arme junge Mann war, von dem Rita vorher gesprochen hatte, konnte Judith höchstens den einen Einwand erheben, daß sie ihre Tochter noch nicht in so jungen Jahren verheiraten wollte. Die Heriots, eine alte englische Familie, waren kurz nach Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges nach Westflorida geflohen. Mehrere Aufständische hatten ihrer Feindseligkeit gegen die Engländer dadurch Ausdruck gegeben, daß sie das Haus der Heriots in Pennsylvanien in Brand steckten. So hatten diese nicht viel von ihrem Vermögen mitnehmen können, aber das Wenige hatten sie in Wäldern angelegt und trieben jetzt einen Handel mit Bau- und Feuerholz. Carls Mutter sprach gern über ihre große Vergangenheit, aber er selbst war ein vernünftiger junger Mann, der sich offenbar nicht zuviel darauf einbildete, das Mitglied einer in ihren Rechten gekränkten aristokratischen Familie zu sein. Judith glaubte, daß er ein guter Ehemann werden würde.
    Am Nachmittag ritt Rita mit ihm nach dem Uferdamm, gefolgt von ihrer schwarzen Dienerin, die stolz das abgelegte Reitkleid ihrer jungen Herrin trug. Judith sah ihnen nach und sagte zu Philip, daß sie wirklich ein außergewöhnlich schönes Paar seien.
    »Ich freue mich, daß du so denkst«, erwiderte er. »Carl und ich hatten eine Unterredung, während er auf Rita wartete. Er bat mich um die Erlaubnis, ihr einen Antrag machen zu dürfen.«
    Judith rollte lächelnd das Ende des Vorhanges zusammen. »Glaubst du nicht, daß er ihr schon einen gemacht hat?«
    »Vermutlich hat er das getan. Er schien seiner Sache sehr sicher zu sein, daß sie ihn annehmen würde.«
    »Hoffentlich hast du ihn auch nach seinen Aussichten gefragt?«
    »Gewiß. Er war sehr offen. Carl ist ein jüngerer Sohn, wie du weißt, und außerdem hat die Familie nicht viel unter ihre Kinder zu verteilen. Es war wirklich anerkennenswert, als er mir aufrichtig sagte, daß seine Mutter in der Erinnerung die Verluste wohl überschätzte, die sie in Pennsylvanien erlitten hatten. Aber Ritas Mitgift ist ja groß genug für einen Anfang. Woran dachtest du denn eben?«
    »An David.«
    »An ihn und Emily Purcell? Da steht es gut. Heute morgen bat er mich um Auskunft, mit wem ein junger

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