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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Heuschrecken verschwanden vollkommen aus dem Haus.
    Aber Philip steigerte auch die Zuckererzeugung und baute ein großes Ziegelhaus für die Destillation des Zuckersaftes. Außer ein paar unbedeutenden Leuten, die zu dumm oder zu träge waren, um neue Kulturen auf ihren Feldern einzurichten, sprach kein Mensch mehr über Indigo. Baumwolle und Zucker brachten den Städten am Fluß neuen Wohlstand und Aufschwung. Louis Valcour errichtete zwei neue Lagerhäuser, aber auch die reichten bald nicht mehr aus, so daß er noch fünf größere baute, denn Baumwolle nahm viel Platz ein und erforderte beträchtlichen Stapelraum. Die Familie Purcell baute neue Anlegestellen an beiden Enden der Stadt, um dem aufblühenden Handel am Strom zu genügen. Durham und Larne, die Bootbaufirma, eröffnete eine neue Werft zur Herstellung größerer Fahrzeuge.
    Als Judith dies alles hörte, wandte sie sich verwundert an Philip.
    »Ich bin wirklich fassungslos über diese schnelle Entwicklung«, gestand sie ihm.
    Er lachte nur und drückte ihre Hand. Sein Gesicht trug denselben glücklichen Ausdruck wie damals, als er sie zum erstenmal in das neue Herrenhaus geführt hatte.
    »Das ist Fortschritt«, sagte er. »Nein, es ist noch mehr als das – es ist Erfüllung unserer Wünsche. Davon haben wir geträumt, als wir den Fluß herunterkamen.«
    Das Aussehen der Gegend veränderte sich so schnell, daß hervorragende Kennzeichen und Merkmale fast über Nacht verschwanden. An Stelle der alten Indigoplantagen, die hier und dort von Tabakfeldern unterbrochen worden waren, sah man jetzt meilenweit nichts als Baumwolle und Zuckerrohr, das sich im Winde wiegte. Die Indigofässer waren verschwunden und Baumwollmaschinen nahmen deren Platz ein. Die Rohbaumwolle wurde in Lagerhäusern aufgestapelt, und Reihen von Wagen belebten die Straße. Sie brachten die großen Ballen zu den Werften. Die Tabakschuppen machten häßlichen Ziegelgebäuden Platz, in denen der Zucker destilliert wurde. Hohe Kamine wuchsen aus dem Boden und stießen nach der Zuckerernte Tag und Nacht schwarze Rauchwolken aus.
    Auch das Bild der Stadt Dalroy veränderte sich. Mit dem wachsenden Reichtum wurden neue Wohnstraßen angelegt, die von dem Kern der Stadt abzweigten, und überall ertönte der Lärm von Sägen und Hämmern. Auf den Werften entwickelte sich lautes, geschäftiges Treiben. Neue Bankhäuser, neue Gaststätten und Kneipen entstanden, ebenso neue Läden, in denen teure Waren ausgestellt waren. Die Leute konnten es sich jetzt leisten, solche Dinge zu kaufen.
    An den Anlegestellen sah man mehr Boote als jemals vertäut, und die Schiffe waren größer als früher. Sie nahmen die Baumwolle mit und brachten dafür Kleiderstoffe, Wein und Möbel für die reichen Leute.
    Überall regte es sich, überall wurde tatkräftig gearbeitet. Das Land am großen Strom verlor die heitere Ruhe der Tage, in denen noch Indigo gepflanzt worden war. Über Baumwollkulturen stand noch wenig fest, man konnte nicht aus den Erfahrungen früherer Jahre lernen. Männer, die sich an Kreuzwegen trafen, stritten heftig darüber, welche Sorten am einträglichsten seien und wann man sie am besten anpflanze. Bei zufälligen Begegnungen an den Straßenecken sprach man darüber, daß der und der eine neuartige Baumwollmaschine in Betrieb hätte. Sie sollte die Rohbaumwolle schneller und besser auskämmen, als man es sonst jemals gesehen hatte. Oder man unterhielt sich darüber, daß ein Plantagenbesitzer massive Silbergefäße für seine Tafel bestellt hatte. Es war eine große, aufregende Zeit, und Judith dachte manchmal ein wenig belustigt, daß der größere Reichtum die Menschen ein wenig protzig und gewöhnlich mache. Aber selbst ihre plumpsten Prahlereien hatten noch etwas Gesundes und Liebenswertes an sich.
    Judith glaubte, sie könnte in Ruhe dieses eigenartige Schauspiel beobachten; doch es dauerte nicht lange, da machten sich das Getöse und die Unruhe der fortschreitenden Entwicklung auch innerhalb ihres Heims bemerkbar.
    »Wir brauchen ein neues Haus«, behaupteten David und Rita.
    »Aber liebe Kinder!« rief Judith. »Was habt ihr denn an diesem hier auszusetzen?« Sie betrachtete die roten Mooswände, die sie so sehr liebte. Aber die Kinder konnten natürlich nicht verstehen, wie eng das Leben ihrer Mutter mit diesem Haus verknüpft war.
    Rita sprach in der kurzen, bestimmten und doch nicht unfreundlichen Art, die charakteristisch für sie war. Sie war jetzt fünfzehn, schlank und hübsch mit

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