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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hing eine Glockenschnur herunter, in der Art, wie sie in den alten Tagen der Dampfboot-Schiffahrt von den Damen verwendet wurden, wenn sie bei einer Reise auf dem Strom stickend im Kreise saßen und sich eine Limonade heraufbringen ließen.
    »Geht die Glocke noch?« fragte Eleanor.
    »Ja, gewiß. Warum?« Kester zog an der Schnur. Gleich darauf stand ein schwarzgekleideter Neger in der Tür; er sah aus wie ein Leichenträger. Kester nannte ihn Cameo. Er befahl dem Mann, Kaffee zu bringen. Cameo näherte sich Eleanor mit grotesk-feierlicher Höflichkeit. »Wünschen Sie, Ihren Mantel anzubehalten, Miß?« fragte er.
    Eleanor zog mit Hilfe des Negers den Mantel aus und reichte ihm ihn. Als Cameo hinausging, bemerkte sie, daß die Tür eine silberne Klinke hatte und in silbernen Scharnieren hing, die in weichem Glanz schimmerten. Jetzt erinnerte sie sich, die gleichen Klinken und Scharniere bereits in der Bibliothek gesehen zu haben. Einen Augenblick stand sie still. Sie tat heute ihren ersten Blick in die Wunderwelt eines der großen Herrensitze, von denen sie schon so viel vernommen hatte. Sie war sich klar bewußt, etwas sehr Wichtiges und Bedeutsames zu erleben, und doch waren alle ihre Sinne wie in heimlicher Abwehr gespannt. Sie begann zu begreifen, warum die Menschen, die Generationen hindurch in der konservierten Atmosphäre derartiger Häuser gelebt und geatmet hatten, so wurden, wie sie sich ihrer Umwelt zeigten. Ihre natürlichen Triebe waren durch die unverletzlichen Regeln einer kultivierten und aufs äußerste sublimierten Lebenshaltung nach und nach eingedämmt worden, bis schließlich die letzte Unsicherheit schwand; ihre Charaktere waren in dieser abgeschlossenen Welt, in der alles ein für allemal feststand, in der jeder von klein auf genauestens wußte, was er zu tun hatte und was von ihm erwartet wurde, bis zur äußersten Glätte abgeschliffen, die Porträts in der Halle und die uralten Eichen vor dem Haus, – alles verriet die gleiche ruhige Selbstsicherheit, die sie schon an Kester beobachtet hatte. Ach, es war ziemlich leicht, das zu verstehen, aber es schien eine Welt ohne Zugang.
    Kester hatte inzwischen den Phonographen in Betrieb gesetzt und eine moderne Tanzplatte aufgelegt. Er stellte den Apparat ab, als Cameo wieder erschien und ein Tablett mit einem silbernen Kaffeeservice auf einem niedrigen Tischchen vor dem Kamin abstellte. Kester und Eleanor nahmen das Service vom Tablett und sahen einander an; Eleanor goß den Kaffee in die Täßchen.
    »Was für ein wundervolles Service«, sagte sie; sie sah, wie der durch die hohen Fenster hereindringende Lichtschein sich in der Kanne spiegelte. »Es sieht aus wie ein Hochzeitsgeschenk.«
    »Vermutlich war es eins«, sagte Kester.
    »Von Ihrer Mutter?«
    »O nein, sehr viel früher. Meine Urgroßmutter dürfte es bekommen haben. Warten Sie, es ist ein Monogramm eingraviert.«
    Eleanor drehte die Kanne und fand die Initialen ›F. D. L.‹ »Heißt das Frances Durham?« fragte sie. »Ich las den Namen zufällig vorhin in der Bibel. Aber entschuldigen Sie –«; sie brach ruckhaft ab.
    »Was denn? Was haben Sie?«
    Sie lachte etwas gezwungen: »Es geht mich ja schließlich nichts an. Aber ich sehe eben, da ist einer Ihrer Diener recht unachtsam gewesen. Hier gerade über dem Monogramm ist ein Sprung im Metall.«
    Kester betrachtete sie entzückt. »Vierzig Jahre lang ist versucht worden, diesen Sprung zu heilen«, sagte er. »Er wurde durch einen Spaten verursacht, der dagegenschlug, als man das Silber nach dem Bürgerkrieg aus der Erde grub.«
    Eleanor stellte die Kanne behutsam zurück. Und wieder fühlte sie sich angeweht von der dichten Atmosphäre dieser fremden Welt, in die sie so unversehens eingedrungen war. Sie sah das Licht in dem alten Silber der beschädigten Kanne blitzen und wußte, daß der Sprung da nicht irgendein Sprung war, daß er sich von irgendwelchen Zufallssprüngen ebenso unterschied wie die kleinen Unregelmäßigkeiten in handgearbeiteter Spitze von den Schludrigkeiten maschinell hergestellter Imitationen.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mir zumute ist«, sagte sie. »Ich blicke in eine ganz neue Welt, und diese Welt ist gänzlich verschieden von allem, was ich bisher kennenlernte. Ich wohne in einem Hause in New Orleans, das vor neun Jahren erbaut wurde, und wir beschweren uns fortgesetzt, weil es nicht modern genug ist.«
    »Ich habe mir oft gedacht, es müßte sehr bequem sein, in so einem modernen Hause zu

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