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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wohnen«, entgegnete Kester. »Zweifellos ist es angenehm, zu wissen, daß die Dachrinnen dicht sind und daß man nicht Gefahr läuft, die Bodentreppe auf den Kopf zu bekommen. Darf ich noch ein Täßchen Kaffee haben?«
    Sie füllte ihm die Tasse. »Würden Sie meinen Vater kennen, so würden Sie besser wissen, was ich meine«, fuhr sie fort. »Er ist ganz und gar ein Mensch des Heute, ein typischer Amerikaner, ein Selfmademan, wenn Sie so wollen. Vielleicht können Sie das nicht verstehen: Er ist so stolz, seinen Kindern Möglichkeiten bieten zu können, die er selbst nie gehabt hat.«
    »Ich glaube, ich hätte mir das auch ohne Ihre Erklärung gedacht«, sagte er nachdenklich, »seien Sie bitte nicht böse, aber ich brauche doch nur Sie anzusehen. Sie gleichen Ihrem Vater, nicht wahr? Ich meine – auch innerlich?«
    Sie runzelte ein wenig die Stirn. »Die Leute sagen es. Ich habe lange für ihn gearbeitet, in den Sommerferien, solange ich im College war, und ständig, seit ich meine Studien beendet habe.«
    »Wo waren Sie im College?«
    »In Barnard. Und Sie?«
    »In Tulane. Waren Sie gern im College?«
    Sie lachte etwas verlegen. »Ich weiß nicht. Nicht sehr, glaube ich. Ich bin nicht besonders klug. Und die anderen Mädchen waren – nun ja, so jung. Hätten sie wie ich am Strom gelebt und die oft genug verzweifelten Kämpfe kennengelernt, die hier von den Männern bei Tag und bei Nacht durchgefochten werden mußten, um die Flut zurückzuhalten, sie hätten wahrscheinlich auch etwas andere Grundlagen für das Leben mitbekommen und würden ein Haarband oder einen Hut nicht mehr für das wichtigste Ding auf Erden halten. Aber ich langweile Sie wahrscheinlich; verstehen Sie überhaupt?«
    Ihre Augen begegneten sich; sein Gesicht war jetzt ganz ernst. »Ja«, sagte er, »ich verstehe Sie. Aber ich habe ein Mädchen wie Sie nie gesehen. Bitte, sprechen Sie doch weiter. Erzählen Sie mir mehr von den Mädchen im College. Ich bin sicher, sie bisher mit ganz falschen Augen gesehen zu haben.«
    Sie zog in burschikoser Manier die Knie hoch und umschlang sie mit den Armen. »Es ist merkwürdig«, sagte sie, »da war auch eine Wand. Ich verstand sie meistens nicht. Schon die Art, wie sie miteinander zu flüstern pflegten, schien mir sonderbar. Sie sprachen mit geheimnisvollen Mienen über Dinge und Zusammenhänge, die mir zeit meines Lebens selbstverständlich waren. Geburt und Tod sind natürliche Vorgänge in einem Deichbaulager; da gab es für mich kein Geheimnis. Auch das Zelt am Lagerende, das von Frauen bewohnt war und das ich nicht betreten sollte, war für mich weiter nichts Aufregendes. Nein, ich glaube nicht, daß ich jemals sehr mädchenhaft albern war.«
    »Gewiß nicht«, versetzte Kester lächelnd. »Albernheit wäre sicher das Letzte, was man einem Mädchen wie Ihnen vorwerfen könnte.« Er saß jetzt wie ein Lausejunge mit gekreuzten Beinen auf dem Fußboden und lauschte hingegeben ihren Worten.
    »Fahren Sie fort«, sagte er, »erzählen Sie mir etwas von einem Deichbaulager. Das ist für mich eine fremde Welt, obgleich ich so nahe am Strom wohne.«
    Eleanor war merkwürdig zumute. Es war gewiß nicht ihre Art, so viel von sich selber zu reden, aber er war ein Zauberer, er hatte sie behext. Er wollte, daß sie erzählen solle, und sie erzählte. Da war Randa, die Köchin des Deichbaulagers. Sie war eine Negerin und hatte Diamanten in den Zähnen. Eine sonderbare Geschichte. Randas Mann hatte bei der Deichbauarbeit eine Verletzung erlitten und war gestorben. Die Regierung hatte der trauernden Witwe eine Prämie gezahlt. Randa, die Gute, war aber bange vor Glücksjägern, die ihr mit Heiratsabsichten nahen und sie ihres Schatzes berauben könnten. Da sie entschlossen war, sich ihren Reichtum zu erhalten, brachte sie ihn in Gestalt von Diamanten in ihren Zähnen unter. – Eleanor erzählte von Jelli Roll, der auch ein Neger und der Aristokrat des Lagers war. Denn Jelli Roll war so tüchtig, daß er zweieinviertel Dollar am Tage verdiente und es sich leisten konnte, Hemden aus geblümtem Percale zu tragen. Zweifellos war Jelli Roll ein Genie. Seine Arbeit bestand darin, den Deichabhang zu planieren. Wenn nun die Männer mit den Schaufelloren heraufgekeucht kamen, sagte er ihnen, wo sie den Sand abladen sollten. Seine Kunst bestand in der Schnelligkeit der Berechnung. Er gab seine Anweisungen so schnell und so exakt, daß er nicht nur das Abladen von drei Loren gleichzeitig dirigierte, sondern auch die

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