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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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konnte. Sie hatte sehr schöne Augen von einem tiefdunklen Blau mit schwarzen Wimpern und sauber gezeichneten Brauen. Ihr festgeflochtenes dunkelbraunes Haar glänzte über ihrer Stirn wie eine Adelskrone.
    Eleanor hatte sich im Widerspruch zum Zeitstil niemals geschnürt. Nicht, weil sie die Mode verachtete, sondern einfach deshalb, weil sie herausgefunden hatte, daß ein straff sitzendes Korsett das Atmen erschwerte. Aber die viele Bewegung im Freien, an die sie von Kind auf gewöhnt war, hatte ihrem Körper eine natürliche Geschmeidigkeit verliehen; was immer sie trug, es stand ihr prachtvoll. So wie die glatt sitzende Hemdbluse aus blauem Satin, in der sie jetzt hinter ihrer Schreibmaschine saß, mit dem einfachen weißen Kragen, der kühl und ein wenig pedantisch den schlanken Hals umschloß, und dem glatt bis zum Spann herabfallenden bortengesäumten Rock. Immer betonte ihre Kleidung ihren durchaus eigenen, Eleganz und Freiheit verbindenden Stil. Der Kragen war gestärkt und konnte somit auf die üblichen Stäbchen verzichten, der Gürtel wirkte fest, ohne es zu sein; er behinderte sie nicht. Der Rock war unterhalb der Knie mit einer geschickt verborgenen Falte versehen, die ihr das freie Ausschreiten ermöglichte.
    Der Glanz des Tages funkelte sogar im Inneren des Zeltes. Eleanor verspürte Neigung, ein wenig ins Freie zu gehen. Sie saß seit sechs Uhr morgens hinter der Schreibmaschine und hatte schon einen leichten Krampf zwischen den Schultern. Aber da waren nun noch drei ungeöffnete Briefe, und es war immerhin möglich, daß etwas dabei war, was sofortige Erledigung verlangte. Sie griff zum Falzmesser und schlitzte sie hintereinander auf. Ein Senator schrieb und wies Fred Upjohn auf die von Präsident Taft für den Herbst einberufene Wasserstraßen-Tagung hin. Upjohn hatte sein Erscheinen bereits zugesagt; der Brief konnte ohne Antwort abgelegt werden. Der nächste Brief war an sie selber gerichtet. Ihre Augen überflogen die Zeilen: ›– – die bemerkenswert vielen Frauen-Promotionen an amerikanischen Universitäten bestätigen nur die außerordentliche Wichtigkeit, die dem Frauenstimmrecht zukommt.‹ Ihre Lippen kräuselten sich, und der Brief flog in den Papierkorb. Eleanor hatte niemals besondere Schwierigkeiten gehabt, das zu erreichen, was sie wollte, und es kümmerte sie nicht, ob andere Frauen bekamen, was sie wollten; mochten sie zusehen, es war ihre Sache. Der letzte Brief erforderte eine Antwort; sie spannte einen Bogen in die Schreibmaschine.
    Fred Upjohn sah flüchtig herüber: »Bald fertig?«
    Sie nickte; ihre Finger glitten bereits über die Tasten: ›– – wenn also keine ernsthafte Behinderung, etwa durch Wetterverschlechterung, eintritt, so sind wir sicher, das neue Deichprojekt fristgemäß zum 1. März zu beenden. Mit verbindlichen Empfehlungen, Ihr sehr ergebener Fred Upjohn, Regierungsbeauftragter für den Uferdammbau.‹
    Sie schob ihm den Brief zur Unterschrift hin; er legte die eben neu angezündete Zigarre beiseite und griff nach dem Federhalter.
    »Das war der letzte heute«, sagte sie, »Gott sei Dank! Ich bin auch halb tot.«
    Upjohn streifte sie mit einem flüchtigen Blick. »Du siehst nicht so aus«, sagte er gleichmütig. Er pflegte durchschnittlich vierzehn Stunden am Tag zu arbeiten und hätte nie begriffen, wieso ein anderer nicht dasselbe leisten sollte.
    Eleanor schnitt ihm ein Gesicht, während sie den Umschlag in die Maschine spannte und die Adresse schrieb: ›Mr. Kester Larne, Ardeith-Plantage, Dalroy, Louisiana‹.
    »Was hast du denn geschrieben?« fragte Upjohn zerstreut, den Brief ergreifend.
    »Mr. Larne fragte an, wann wir damit rechneten, fertig zu werden. Er hofft, daß wir verschwunden sind, wenn er mit dem Pflanzen der Baumwolle beginnt.«
    »Die Pflanzer fürchten immer, daß unsere Leute einen schlechten Einfluß auf ihre Arbeiter ausüben«; Upjohn stieß ein trockenes Lachen aus. »Nun, unsere Männer werden ihnen keine Unannehmlichkeiten machen.« Er unterschrieb den Brief.
    Eleanor erhob sich und dehnte die Glieder; sie waren ganz steif vom langen Sitzen. »Gehört das ganze Baumwollgebiet hier herum der Ardeith-Plantage?« fragte sie.
    Er nickte flüchtig, schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt.
    »Ein riesiger Bereich. Müssen an die zweitausend Morgen sein.«
    Upjohn ließ ein verächtliches Knurren hören. »Vermutlich in Höhe des ganzen Wertes mit Hypotheken belastet.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er stand auf, und über sein

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