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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Gesicht glitt. »Sie brauchen nicht zu denken, daß ich es als persönliche Beleidigung auffasse, wenn Sie wünschen, uns baldmöglichst los zu sein«, sagte sie mit leichtem Spott in der Stimme. »Ich weiß zur Genüge, daß Deichbauneger ein zähes Volk sind und im allgemeinen mit Baumwollnegern schlecht auskommen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, kann ich sie deswegen nicht einmal tadeln.«
    Er strahlte schon wieder; ein jungenhaftes Lachen überflog sein Gesicht. »Was für ein gescheites Mädchen Sie sind!« sagte er. »Sie kommen wirklich nicht miteinander aus, trotz der gleichen Haut, und ich wäre tatsächlich froh gewesen, wenn die Deichbauarbeit vor dem Beginn der Baumwollpflanzzeit geendet hätte. Aber jetzt interessiert mich etwas anderes: Bedeutet der Abbruch der Zelte auch, daß Sie uns verlassen?«
    »Allerdings!« lachte sie, »was sollte ich denn noch hier?«
    Da war wieder der Schatten auf seinem Gesicht, aber er konnte sich auch diesmal nicht halten. »Nun, das sind fast noch zwei Monate«, sagte er unbekümmert, »eine Masse Zeit. Wollen Sie mir nicht Ihren Namen sagen?«
    »Eleanor Upjohn.«
    »Danke.« Kester Larne zog seinen Mantel ab und breitete ihn auf dem Gras der Böschung aus. »Möchten Sie sich nicht hinsetzen?«
    Was ist das denn? dachte Eleanor. Ich sollte jetzt gehen. Ich begreife mich nicht. Da war etwas in seiner Stimme, in seinem Gesicht, in seinem ganzen Wesen, dem sie sich nicht zu entziehen vermochte. Sie wies auf ihren eigenen Mantel, den sie über dem Arm trug. »Ich habe selber einen«, sagte sie.
    »Oh, aber den müssen Sie anziehen. Nein, wirklich, ich wunderte mich schon, daß Sie ihn über dem Arm hängen hatten. Diese leuchtenden Tage sind trügerisch.« Er nahm ihr, als verstehe sich das ganz von selbst, den Mantel ab und hielt ihn ihr zum Hineinschlüpfen hin.
    Und Eleanor, in keiner Weise gewöhnt, so betreut zu werden, fügte sich. Es ist närrisch, dachte sie, das alles ist närrisch, ich weiß durchaus nicht, warum ich mir das alles gefallen lasse; aber es war nun so, es war nichts dagegen zu tun. Sie setzte sich auf den ausgebreiteten Mantel, und Kester ließ sich neben ihr nieder, als sei dies die selbstverständlichste Sache von der Welt.
    »Es ist feucht«, warnte Eleanor.
    »Ich erkälte mich nie.« Er stützte sich auf die Ellenbogen und sah zu ihr auf. Eleanor fiel ein, was ihr Vater über die Larnes gesagt hatte. Dieser Kester mochte ein Frauenheld sein – wahrscheinlich war er es –, der bleiche Abkömmling einer ausgelaugten Aristokratenfamilie war er jedenfalls nicht. Sie erinnerte sich nicht, jemals einen kräftigeren, gesünderen und körperlich wohlgebildeteren Mann gesehen zu haben.
    »Eleanor – das ist ein hübscher Name«, sagte er. »Mögen Sie ihn?«
    »Doch – es sei denn, daß man mich Nelli ruft.«
    Er lachte. »Wer würde auf den grotesken Einfall kommen, ein Mädchen wie Sie Nelli zu rufen!«
    »Oh, mein Vater zum Beispiel. Manchmal wenigstens. Er fing damit an, als ich noch klein war. Früher machte es mir nichts aus. Aber als ich herausbekam, daß jeder Maulesel in jedem Lager Nelli gerufen wurde, war ich es leid und drohte Pa damit, daß ich ihn verlassen würde. Da ließ er es denn, im allgemeinen wenigstens, aber manchmal vergißt er sich noch.«
    »Ich verspreche, Sie niemals Nelli zu rufen!« sagte er feierlich.
    Sie maß ihn mit einem ihrer kühl-spöttischen Blicke. »Sie haben Ihr Auto stehenlassen und den Motor nicht abgestellt«, sagte sie.
    Er wandte sich nicht um: »Haben Sie schon einmal versucht, so ein Ding anzukurbeln?«
    Er ist träge, dachte sie, extravagant, aber träge. Ein Auto muß sein, aber Arbeit darf es nicht machen. Vater hat wahrscheinlich recht. Laut sagte sie: »Wenn Ihnen das Ankurbeln lästig ist, warum fahren Sie dann nicht einen leichten Einspänner?«
    »Weil ich in Automobile vernarrt bin«, versetzte Kester. Und mit einem Aufblitzen seiner dunklen Augen: »Ich stelle fest, daß ich eine energische junge Dame vor mir habe.«
    Sie lachte trocken: »Danke. Das hat man mir schon öfter gesagt.«
    »Wahrscheinlich hat man Ihnen noch öfter gesagt, daß Sie entzückend aussehen.«
    »Nein. Denken Sie an.« Sie ließ ihre Zähne blitzen. »Und das wäre auch verschwendete Mühe gewesen. Ich weiß ziemlich genau, wie ich aussehe. Ich kenne meine Nase und mein viereckiges Kinn. Und ich habe es gar nicht gern, wenn man mir etwas vormacht.«
    »Ja«, sagte er, »so sehen Sie aus. Ich glaube, Sie sind

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