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Lourdes

Lourdes

Titel: Lourdes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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eingetreten, der Zug führe direkt bis Lourdes. Der Pater wäre sicher dort und spräche mit dem Kuraten, mit dem er etwas zu verhandeln hätte.
    »Man hat mir versprochen, ihm den Auftrag auszurichten und ihn mit dem geweihten Öle herzuschicken, sobald man ihn finden würde.«
    Das war ein wirkliches Unglück für Schwester Hyacinthe. Da die Wissenschaft nicht helfen konnte, so hätte vielleicht das geweihte Öl dem Kranken Erleichterung verschafft. Sie hatte das schon oft gesehen.
    »Oh, liebe Schwester, liebe Schwester! Was habe ich für Kummer und Sorge ... Würden Sie vielleicht so liebenswürdig sein und noch einmal hingehen und auf den Pater Massias warten, damit Sie ihn mir gleich bringen können, wenn er zurückkommt?«
    »Ja, liebe Schwester«, antwortete Schwester Claire bereitwillig und machte sich mit ihrer ernsten, geheimnisvollen Miene wieder auf den Weg, indem sie sich geschmeidig durch die Menschenmenge wand.
    Ferrand war untröstlich darüber, daß er der Schwester Hyacinthe nicht die Freude bereiten konnte, ihn wieder zu beleben. Als er sein Unvermögen durch eine bedauernde Geste zu erkennen gab, bat sie flehentlich:
    »Bleiben Sie bei mir, Herr Ferrand, warten Sie, bis der Pater kommt ... Ich werde dann etwas ruhiger sein.«
    Er blieb, er half ihr den Mann wieder in die Höhe richten, wenn er von der Bank herunterrutschen wollte. Das Warten zog sich lange hinaus unter dem Unbehagen der in dem Wagen zurückgebliebenen Kranken und der Neugierde derjenigen, die sich draußen anzusammeln begannen.
    Ein junges Mädchen drängte lebhaft durch die Menge und wendete sich, auf das Trittbrett steigend, an Frau von Jonquière:
    »Warum kommst du denn nicht, Mama? Die Damen warten mit dem Essen auf dich.«
    Es war Raymonde von Jonquière. Schon etwas verblüht für ihre fünfundzwanzig Jahre, sah sie ihrer Mutter auffallend ähnlich mit ihrem dunklen Teint, ihrer kräftigen Nase, ihrem großen Munde und ihrer vollen, angenehmen Gestalt.
    »Wie du siehst, liebes Kind, kann ich diese arme Frau nicht verlassen.«
    Und sie zeigte auf die Grivotte, die wieder einen Hustenanfall hatte, der sie furchtbar mitnahm.
    »O Mama, das ist schade! Frau Desagneaux und Frau Volmar haben sich so sehr auf das kleine Frühstück zu vieren gefreut!«
    »Was willst du, mein armes Kind? Fangt nur immer ohne mich an ... Sage den Damen, daß ich mich, sobald ich könnte, hier losmachen und sie aufsuchen würde.«
    Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke.
    »Halt, dort ist ein Arzt! Ich will versuchen, ob ich ihm meine Kranke anvertrauen kann. Geh voraus, ich werde dir sofort folgen. Du weißt, daß ich fast vor Hunger sterbe!«
    Raymonde kehrte rasch ans Büfett zurück, während Frau von Jonquière Doktor Ferrand bat, zu ihr zu kommen und zuzusehen, ob er der Grivotte nicht etwas Erleichterung verschaffen könnte. Schon hatte er auf Marthas Wunsch den Bruder Isidor untersucht, dessen Stöhnen nicht aufhörte, und wiederum hatte er mit tiefbetrübter Miene sein Unvermögen zu helfen eingestehen müssen. Dennoch beeilte er sich, dem Rufe der Frau von Jonquière Folge zu leisten, richtete die Schwindsüchtige in die Höhe, da er wollte, daß sie aufrecht sitzen sollte, in der Hoffnung, den Husten dadurch etwas zu mildern, der auch allmählich nachließ. Dann half er Frau von Jonquière, der Kranken einen beruhigenden Trank einzuflößen. Die Anwesenheit des Arztes in dem Wagen fuhr fort, die Kranken aufzuregen. Herr Sabathier, der langsam die Weintraube verzehrte, die ihm seine Frau geholt hatte, befragte ihn nicht, da er die Antwort im voraus kannte und der Sache müde war, nachdem er schon, wie er sagte, alle Fürsten der Wissenschaft konsultiert hatte. Er fühlte jedoch ein gewisses Wohlbehagen, als er sah, wie der Arzt das arme Mädchen in die Höhe richtete, dessen Nachbarschaft ihn störte.
    Auf dem Perron wurde der Lärm und das Gedränge immer stärker. Man hatte nur noch eine Viertelstunde Aufenthalt. Wie unempfindlich, mit weitgeöffneten Augen und dennoch ohne etwas zu sehen, schläferte Frau Vêtu ihre Schmerzen in dem glühenden Brande der vollen Mittagsonne ein, während vor ihr mit immer gleichen wiegenden Schritten Frau Vincent ihre kleine Rose spazieren trug. Viele Leute liefen an den Brunnen, um ihre Trinkgefäße, Krüge und Flaschen zu füllen. Frau Maze, die sehr sauber und auf ihr Äußeres bedacht war, ging auch hin in der Absicht, sich die Hände zu waschen; als sie aber hinkam, traf sie Elise Rouquet dort, die

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