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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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zu sein. Ich liebte meinen Beruf, ich unterrichtete wahnsinnig gern und alles hinzuwerfen war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Und von Clemens finanziell abhängig zu sein, kam für mich gleich gar nicht in Frage.
Mary stichelte damals, dass ich mich sicher gut in der Rolle des Fünfzigerjahre- Heimchens am Herd machen würde. Sie schlug eine praktische Dauerwelle vor und brachte mir aus dem Schmuckkästchen unserer Oma Hildegard tatsächlich eine Perlenkette mit. Sie kriegte sich kaum ein vor Lachen, als sie mir das Ding überreichte, ich fand das aber alles ganz und gar nicht witzig.
Ich rieb mich auf zwischen meiner Arbeit am Gymnasium und dem Versuch, Clemens die perfekte Illusion der glücklichen Ehefrau an seiner Seite zu liefern. Ich versuchte damals tatsächlich, meinen Tag so zu organisieren, dass er so wenig wie möglich von meiner Arbeit mitbekam und ich am Abend Zeit nur für ihn hatte. Zum Schreiben kam ich fast gar nicht mehr, zumal mir Clemens nach einem Streit ins Gesicht schleuderte, dass mein Schreibstil hölzern und meine Texte belanglos seien.
Dann kam es vor eineinhalb Jahren, kurz vor unserem dritten Hochzeitstag, zum Supergau. Clemens reichte ohne große Vorankündigung die Scheidung ein und zog postwendend mit einer anderen Frau zusammen. Arabella Werner war von Beruf „Tochter aus gutem Hause“, fünfzehn Jahre jünger als er und hatte keinerlei Karriere- Ambitionen.
Ich blieb nach sieben Jahren Beziehung in den Trümmern meiner Ehe und einer viel zu großen Eigentumswohnung sitzen.
Männer? Für mich war das Thema erledigt, endgültig erledigt.
    Nur ein einziges Mal, für eine einzige Nacht hatte ich wirklich das Gefühl, vielleicht meine zweite Hälfte gefunden zu haben, den Teil von mir, der mich komplett gemacht hätte. Ich traf ihn in der Silvesternacht 1999, kurz vor der Jahrtausendwende im wahrscheinlich dunkelsten, heruntergekommensten Teil Krakaus.
Ich hatte Marco während einer Urlaubreise in flagranti mit einer anderen Frau erwischt und war kopflos weggelaufen. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, war ich Marco für seinen Betrug fast dankbar, denn was ich in dieser Nacht erlebte, blieb einzigartig und war wunderschön. Ich hatte niemandem, nicht einmal meiner Schwester davon erzählt, diese Nacht gehörte nur mir allein und ich bewahrte sie tief in meinem Herzen. Mittlerweile waren zwölf Jahre vergangen und manchmal glaubte ich, dass das alles nur eine Illusion war, die ich mir damals in meiner Verzweiflung herbeiphantasiert hatte, dass ich einfach nur geträumt hatte. Es musste ein Traum gewesen sein, ein Traum von einem wundervollen Mann mit langem, dunklem Haar und leuchtenden, blauen Augen, einem Mann, der immer ein Teil von mir sein würde und dessen Namen ich nie erfahren hatte.
Aufhören Caro! An ihn zu denken brachte nichts. Ich wusste, wie das ausging, am Ende saß ich da, heulte wegen der verpassten Gelegenheit und über meine Feigheit und fühlte mich stundenlang schlecht.
    Ich stieg aus der Wanne und hüllte mich in meinen alten Lieblingsbademantel. Eigentlich hatte ich heute feiern wollen, dass meine erste Lesereise ein Erfolg geworden war und natürlich mein neues Auto. Stattdessen zog ich mir dicke Schlabbersocken über die Füße und griff zum Telefon.
Zuerst das Krankenhaus, allerdings bekam ich keine Auskunft über Benni. Das Brüderchen hatte dem wohl einen Riegel vorgeschoben. Ich würde trotzdem morgen hinfahren und nach dem Jungen sehen.
Dann rief ich beim Italiener um die Ecke an, bestellte Pizza mit Artischocken und Schinken und eine doppelte Portion Panna Cotta zum Nachtisch. Normalerweise lieferte Francesco nicht ins Haus, aber für die Nachbarschaft machte er hin und wieder eine Ausnahme und schickte seine Tochter Sofia mit dem Essen herüber.
Ich richtete mir gerade eine gemütliche Sofaecke vor dem Fernseher her, als es klingelte.
Francesco musste gewusst haben, dass ich kurz vor dem Verhungern stand, so schnell war er normalerweise nicht. Mein Magen knurrte erbärmlich, seit der Erdbeertorte hatte er nichts mehr bekommen, mein Kühlschrank war so gut wie leer und einkaufen war ich immer noch nicht gewesen. Schnell kramte ich meine Geldbörse aus der Handtasche und öffnete mit Schwung die Tür.
    Mein „Hi Sofia“, blieb mir im Hals stecken.
Vor meiner Tür stand Mister Oberstinkstiefel Dresen persönlich, geschniegelt und gebügelt mit Schlips und Anzug und hielt einen großen Strauß Sommerblumen in der Hand.
Entsetzt prallte ich zurück

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