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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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mir im Allgemeinen sehr gut merken.“
„Nein, Herr Dresen, wir beide sind uns garantiert noch nie begegnet und ich habe bis heute auch noch nie von Ihnen gehört.“
Manchmal ging mir das Lügen flink von der Zunge, eigentlich war es  ja auch nur eine halbe Lüge. Ich trieb das Spielchen noch ein wenig weiter.
„Also Anwalt sind Sie, haben Sie ein Spezialgebiet?“
„Unsere Kanzlei hat sich auf Wirtschaftsrecht spezialisiert, wir haben einige große Firmen unter unseren Mandanten. Ich habe auch schon mehrere Insolvenzen abgewickelt. Dresen, Franz und Hoffmeister, vielleicht habe Sie ja von uns gehört.“
Und wie ich von ihnen gehört hatte!
Aber ich schüttelte lieber mein Köpfchen und stellte mich dumm.
„Nicht dass ich wüsste“, antwortete ich.
„Und, was machen Sie beruflich?“, fragte er.
„Zur Zeit bin ich Schriftstellerin“, sagte ich und war wiedermal überrascht, wie leicht mir das jetzt von den Lippen ging. Noch vor gar nicht langer Zeit hätte ich nie so direkt zugegeben, zu schreiben, da ich den Reaktionen der Leute darauf aus dem Weg gehen wollte.
Er sah mich überrascht an und sagte genau das, was ich erwartet hatte:
„Sie schreiben? Und sie können davon leben?“
„Ich hoffe, dass es irgendwann soweit ist. Eigentlich bin ich Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Friedrichs- Gymnasium, aber ich habe mich für das nächste Schulhalbjahr freistellen lassen um mein erstes Buch zu promoten und so viel wie möglich am Nächsten zu arbeiten. Ich komme gerade von einer Lesereise, der Verkauf ist sehr gut angelaufen und mein Verlag wird mir ein Angebot für ein zweites Buch unterbreiten. Dann sehe ich weiter.“
Er nickte anerkennend und lächelte.
„Dann werde ich morgen gleich losgehen, und Ihr Buch kaufen.“
Jetzt musste ich doch lachen.
„Ich glaube nicht, dass Sie zu meiner Zielgruppe gehören. In meinem Buch geht es um eine romantische und ziemlich dramatische Liebesgeschichte, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie Sie so etwas liest.“
„Jemand wie ich? Was glauben Sie, liest denn jemand wie ich? Glauben Sie, ich könnte nicht romantisch sein?“
Meine Schlagfertigkeit war heute irgendwie am Boden. Normalerweise musste ich nie ewig nach einer passenden Antwort suchen aber heute war einfach der Wurm drin.
    Die Türklingel rettete mich. Sofia, ich liebe dich!
Robert Dresen erhob sich mit mir und kam mit hinaus. Es war wirklich besser, dass er wieder ging. So ganz wurde ich aus seinem Besuch nicht schlau. Die Entschuldigung war ja in Ordnung und auch völlig angebracht, aber mir dafür extra auf die Bude zu rücken hätte nicht sein müssen.
Geduldig wartete er, bis ich Sofia die Essenkartons abgenommen und bezahlt hatte.
Ich packte die Gelegenheit am Schopf und sagte:
„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern ihren Bruder besuchen.“
„Nein, natürlich nicht“, entgegnete er. „Ich glaube, ein wenig weibliche Gesellschaft täte ihm sogar gut.“
Er sah wohl die Fragezeichen in meinem Gesicht leuchten.
„Unsere Familienverhältnisse sind ein wenig verworren, das zu erklären, würde jetzt zu weit führen“, antwortete er mit einem schiefen Lächeln. „Besuchen Sie Benni, wann immer Sie möchten, aber Sie müssen sich ihm gegenüber wirklich nicht verpflichtet fühlen.“
„Das ist keine lästige Pflicht, Herr Dresen, das mache ich sehr gern.“   
    Lächelnd schloss ich die Tür hinter ihm. Mein Blick fiel auf den Blumenstrauß, der immer noch auf der Kommode lag. Ich nahm ihn samt Pizzakarton und Dessert mit in die Küche.
So übel war Robert Dresen gar nicht. Im Gegenteil, er hatte sich eben als recht  angenehm entpuppt.
Ich überlegte, wie ich reagiert hätte, wenn Mary verletzt im Krankenhaus gelegen und ich plötzlich dem Verursacher gegenüber gestanden hätte. Ich wäre zwar mit Sicherheit niemals so ausgerastet, aber sauer wäre ich auch gewesen. Es sind halt nicht alle Menschen gleich. Und jemand wie Dresen war sicher permanent gestresst, da konnte man auch schon mal die Beherrschung verlieren.
Oh je, ich suchte Entschuldigungen für Robert Dresen. Mary würde mich prügeln, wenn sie das wüsste. Leise kichernd stellte ich die Blumen in eine Vase und war auf dem Weg ins Wohnzimmer, als es erneut klingelte.
„Herr Dresen, haben Sie etwas vergessen?“, fragte ich erstaunt, denn er stand schon wieder vor meiner Tür.
Er lächelte, fast ein wenig schüchtern.
„Bitte entschuldigen Sie nochmals, Sie können mir auch getrost sagen, wenn ich Ihnen auf

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