Love and Disaster
Robert kommt aus demselben Umfeld, er ist Anwalt und hat ebenfalls eine steile Karriere hingelegt, wie kann jemand wie er in mein Leben passen? Kannst du dir mich als biedere Anwaltsfrau vorstellen? Ich wollte einfach nicht so enden wie du, Caro.“
Am liebsten hätte ich ihr eine heruntergehauen.
„Werd endlich erwachsen, Mary“, fuhr ich sie an und sah, wie sie zusammenzuckte. „Wie kannst du nur Robert und Clemens miteinander vergleichen? Du spinnst doch total! Was hast du mit Robert gemacht? Hast du ihn auf deine unvergleichlich coole Mary- Art abserviert?“
Marys Augen glänzten mittlerweile verräterisch. Sie griff sich ein Kissen und zerknautschte es auf ihrem Schoß.
„Ja, ich hab ihn auf meine unvergleichlich coole Mary- Art abserviert“, antwortete sie leise. „Ich habe abgewartet, bis der Kredit unter Dach und Fach war, und dann habe ich ihn fallen lassen, ich wollte vorher kein Risiko eingehen. Jetzt kannst du mich teeren und federn Caro, tu dir bloß keinen Zwang an.“
Sie weinte, und zwar richtig! Meine abgebrühte, über alles stets erhabene Schwester saß tatsächlich hier vor mir und heulte Rotz und Wasser in mein sündhaft teures, seidenes Sofakissen.
„Du kannst Robert haben, wenn du ihn willst“, sagte sie schluchzend. „Mich hasst er, mit mir will er nichts mehr zu tun haben und glaub mir, ich habe es verdient. Ich würde es liebend gern wieder gut machen, wenn ich wüsste, wie ich das anstellen soll.“
„Liebst du ihn noch?“, fragte ich. Mary sah mich aus tränenverschleierten Augen an und zuckte mit den Schultern, aber ihr Blick sprach Bände.
„Ich hab mich so geschämt vorhin, ich wäre am liebsten im Boden versunken“, sie schüttelte den Kopf, dann sagte sie theatralisch:
„Noch lieber wäre ich ihm allerdings um den Hals gefallen. Ihn zu verlassen war der größte Fehler meines Lebens.“
Mary schniefte und wischte sich mit dem Handrücken ihre tropfende Nase ab. Ich schüttelte mich bei dem Anblick und warf ihr eine Packung Taschentücher zu.
„Ich gebe dir Recht, er wäre wirklich nichts für dich gewesen, als Anwaltsfrau hättest du lernen müssen, Taschentücher zu benutzen, eine echte Zumutung!“
Mary putzte sich die Nase, grinste wider Willen und sagte:
„Nimm bloß keine Rücksicht auf mich. Wenn du etwas für Robert empfindest, will ich nicht im Weg stehen, wirklich nicht.“
Sie leerte den Rest des Weins in ihr Glas und kippte ihn hinunter wie Wasser.
„Ich mag ihn“, antwortete ich. „Aber mehr ist da nicht, denke ich. Ich dachte zwar, wenn ich ihn besser kennen lerne, entwickelt sich vielleicht etwas, aber er hat mir unmissverständlich gesagt, dass er dich und mich nie wieder sehen will.“
Ich nahm Mary das Glas weg, und trank den restlichen Wein aus und sagte:
„Ich finde es ja überaus selbstlos von dir, mir zuliebe auf ihn zu verzichten, aber glaubst du wirklich, ich könnte jetzt noch, nach dieser Beichte, Interesse an ihm haben? Ich meine, wir teilen ja vieles miteinander, aber muss ich deine abgelegten Typen haben?“
„Blöde Kuh!“, war alles, was Mary herausbrachte. Sie griff sich ein neues Taschentuch aus der Packung und heulte weiter.
Da ging ich doch lieber in die Küche und holte eine neue Flasche Wein, von der ich aber ebenfalls nicht viel abbekam.
Nach einer weiteren Stunde verfrachtete ich ein betrunkenes, heulendes Elend, das eigentlich meine Schwester war, im Gästezimmer ins Bett und überlegte, ob ich die vertrackte Situation mit Robert Dresen wieder ins Reine bringen konnte.
4. Kapitel
Am nächsten Morgen stand das Telefon nicht still. Ich hatte länger als gewöhnlich geschlafen und saß noch beim Frühstück auf meiner schattigen Terrasse, als Marys Mitbewohner Harro anrief und fragte, ob ich Lust und Zeit hätte, bei einer Ausstellungseröffnung am übernächsten Freitag zu lesen. Ich fand die Konstellation zwar ungewöhnlich, doch Harro meinte, der ausstellende Maler würde das seit einigen Jahren so handhaben und auf seinen Vernissagen Newcomern anderer Kunstrichtungen eine Plattform bieten.
„Du wirst dich wundern, was Sonnenfeld für ein Publikum bringt, Caro“, Harro war total aus dem Häuschen. „Der ist so was von angesagt, du wärst blöd, wenn du dir das entgehen ließest. Er hat mir freie Hand bei der Auswahl gelassen, also habe ich sofort an dich gedacht.“
„Danke Harro, das ist wirklich lieb von dir.“, ich freute mich über jede zusätzliche Möglichkeit, mein Buch zu präsentieren und schrieb den
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