Love and Disaster
das ‚Du’ und atmete hörbar aus.
„Danke Robert, vielen, vielen Dank“, sagte ich erleichtert. „Mir liegt wirklich viel daran, dass du mir glaubst.“
Er hob erstaunt eine Augenbraue, dann sagte er:
„Ich glaube, wir können beide etwas zu trinken vertragen. Möchtest du nicht hereinkommen?“
„Gern“, antwortete ich.
Robert zog sein Jackett aus, warf es achtlos über einen Stuhl, band seinen Schlips ab und warf ihn hinterher. Dann führte er mich durch eine Art Salon in einen Wohnraum. Eine Außenwand des Zimmers war halbrund und bestand aus raumhohen Fenstertüren. Sie schienen nach Süden zum Garten hinaus zu gehen, der Raum wurde tagsüber sicherlich mit Licht durchflutet. Verspielte Stuckverzierungen an Decke und Wänden zeugten vom Alter des Hauses.
Im Gegensatz dazu war die Einrichtung eher schlicht gehalten. Eine ausgewogene Mischung aus Antiquitäten und modernen Möbeln, kombiniert mit ein paar zarten Aquarellen an den Wänden zeugte von sehr gutem Geschmack und der Hand einer Frau.
„Ein wunderschöner Raum“, sagte ich anerkennend und nahm auf einem sandfarbenen Ledersofa Platz.
Robert goss uns Wein ein und setzte sich zu mir.
„Meine Mutter hat das Haus eingerichtet“, er lachte traurig. „Es hat ihr riesigen Spaß gemacht, loszuziehen und Möbel zu finden. Sie hat auf Flohmärkten und bei Trödlern gestöbert und ihre Funde, soweit es ging, selbst aufgearbeitet. Sie ist zum ersten Mal in ihrem Leben richtig aufgeblüht.“
Robert trank einen Schluck Wein.
„Ich zeige dir den Rest des Hauses, wenn du möchtest“, sagte er.
„Später vielleicht“, antwortete ich und sah ihn an. „Du weißt, warum ich eigentlich hier bin.“
Robert schüttelte energisch den Kopf.
„Ich will nicht über sie reden.“
„Aber ich will. Es geht ihr nicht gut, ihr tut furchtbar leid, was passiert ist.“
„Ach wirklich? Verstehe ich nicht, mir ging es blendend, das ganze letzte Jahr hindurch, “ seine Stimme troff vor Zynismus. Er stand auf, lief zum Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit.
„Das letzte Jahr war die Hölle, Carolin, erst hat mich deine Schwester, dann ist meine Mutter gestorben, ich musste mein Leben komplett umkrempeln, um für meinen Bruder da sein zu können.“
Er drehte sich um und lehnte sich gegen den Fensterrahmen.
„Was hat Mary getan im letzten Jahr? Ich kann es dir sagen, obwohl ich sie nie wiedergesehen habe. Das bunte Vögelchen ist von Ast zu Ast geflattert, als wäre nichts geschehen, hat hier gepickt und dort gezwitschert und das Leben war wundervoll.“
Robert klang verbittert und ich verstand ihn, denn er charakterisierte Mary haargenau. Er setzte sich wieder zu mir und sagte:
„Du hast vorhin gesagt, ich müsse Menschenkenntnis haben. Bei deiner Schwester hat sie mich komplett verlassen. Ich habe ihretwegen sogar meinen Job aufs Spiel gesetzt, kannst du dir das vorstellen?“
„Sie hat es mir erzählt“, sagte ich. „Sie hat dich auch sehr geliebt.“
„Sie hat mich geliebt? Vergiss es. Sie hat mich belogen und benutzt, das war keine Liebe. Sie hat mit meinen Gefühlen gepokert und als ich meinen Zweck erfüllt hatte, bekam ich einen Tritt. Sie hätte Anwältin werden sollen, sie ist eine perfekte Meisterin der Täuschung.“
„Ach Robert“, ich seufzte. „Ganz so war es doch sicher nicht. Mary ist, wie sie ist, mit dir und ihr sind zwei Welten aufeinander geprallt. Du hast es gut beschrieben, Mary ist das Vögelchen, das aufpickt, was es bekommt, sie genießt den Augenblick und denkt erst an den Winter, wenn es anfängt zu frieren. Du hingegen bist der Inbegriff von Sicherheit und Kontinuität und als du mit ihr zusammenziehen wolltest, hat sie einfach kalte Füße bekommen, es hat ihr schon immer Angst gemacht, sich festzulegen und am Ende so wie ich zu sein.“
„Was ist falsch daran, wie du zu sein? Vielleicht will ich ja jemanden wie dich.“
Robert nahm meine Hand und strich über meine Handfläche. Er beugte sich zu mir und küsste mich vorsichtig, als wolle er austesten, wie es sich anfühlt. Ich wich nicht zurück, er küsste mich wieder, diesmal fordernder, er küsste wirklich gut und ich erwiderte den Kuss bereitwillig … viel zu bereitwillig.
Ich löste mich von ihm und strich ihm über das kurze Haar.
„Ich sollte jetzt lieber gehen Robert“, sagte ich. „Ich bin mir nicht sicher, ob das hier richtig ist.“
„Für mich fühlt es sich ziemlich richtig an“, erwiderte er und hielt mich fest.
Sanft löste ich seine Hand von
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