Love and Disaster
es?“
Rosi kicherte verrucht.
„Da kommt das Mädel mit ‘nem Bild von ‘nem Mann hierher und turtelt mit ihm den ganzen Abend hier in der Laube rum und erzählt euch nichts? Ihr hättet die beiden sehen sollen, total verknallt waren die.“
Mary schoss mir einen bitterbösen Blick entgegen und herrschte dann Rosi an:
„Könntest du bitte sofort damit aufhören?“
Unserer Mutter rutschte vor Schreck jetzt wirklich das Glas aus der Hand und Papa rettete die Situation mit einem schnellen Griff. Rosi war erschrocken zusammengezuckt.
„Du musst mich doch nicht gleich anbrüllen. Caro ist ne junge Frau, sie hat doch auch ihre Bedürfnisse, das versteh sogar ich. Also was regst du dich da auf.“
Manchmal überspannte Rosi den Bogen einfach. Meine Bedürfnisse beziehungsweise Nicht- Bedürfnisse gingen sie ja nun wirklich nichts an und ich war an dem Abend mit Robert weit davon entfernt gewesen, verknallt zu sein. Aber ich kannte Rosi lange genug, sie hatte an dem Abend nur das gesehen, was sie gern sehen wollte. Sie war ein herzensguter Mensch, aber ich hätte einfach daran denken müssen, dass sie mein „Date“ gnadenlos vor der Familie ausschlachten würde.
„Rosi, bitte entschuldige, aber lass es auf sich beruhen“, ich sprach jetzt betont leise, weil ich selbst über Marys Ausbruch erschrocken war. „Das war eine einmalige Angelegenheit, ich werde ihn nicht wiedersehen.“
Mary legte Rosi ihren Arm um die Schulter.
„Rosilein, es tut mir schrecklich leid, dass ich dich angebrüllt habe. Das ist der Stress vor dem Festival“, sagte sie entschuldigend. „Ist das Essen schon fertig, ich verhungere fast. Ich komme mit dir in die Küche und helfe dir.“
Sie drehte Rosi um und schob sie in Richtung Haus. Meine Mutter war allerdings nicht so einfach still zu kriegen.
„Jetzt erzähl schon Caro, was war da, wer ist es?“
„Nichts war da Mama, ich habe jemanden kennengelernt und war einmal mit ihm aus und das war es. Leider hat er mich zum Essen ausgerechnet hierher gebracht, sonst hättet ihr gar nicht von ihm erfahren.“
„Ach Caro“, seufzte meine Mutter. „Manchmal mache ich mir solche Sorgen um dich. Schlimm genug, dass Mary sich nicht binden will, aber wenigstens du solltest einen Mann an deiner Seite haben. Ich will endlich Enkelkinder.“
„Lass gut sein Lenchen“, brummte mein Vater dazwischen. „Nerv Caro nicht ständig. Davon wird es auch nicht besser. Wenn sie den Richtigen kennenlernt, wird sie es dir zuallererst sagen, nicht wahr?“
Ich umarmte meinen Vater und küsste ihn auf die Wange.
„Danke Papa. Wenn ich einen wie dich finden würde, hättet ihr längst eure ersehnten Enkelkinder.“
Meine Mutter fing an zu lachen und sagte:
„Du willst dir doch nicht wirklich einen Nichtsnutz wie deinen Vater an Land ziehen wollen, einen der nicht kochen kann und der sich unter den fadenscheinigsten Gründen verdrückt, wenn Arbeit im Haushalt ansteht.“
Sie zwinkerte meinem Vater zu, er zwinkerte zurück und ich wusste, dass mit den beiden alles in bester Ordnung war.
Rosi und Mary kamen, mit Tellern und Schüsseln beladen, zurück. Mary hatte Rosi in der Küche irgendwie zurechtgestutzt, denn das Thema Männer wurde nicht noch einmal angeschnitten. Wenn meine Wut auf Mary nicht gewesen wäre, hätte ich den Abend sogar genießen können, so saß ich wie auf Kohlen und wartete auf die Rückfahrt.
Mary hatte eine Flasche Wein geöffnet und, wie immer total auf unkonventionelles Verhalten bedacht, ein großes Wasserglas bis oben hin mit meinem guten Bordeaux gefüllt. Sie trank es in einem Zug halb aus und drehte Runden im Wohnzimmer.
„Ich habe noch irgendwo Pappbecher“, empfahl ich ihr bissig. „Das spart Abwasch und der Wein schmeckt daraus noch mal so gut.“
„Lass gut sein, Caro. Bringen wir es hinter uns.“
Sie setzte sich neben mich auf die Sofakante, so dass sie mich nicht ansehen musste und stellte das Glas auf dem Couchtisch ab.
„Am Anfang der Geschichte kannte ich Robert nicht persönlich, nachdem wir die Kündigung für die Villa erhalten hatten, gab es jede Menge böser Briefe, Einsprüche und so Zeug, was man sich in solchen Situationen eben gegenseitig um die Ohren haut. Unser damaliger Vermieter war ein furchtbarer, geldgieriger Mensch, der die Villa absichtlich verfallen ließ und Robert Dresen war für uns das Werkzeug, das ihm half, uns unser Zuhause wegzunehmen. Zum ersten Mal begegnete ich ihm drei Monate später, als man versuchte, einen Vergleich mit uns
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