Love and Disaster
kratzte ich meinen ganzen spärlichen Mut zusammen, setzte mich ins Auto und fuhr zum Haus der Dresens.
Robert hatte mir erzählt, dass er nach dem Tod seiner Mutter seine Wohnung in der Stadtmitte aufgegeben hatte und zu Benni gezogen war.
Das Haus befand sich, wie konnte es auch anders sein, im vornehmen Grunewald, es versteckte sich hinter einer Mauer und hohem Buschwerk, so dass man von der Straße aus nur spärlichen Blick darauf hatte.
Das Grundstück lag im Dunkeln, auf mein Läuten reagierte niemand, ich setzte mich in mein Auto und machte mich auf eine längere Wartezeit gefasst. Anrufen würde ich Robert auf gar keinen Fall, er würde garantiert nicht mit mir reden. Ich hatte nur eine winzige Chance auf ein Gespräch mit ihm, wenn ich ihm persönlich gegenübertrat.
Heute war wohl mein Glückstag, ich musste nicht besonders lange warten, bis der schwarze Porsche um die Ecke bog und vor der Einfahrt anhielt. Robert verließ den Wagen, und öffnete das schwere Tor, das das Grundstück verschloss. Ich beeilte mich, über die Straße zu kommen, ehe er mitsamt seinem Wagen auf dem Grundstück verschwand.
„Herr Dresen … Robert“, rief ich und lief zum Tor. Er drehte sich um, verzog das Gesicht, als er mich sah und knurrte:
„Sie schon wieder! Ich dachte, ich hätte mich unmissverständlich ausgedrückt.“
„Ich möchte mit Ihnen reden … bitte“, setzte ich leise hinzu. Wenn schon zu Kreuze kriechen, dann ordentlich.
„Verschwinden Sie!“ er ließ mich am Tor stehen wie eine Aussätzige, setzte sich in sein Auto und fuhr es in die Einfahrt.
Als er zurückkam, um das Tor zu schließen, berührte ich seinen Arm.
„Robert, bitte lassen Sie uns reden“, sagte ich noch einmal eindringlich.
Er zog seinen Arm weg, als hätte er sich verbrannt und schnauzte mich an:
„Vielen Dank übrigens, dass sie meinen Bruder gegen mich aufgehetzt haben. Ich hätte mir gleich denken können, dass sie das Feld nicht einfach so räumen.“
„Verdammt Robert, geben Sie mir doch wenigstens die Chance, ein paar Dinge zu erklären!“
Wir sprachen mittlerweile laut, so laut, dass sich gegenüber ein Fenster öffnete und ein Mann heraus sah.
„Also gut“, sagte er, griff mich am Oberarm und zog mich durch das Tor. „Machen Sie es kurz, ich habe noch zu arbeiten.“
Ich folgte ihm hinein, er befahl mir schroff, in der Diele stehen zu bleiben und schloss die Haustür. Ganz das einschüchternde Alphamännchen - breitbeinig und mit verschränkten Armen - baute er sich vor mir auf.
„Also!“, bellte er.
„Also“, wiederholte ich und bemühte mich krampfhaft, nicht eingeschüchtert zu wirken. „Ich will ein paar Dinge klarstellen. Als Sie und ich uns kennenlernten, wusste ich nicht, wer Sie sind. Meine Schwester holte mich an diesem Tag aus dem Krankenhaus ab, Ihr Name fiel und sie erzählte mir, dass Sie der Anwalt der Gegenpartei bei der Villa- Sache waren. Das war alles, mehr hat sie mir nicht gesagt. Später hat sie sich furchtbar darüber aufgeregt, dass wir gemeinsam essen gegangen sind, sie wollte unbedingt verhindern, dass wir uns wiedersehen. Ich dachte, sie macht das, weil Sie damals ‚der Feind’ waren. Jetzt allerdings weiß ich, warum sie so reagiert hat.“
Robert stand mir gegenüber wie eine Statue, das Gesicht regungslos, wie aus edlem Marmor gemeißelt. Ich stellte mir vor, wie es wäre, es mit den Fingerspitzen zu erkunden, sanft über seine dichten Augenbrauen zu streichen und die markante Linie seiner Wangenknochen nachzuziehen, seine Lippen zu berühren …
‚Was soll das, Caro’, dachte ich und erschrak vor mir selbst. Wurde er plötzlich interessant, weil ich wusste, dass Mary ihn immer noch liebt? Ich verdrängte die, gelinde gesagt, sehr seltsamen Gedanken und startete einen letzten Versuch.
„Halten Sie mich wirklich für jemanden, der alberne Kinderspielchen um Rache und enttäuschte Liebe spielt? Glauben Sie im Ernst, ich wüsste nichts Besseres, mir meine Zeit zu vertreiben? Sie sind Anwalt, Herr Dresen, Sie haben Menschenkenntnis. Schätzen Sie mich wirklich so ein?“
Oh Wunder, er bewegte sich, seine steife Haltung lockerte sich, er nahm die Arme herunter und machte einen Schritt auf mich zu. Halb rechnete ich damit, aus der Tür befördert zu werden, aber er legte eine Hand auf meine Schulter und sagte:
„Nein Carolin, ich glaube nicht, dass du so ein Mensch bist. Es tut mir leid, ich habe schon wieder meine Wut über jemand anderen an dir ausgelassen.“
Ich registrierte erfreut
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