Love and Disaster
abzuschließen. Sie boten uns eine Menge Geld dafür, das Feld zu räumen und Ruhe zu geben. Ich bin ein wenig … na sagen wir unfreundlich gewesen.“
„Ich nehme an, ein wenig unfreundlich steht für - du bist ausgerastet und hast ihn nach Strich und Faden runtergeputzt, habe ich recht?“, ich kannte meine Schwester viel zu gut, ich wusste, wie sie tickte.
Mary lachte leise und trank ihren Wein aus.
„Ich muss Eindruck hinterlassen haben, denn kurz nach dem Termin rief er mich an und fragte, ob wir uns auf einen Kaffee treffen könnten.“
„Und? Dann seid ihr in die Kiste gehüpft oder wie?“, mein Einwurf kam schroffer, als gewollt.
„Da noch nicht, nein“, sie drehte mir den Kopf zu und blaffte: „Jetzt guck nicht so blöd Caro, ja, ich hatte was mit ihm, konntest du dir das nicht denken?“
„Anfangs war ich mir nicht sicher“, antwortete ich. „Dann habe ich den Gedanke als Unsinn abgetan, ich habe mich nur gewundert, warum deine ganze Reaktion auf ihn so übertrieben ausfiel.“
„Ich werde nicht weiter ins Detail gehen, du kennst den Fall um das Haus und wie er ausgegangen ist. Was du nicht wusstest und was auch sonst niemand wusste, war, dass ich mich in Robert verliebt hatte und er sich in mich. Wir trafen uns unter abenteuerlichen Umständen, meist außerhalb der Stadt in irgendwelchen Hotels, als würden wir jemanden betrügen, immer in Angst, dass uns jemand zusammen sehen könnte. Robert steckte meinetwegen in einem furchtbaren Interessenkonflikt, aber er konnte den Fall aus verschiedenen Gründen nicht abgeben. Wenn das damals jemand mitbekommen hätte, wäre seine Reputation als Anwalt hinüber gewesen und er hätte sein Dasein höchstens noch irgendwo in einer Personalabteilung fristen können.“
„Und deine Leute wären stocksauer gewesen“, ergänzte ich.
„Meine Leute wären mehr als stocksauer gewesen“, wiederholte Mary, sie griff nach der Flasche, schenkte ihr Glas erneut voll und trank gleich wieder die Hälfte aus. „Wir waren heimlich zusammen, die ganze Zeit. Später, nachdem alles ausgestanden war, hat er uns geholfen. Warum, glaubst du wohl, haben wir so schnell einen Kredit für das Grundstück bekommen? Sicher nicht, weil wir der Bank so vertrauenswürdig erschienen. Robert hat im Hintergrund ein paar Fäden gezogen, dass wissen Harro und Lissy bis heute nicht.“
Mein ungutes Gefühl seit Roberts Auftritt im Krankenhaus hatte sich also bewahrheitet, allerdings war das hier untypisch für Mary. Sie verliebte sich unglaublich schnell, entliebte sich aber immer auch genauso schnell wieder. Komisch war auch, dass sie mir gegenüber nicht den Hauch einer Andeutung über die Affäre- oder sollte ich besser Beziehung dazu sagen, denn wie eine Beziehung sah es aus- gemacht hatte.
„Wie lange wart ihr zusammen?“, fragte ich irritiert. „Wieso wusste ich nichts davon?“
Mary konnte mir nicht in die Augen sehen, als sie sagte:
„Es ging ein paar Monate. Ich fand die Geheimniskrämerei total spannend, es verlieh der Sache eine gewisse Würze. Dann aber hatten wir den Kampf gewonnen und durften fürs Erste in der Villa bleiben. Kurz darauf beschlossen wir, die Villa zu kaufen, um nicht irgendwann wieder in eine solche Situation zu geraten. Robert war gerade dabei, die Sache mit dem Kredit zu regeln, als er mir sagte, dass er die Nase voll hätte von der Heimlichtuerei und wir den Leuten sagen sollten, wie es zwischen uns steht. Er wollte mit mir zusammenziehen und einfach eine normale Beziehung führen.“
Sie schüttelte den Kopf und lachte schrill.
„Kannst du dir vorstellen, dass ich eine normale Beziehung führe? So eine richtig altmodische, spießige Beziehung mit gemeinsamer Wohnung und Schlafzimmer mit Ehebett und morgens streitet man sich darum, wer als erster aufs Klo darf? So ein Zweierding, in dem man sich auf Gedeih und Verderb aneinanderkettet, bis das der Tod uns scheidet? Ich hatte erst kurz vorher miterlebet, wie deine Ehe den Bach runterging, deshalb habe ich dir nichts davon erzählt. Gerade du solltest wissen, dass eine Beziehung auf Dauer nicht funktioniert.“
Ich wusste, worauf sie hinauswollte und mit jedem Wort, das Mary sagte, wurde ich wütender.
„Also hast du kalte Füße bekommen und ihn abserviert.“
„Ja, so war es“, bestätigte sie. „Ich habe deine Ehe genau analysiert, das hast du gar nicht mitbekommen. Clemens war einer dieser angepassten, gesellschaftlich etablierten Männer und du hast selbst erlebt, was aus ihm geworden ist.
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