Love and Disaster
den Wecker“, unterbrach ihn Robert. „Sie bleibt hier, bis wir wissen, was wir mit Clemens anstellen.“
„Hey super“, Benni freute sich. „Komm mit, ich zeige dir das Gästezimmer.“
Robert setzte an, etwas zu sagen, verkniff es sich dann aber lieber. Ich musste ihn nur ansehen, um zu wissen, was er dachte und schüttelte unmerklich den Kopf. Ich würde bestimmt nicht in Bennis Anwesenheit in Roberts Schlafzimmer einziehen.
„Ich werde Arabella anrufen“, sagte Robert. „Sie macht sich sicher Sorgen um den Mistkerl.“
Robert ging telefonieren und Benni humpelte vor mir die Treppe hinauf, zeigte mir mein Zimmer und verschwand wieder.
Ich packte zum zweiten Mal an diesem Tag meine Sachen aus und setzte mich mit meinem zugeklappten Notebook aufs Bett. Ich hatte Angst davor, es einzuschalten, wenn ich an mein zerstörtes Manuskript dachte, kochte schon wieder die Wut in mir hoch.
Clemens musste mir umgehend meine Festplatte wiedergeben, ich hoffte inständig, dass er sie nicht zerstört hatte. Mir graute davor, alles noch einmal schreiben zu müssen, es würde nie wieder so gut werden, wie in der ursprünglichen Fassung.
Es klopfte und Robert kam herein.
„Arabella ist in München bei einer Freundin“, sagte er. „Sie hat Clemens vor zwei Tagen verlassen, weil sie seine Trinkerei nicht mehr erträgt. Das geht wohl schon länger so. Ich soll dir sagen, dass ihr sehr leid tut, was passiert ist. Ich glaube, sie ist froh, grad nicht hier zu sein.“
Er setzte sich neben mich und ich wollte mich an ihn lehnen, doch er rückte weg von mir.
„Was soll ich nur mit dir anfangen, Caro“, sagte Robert. „Ich habe das Gefühl, ich mache alles falsch. Jedes Mal, wenn ich einen Schritt auf dich zu mache, läufst du vor mir weg.“
„Ich weiß“, antwortete ich leise. „Du machst überhaupt nichts falsch. Ich habe Angst, das ist alles.“
„Du hast Angst? Du jagst mit fast dreihundert Stundenkilometern über die Rennbahn ohne mit der Wimper zu zucken und vor mir hast du Angst?“
„Natürlich habe ich keine Angst vor dir“, gab ich zurück. „Aber deine Beziehung zu Mary hat mich total verunsichert und jetzt das Theater mit Clemens …“
Robert schloss die Augen und murmelte etwas Unverständliches. Dann sagte er:
„Clemens Brendel ist ein Problem, mit dem wir fertig werden. Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, dass du ständig deine Schwester vorschiebst. Ich dachte, ich hätte dir meine Einstellung zu ihr klar und deutlich dargelegt. Was gab es daran misszuverstehen? Ich habe dir mehr als einmal gesagt, dass das Thema für mich durch ist. Ich war deinetwegen bei ihr, ich habe das für dich und mich getan, und nicht, weil ich eine Beziehung zu ihr suche oder auch nur das Geringste für sie empfinde. Ich verstehe dich ja, ich weiß, dass ihr sehr eng miteinander verbunden seid. Glaub mir, ich hätte mich auch lieber in jemand anderen als in die Schwester meiner Ex- Freundin verliebt, aber es ist nun mal passiert.“
Robert stand auf und ging zur Tür.
„Du solltest dir darüber klar werden, was du willst, Caro, und vor allem solltest du damit aufhören, ständig Rücksicht auf andere zu nehmen. Warum glaubst du eigentlich, dass es jeder verdient hat, glücklich zu sein, nur du nicht?“
Er verließ das Zimmer und mir schossen Tränen in die Augen. Verdammt, ich wollte nicht schon wieder weinen. Ich hatte meine Tränendrüsen in den letzten Tagen zur Genüge strapaziert. Robert hatte mir einfach so im Hinausgehen hingeworfen, dass er mich liebte, die Worte waren so nebensächlich gefallen, als hätte er vorausgesetzt, dass ich es wusste. Aber wusste ich es nicht auch irgendwie? Mary hatte recht, ich war wirklich eine blöde Kuh.
Unten schlug die Haustür zu und kurz darauf fuhr der Porsche weg. Ich ging hinauf zu Benni und fragte ihn, ob er wisse, wo Robert hingefahren sei, aber er hatte keine Ahnung.
Ich bekam Robert den Rest des Tages nicht mehr zu Gesicht. Als er nach knapp zwei Stunden wieder zurückkam, verschwand er sofort in seinem Arbeitszimmer.
Ich aß allein zu Abend. Benni hatte Besuch von Freunden und die Reste des Mittagessens mit nach oben genommen, ab und zu drangen Musikfetzen und lautes Gelächter zu mir herunter. Da saß ich nun in einem Haus voller Leute und war genauso allein wie in meiner eigenen Wohnung.
Im Salon fand ich ein großes Regal voller Bücher, ich suchte mir ein paar heraus, ging auf mein Zimmer und versuchte, zu lesen. Es blieb bei dem Versuch, denn meine Gedanken
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