Love and Disaster
schweiften ziellos herum.
Ich hörte, wie Bennis Freunde das Haus verließen und oben Ruhe einkehrte. Irgendwann hörte ich Schritte auf der Treppe und gegenüber klappte eine Tür. Roberts Schlafzimmer lag da.
Ich machte mich bettfertig und legte mich hin, aber an Schlaf war nicht zu denken. Nachdem ich mich eine Weile unruhig hin und her gewälzt hatte, stand ich auf und schlich mich über den dunklen Flur. In der Hoffnung, dass Robert seine Tür nicht abgeschlossen hatte, drückte ich vorsichtig die Klinke herunter.
Im Zimmer brannte lediglich eine kleine Nachttischlampe, Robert lag, nur mit Boxershorts bekleidet, auf seinem Bett und blätterte in irgendwelchen Papieren, im Hintergrund lief leise Musik.
„Warum hat das so lange gedauert?“, fragte er, und warf die Papiere auf den Boden.
Ich schloss die Tür hinter mir und ging zu ihm.
Wir verschliefen am nächsten Morgen. Robert rief in der Kanzlei an, nahm sich den Tag frei und wir blieben im Bett. Mittlerweile waren Schulferien und Benni demzufolge zu Hause, aber Robert meinte, er würde garantiert nicht vor Mittag aus dem Bett kriechen.
Das beruhigte mich etwas, ich hatte mir bereits mit Schrecken ausgemalt, dass Benni plötzlich in der Tür stehen könnte.
„Das wagt er nicht“, meinte Robert grinsend. „Mein Schlafzimmer und das Arbeitszimmer sind tabu für ihn.“
„Du hältst ihn ganz schön an der Kandare“, sagte ich.
„Was soll ich denn machen“, entgegnete Robert. „Ich hatte nie die Absicht, den Ersatzvater für meinen sechzehnjährigen Bruder zu spielen. Ich weiß selbst, dass ich das nicht besonders gut hinkriege.“
„Er ist froh, dass du für ihn da bist“, sagte ich. „Das habe ich immer wieder gespürt, wenn wir miteinander geredet haben. Er macht sich Sorgen um dich.“
„Bernhard macht sich Sorgen um mich?“, fragte Robert. „Ich hatte eher den Eindruck, dass ich ihm reichlich egal bin, solange ich ihn nur in Ruhe lasse.“
„Da täuschst du dich gewaltig. Er sagt, du arbeitest viel zu viel, machst nie Pause und denkst nie an dich. Er sagt, du brauchst dringend eine Freundin, die dich auf andere Gedanken bringt.“
„Dieser kleine …“, brummte Robert, aber ich hörte vor allem Erstaunen in seiner Stimme. Dann grinste er schief. „Wo soll ich die bloß herkriegen, wenn ich ständig arbeite?“
„Ich wüsste schon eine, die sich deiner erbarmen würde“, sagte ich beiläufig. „Die liebt dich so sehr, dass sie dich sogar mit deinem Bruder im Schlepptau nehmen würde.“
Robert griff nach meiner Hand, hielt sie fest und sah mir in die Augen.
„Ach Caro“, sagte er. „Ich glaube, ich habe mich in dem Moment in dich verliebt, als du mir wie ein gerupftes Huhn im Morgenmantel gegenüber standest und mir am liebsten die Tür an den Kopf geknallt hättest.“
„Erinnere mich bloß nicht daran“, antwortete ich verlegen. „Ich habe mich in Grund und Boden geschämt für meinen Aufzug.“
Robert lachte und zog mich noch fester in seine Arme.
„Du warst so streng zu mir im Krankenhaus, gleich nach Bennis Unfall, du hast dich so überhaupt nicht von mir einschüchtern lassen, das hat mir gefallen.“
„Aber ich habe dort doch gar nicht mit dir geredet“, sagte ich.
„Nein, aber du hast mich mit deinen wundervollen Augen derart gemaßregelt, dass mir Hören und Sehen vergangen ist. Ich habe später überlegt warum ich dich an diesem Abend überhaupt zu Hause aufgesucht habe, wahrscheinlich wollte ich dich einfach nur wiedersehen. Du fandest mich furchtbar, das habe ich dir angemerkt.“
„Stimmt“, antwortete ich und malte mit den Fingerspitzen Kringel auf seine Haut. „Ich fand dich anmaßend, arrogant, großmäulig, sehr gut aussehend, sexy und …“
Weiter kam ich nicht, denn Robert verschloss mir den Mund mit seinem und wir gingen in die nächste Runde.
Brav wie Unschuldslämmer saßen Robert und ich mit Kaffee und einem verspäteten Frühstück in der Küche, als Benni die Treppe herunter kam. Er stutzte, als er Robert am Tisch sitzen sah.
„Was machst du denn hier?“, fragte er erstaunt.
„Ich hab mir heute freigenommen“, antwortete Robert und stand auf, um für Benni ein paar Eier in die Pfanne zu hauen und Brot zu toasten. Bennis Augen wurden immer größer. Ich rechnete jeden Moment damit, dass sie herausfallen würden und ich sie vom Boden aufheben müsste.
„Robert hat sich freigenommen und er macht mir Frühstück“, stellte er ungläubig fest, dann fragte er mich wie bereits am Tag zuvor: „Was
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