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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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solle irgendwann aufs Revier kommen und Anzeige gegen Clemens erstatten, mehr könnten sie jetzt auch nicht tun. Obendrauf bekam ich eine Rüge wegen der offenen Gartentür, dann ließen sie mich mit meinem Elend allein.
Ich rief Mary an und erreichte sie wieder nicht. Simon stand allerdings sofort bereit, kam mit einer großen Holzplatte vorgefahren und verschloss die eingeschlagene Scheibe provisorisch.
„Du musst Anzeige erstatten und dir einen Anwalt nehmen“, sagte Simon.
Ich hatte einen Anwalt, den ich aber um nichts in der Welt mit diesem Mist belästigen würde. Wie hätte ich das Robert beibringen sollen, ohne dass er ausrastete, schließlich kannte er Clemens. Ich war mir sicher, dass Robert es nicht nur bei ein wenig schriftlichem Anwaltskram belassen würde.
„Du wirst hier auf keinen Fall allein bleiben“, bestimmte Simon, ließ mich ein paar Sachen zusammenpacken und verrammelte in der Zwischenzeit alle Fenster und vor allem das Gartentor.
    Bei Mary angekommen, stieg ich hinauf auf den Dachboden, und belegte eins der drei Gästezimmer, die immer bereit standen. Ich hörte Marys Stimme durch das geöffnete Dachfenster. Demnach stand sie auf ihrem Balkon und telefonierte, ich packte in Ruhe aus und ging dann hinunter zu ihr.
In ihrem Wohnzimmer herrschte das gewohnte Durcheinander aus Klamotten, Musikinstrumenten, irgendwelchen Requisiten, Büchern und Mengen anderer Dinge.
Mary hockte auf einem kleinen Schemel und bastelte an einer Marionette mit einem dicken Holzkopf herum. Sie hob den Kopf, als ich hereinkam und widmete sich sofort wieder ihrem Gefummel.
„Ich wünsche dir auch einen schönen Tag“, sagte ich.
Keine Reaktion, Mary versuchte vergeblich, einen Faden durch ein winziges Loch zu ziehen und schimpfte leise vor sich hin.
„Ich bleibe heute hier“, versuchte ich es noch einmal. „Clemens ist bei mir eingebrochen und hat mein Manuskript gelöscht.“
Mary sah kurz auf, musterte mich, als wolle sie prüfen, ob ich irgendeinen Schaden davongetragen hatte und sagte:
„Warum gehst du nicht zu Robert? Der beschützt dich sicher wahnsinnig gern.“
Sie bohrte ein langes, sehr spitzes Etwas in die Marionette, ihre Bewegung war so heftig, dass es auf der anderen Seite wieder herauskam. Fluchend warf sie das Teil weg und schmiss die Marionette hinterher.
„Was ist denn los, Mary“, fragte ich. „Geht es dir gut? Seit Tagen versuche ich, dich zu erreichen, wo warst du denn bloß?“
„Wo warst du denn bloß“, äffte sie mich nach. „Seit Tagen versuche ich, dir aus dem Weg zu gehen, aber so was merkst du ja nicht. Wenn du schon unbedingt hier bleiben musst, bleib mir wenigstens vom Leib.“
„Mary“, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Was hast du denn nur, ich hatte eigentlich erwartet, dich total glücklich zu sehen.“
Mary ging wie eine Verrückte auf mich los.
„Willst du mich verarschen, Caro?“, brüllte sie. „Soll ich glücklich sein, dass du nun doch beschlossen hast, dir Robert zu krallen und dass du nicht mal den Arsch in der Hose hattest, mir das selbst zu sagen? Stattdessen kreuzt er hier auf und ich musste mir tatsächlich seine Ergüsse von wegen - ‚Lass uns die Vergangenheit vergessen und Freunde sein’ - anhören.“
Ich stand wie vom Donner gerührt und war sprachlos.
Sie lachte laut auf.
„Er verzeiht mir, ist das nicht wirklich nobel von ihm? Herr von und zu Dresen gibt sich die Ehre, mich von allen meinen Verfehlungen loszusprechen. Und wem habe ich das zu verdanken? Meiner ach so selbstlosen, verständnisvollen Schwester.“
Sie äffte mich wieder nach:
„Ach Mary, du Arme, du liebst ihn noch so sehr, natürlich würde ich niemals, niemals deine abgelegten Kerle vögeln. “
Ganz langsam begriff ich. Warum hatte ich Idiotin Robert vorhin bloß nicht ausreden lassen. Ich rang nach Luft und sagte:
„Was hat Robert dir erzählt, Mary? Ich … ich dachte, dass er …“
Ich verstummte.  Mary kam bedrohlich auf mich zu, ihr Gesicht war weiß und an ihrer Schläfe pulsierte eine dicke Ader. Ihr Grinsen sah echt horrormäßig aus.
„Er kann’s richtig gut, nicht wahr Caro? Soll ich dir ein paar Tricks verraten, wie du ihn am besten drankriegst?“
Ich holte aus und schlug ihr ins Gesicht. Im ersten Moment, dachte ich, sie würde sich auf mich stürzen, aber sie sackte auf den Boden, als hätte jemand die Luft aus ihr herausgelassen und fing an, zu weinen. Ich war zu Tode erschrocken, was hatte ich da bloß getan? Bestürzt setzte ich mich neben sie

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