Love is a Miracle
kippte die Hälfte der Milch hinein, während Margaret Erdnussbutterbrote machte. Neben den Pflanzen stand ein Foto von Rose, auf dem sie lächelte und eine Bingokarte in der Hand hielt. Ob Margaret sie vermisste? Ich dachte an das Schlafzimmer, das ich gesehen hatte, in dem noch so viel von Rose war, und wusste die Antwort.
»Du hast doch deinen Eltern erzählt, dass du neulich bei mir warst, oder?«, sagte Margaret, als ich mein Brot fertig gegessen hatte.
Ich nickte. Sie blinzelte mich an und setzte dann wieder ihre Brille auf die Nase. »Gut. Hoffentlich willst du keinen Nachtisch – ich hab nämlich nur Apfelmus.«
Ich schüttelte den Kopf. »Also wegen neulich – Sie dürfen nicht glauben, dass ich denke, Rose und Sie wären … na, Sie wissen ja, wie die Leute hier sind. Aber das ist dumm von ihnen. Rose war super. Und Sie sind natürlich auch sehr nett. Ich hätte nur nie gedacht … also ich weiß, dass es Frauen gibt, die … also Sie wissen schon. Aber in Reardon hätte ich mir das einfach nicht vorstellen können.«
Margaret zog beide Augenbrauen hoch. »So viele Worte! Aber ich glaube, ich verstehe, was du mir sagen willst. Und du hast recht, Rose und ich haben es nicht herumposaunt, dass wir zusammenleben. Ich liebe Reardon, aber es ist ein kleiner Ort, und die Leute haben sehrfestgefahrene Ansichten über das Leben – erst recht damals, als wir das Haus gekauft haben – und wir hatten einfach nicht die Kraft, dagegen anzurennen. Wir haben oft genug versucht, den Leuten die Augen zu öffnen, was in Wahrheit in Vietnam vorging, als wir aus dem Krieg zurückgekommen sind. Aber es war hoffnungslos. Und außerdem musste ich Rücksicht auf meine Eltern nehmen. Sie waren altmodisch, aber ich habe sie sehr geliebt.«
Margaret stand auf und ging ins Wohnzimmer, dann kam sie mit einem Foto zurück und reichte es mir.
Ich betrachtete es. Eine viel jüngere Margaret war darauf zu sehen, die mit einer ebenfalls jüngeren Rose vor ihrem neuen Haus stand. Margaret hatte einen Arm um ein älteres Paar gelegt, das ihre Eltern sein mussten. Strahlend hielt sie ein »Verkauft«-Schild hoch, während Rose in die Kamera starrte, die Hände an den Seiten verkrampft.
»Meine Eltern sind bald darauf gestorben – ungefähr ein Jahr nachdem dieses Foto gemacht wurde«, sagte Margaret, als ich ihr das Bild zurückgab. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich sie so früh verlieren würde.« Sie berührte die Gesichter ihrer Eltern auf dem Foto, dann ließ sie einen Finger unter Roses ernstem Gesicht ruhen.
»Ich hab mir damals solche Sorgen um Rose gemacht. Sie hatte es sehr schwer in unserem ersten Jahr hier. Ständig Albträume, über die sie nicht reden wollte. Und es ging ihr so schlecht, sie hatte das Gefühl, gar nicht sieselbst zu sein, wie sie immer sagte. Als sei sie gar nicht da. Und ich wusste, es war der Krieg, der ihr in den Knochen steckte, all das Schlimme, das sie verdrängt hatte, Dinge, an die sie sich nicht erinnerte, weil sie es nicht zuließ, glaube ich. Aber immer, wenn ich gefragt habe, hat sie mich abgewimmelt und gesagt, alles sei bestens.«
»Und dann?«
Margaret legte das Foto weg und sah mich lange an, als überlegte sie etwas. »Nun ja, sie hat sich damit arrangiert, so gut sie konnte. An manches hat sie sich später erinnert, und mit dem Rest – den Dingen, an die sie sich nicht erinnern konnte oder wollte – hat sie ihren Frieden geschlossen. Obwohl sie es natürlich immer mit sich herumgeschleppt hat, auch wenn ihre Verletzungen nach und nach geheilt sind. Der Geist …« Margaret tippte sich mit einem Finger an die Stirn, »ist äußerst widerstandsfähig.« Mit einem Blick auf das Foto fügte sie hinzu: »Redest du eigentlich mit deinen Eltern über den Flugzeugabsturz?«
»Ich … nein.«
»Warum nicht?«
»Weiß nicht.«
»Solltest du aber.«
»Ich … das brauch ich nicht«, sagte ich finster. »Ich weiß auch so, was sie denken, glauben Sie mir. Dass ich ein Wunder bin.«
»Vielleicht unterschätzt du deine Eltern«, sagte Margaret, aber das war ein Irrtum.
Als ich nach Hause kam, stand Mom in der Küche und taute ein Hähnchen auf.
»Die Schule hat angerufen«, sagte sie. »Deshalb bin ich früher nach Hause gekommen, um nach dir zu sehen.« Die Mikrowelle piepste, und Mom pikste das Hähnchen mit zittriger Hand an, dann stellte sie die Mikrowelle neu ein. »Du bist doch in Ordnung, Meggie?«
Ich wusste, warum die Schule angerufen hatte. Ich war nicht
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