Love just happens
ein bisschen rot und ich möchte ihn berühren, sehne mich so sehr danach, dass mir ganz heiß und flattrig im Bauch wird und meine Finger zu zittern anfangen.
»Sollen wir uns hinsetzen?«, sage ich und er im selben Moment: »Willst du dich hinsetzen?«, und wir setzen uns nicht, sondern lächeln beide, stehen einfach nur da und lächeln uns an.
Das ist Ryan, sage ich mir, bloß Ryan. Ich komme schondamit klar. Ich kenne ihn seit einer Ewigkeit, wir sind Freunde und er ist mit meiner besten Freundin zusammen. Ich muss das einfach schaffen – normal sein. Ihn nicht mehr anstarren. Keine unerfüllbaren Wünsche hegen.
Ich zeige zum Wohnzimmer, wo in Briannas Haus nie jemand sitzt, und er schüttelt den Kopf und wispert: »Ehrlich gesagt hab ich irgendwie Angst vor dem Zimmer.«
»Ich auch«, gebe ich zu und wir strahlen uns immer noch an. Ich kann einfach nicht damit aufhören und Ryan sieht glücklich aus, als sei er froh, hier zu sein. Ich müsste nur die Hand ausstrecken, um seine zu berühren. So nah ist er. Ich könnte seine Hand berühren und meine Finger an seinem Arm hinaufgleiten lassen und er würde sich zu mir vorbeugen und …
»Bin gleich so weit«, ruft Brianna von oben herunter und klar ist Ryan glücklich, klar ist er gern hier. Weil seine Freundin auf ihn wartet.
Ich drehe mich um und gehe in Richtung Wohnzimmer, dränge die Tränen zurück, die mir in die Augen schießen und hinter den Lidern brennen, und nach ein paar Sekunden höre ich, dass Ryan mir folgt.
Ich nehme den Sessel, damit er sich mit Brianna auf die Couch setzen kann, dann sage ich: »Oh, meine Bücher. Ich muss sie schnell holen«, und flüchte in die Küche, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Gleich, so schwöre ich mir, geh ich wieder zu ihm zurück, reinen Herzens und Geistes. Ich brauche nur eine Sekunde. Oder auch zwei oder drei. Oder zwölf.
In der Küche nehme ich meine Sachen an mich, gehezum Kühlschrank und lehne meinen Kopf dagegen. Dann schnappe ich mir drei Getränkedosen – zweimal Johannisbeerschorle, einmal Rootbeer – und gehe ins Wohnzimmer zurück.
Ich bin ganz ruhig. Ganz locker. Alles wird gut.
Aber von wegen.
Stille breitet sich aus, als ich ihm das Rootbeer gebe, ein Schweigen, das mir vertraut ist, das ich kenne, und ich sehe ihn an, sehe, wie er schnell wegschaut, als ob er sich ertappt fühlt, sehe, wie es in seiner Kehle arbeitet, als er schluckt.
Endlich kommt Brianna herunter und mir wird flau im Magen, weil sie doch merken muss, wie angestrengt ich an Ryan vorbeisehe und wie sorgfältig er jeden Blickkontakt mit mir vermeidet.
Ich nippe an meiner Johannisbeerschorle. Meine Kehle ist wie zugeschnürt und ich bringe das bisschen Flüssigkeit kaum hinunter.
»Ähm, also, hi«, sagt Brianna zu uns beiden. »Das sagt man doch, wenn man irgendwo reinkommt, oder? Warum seid ihr denn so still?«
»Ich … ist das hier das einzige Rootbeer?«, sagt Ryan und ich schüttle den Kopf, weil ich meiner eigenen Stimme nicht trauen kann.
»Na ja, okay, wenn das in euren Augen Reden ist …«, spottet Brianna und grinst Ryan an. »Aber ich bin nicht so – ich geb dir trotzdem ein Küsschen.« Sie beugt sich zu ihm vor.
Ryan steht auf und Brianna erstarrt.
»Sorry, bin gleich zurück«, sagt er und Brianna lächelt und sagt in neckischem Ton: »Aber beeil dich, ja?« Doch sobald Ryan draußen ist, schaut sie mich an und wispert: »Hast du das gesehen?«
»Ich … tut mir leid«, sage ich und es tut mir wirklich leid, aber nicht so, wie sie denkt.
Es tut mir leid, dass Ryan und ich uns geküsst haben, aber nicht so, wie es sollte.
»Muss es nicht. Das krieg ich wieder hin«, sagt Brianna und verschwindet in der Küche. Nach einer Weile höre ich Geräusche – ihre Stimme, leise, und seine Stimme, auch leise, und dann totale Stille. Kussstille. Ich stelle meine Dose ab.
Die Seiten sind eingedellt, so fest habe ich sie umklammert.
Ryan kommt kurz darauf zurück und sein Blick begegnet meinem. Ich sehe, dass er immer noch sein Rootbeer in der Hand hält.
»Schmeckt mir besser als Johannisbeersaft«, sagt er und dann ist etwas in seinen Augen, etwas …
Etwas, das mir den Atem raubt, und plötzlich ist alles wieder da, was gestern Abend passiert ist.
Ich höre mich sagen: »Mir auch, ehrlich gesagt«, und ich halte meine Dose hoch, verdecke die Dellen, so gut ich kann.
»Ich weiß«, sagt er und wird rot.
Wo ist Brianna? Was macht sie in der Küche?
»Hast du schon mit der Geschichtslektüre
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