Love just happens
Fuß gegen den Herd unten. »Warum hassen mich meine Eltern so?«
»Sie hassen dich nicht«, sage ich. »Deine Mom ist … na ja, wie sie halt ist, und dein Dad bleibt doch immer weg, wenn wieder ein neuer Gerichtstermin im Anzug ist.«
»Ja, schon, aber neue Gerichtstermine gibt es ständig«, wendet Brianna ein. »Und ich bin der Zankapfel, um den sie sich streiten. Manchmal denke ich, wenn ich ein Hund oder eine Vase wäre, würden sie sich auch nicht anders benehmen.« Sie schaut mich an. »Und wehe, du lügst mich jetzt an und erzählst mir, dass das nicht wahr ist.«
»Sie wissen, dass du kein Hund und keine Vase bist«, sage ich und das ist nicht gelogen. Briannas Eltern wissen, dass sie existiert und dass sie ihre Tochter ist, das kann ich guten Gewissens behaupten.
Nur ist es ihnen egal. Brianna ist ihnen nicht so wichtig, wie eine Tochter es sein sollte, und ich weiß, wie hart das für Brianna ist.
Ich gehe zu ihr hinüber und lege einen Arm um sie. »Du bist besser als alle beide.«
»Meinst du wirklich?«
»Klar.«
»Ich werde meine Kinder jedenfalls nie so behandeln, wenn ich mal welche bekomme. Ich werde dafür sorgen, dass sie mich über alles lieben.«
»Das brauchst du nicht, Brianna. Sie lieben dich auch so.«
»Nein, manchmal muss man die Leute dazu bringen, dass sie einen lieben.«
»Das ist Quatsch. Liebe lässt sich nicht erzwingen.«
»Klar doch. Du musst nur einfach so sein, wie sie dich haben wollen, dann kriegst du sie schon rum.«
»Aber das ist ja …« Grässlich, will ich sagen, doch der Ausdruck in Briannas Gesicht, halb wütend, halb hilflos, bremst mich. »Und wo bleibst du dabei? Willst du nicht du selbst sein?«
»Ach, wozu denn?«, sagt Brianna abfällig. »Ich meine, schau dich doch mal an. Du bist klein und still, also übersehen dich die Jungs. Weil sie dumm sind und nur nach dem Aussehen gehen, klar, aber trotzdem.«
»Ja, genau.« Das sitzt und meine Stimme klingt brüchig.
»Mach dir nichts draus«, sagt Brianna. »Das wird sich schon noch ändern. Ganz bestimmt. Außerdem lieben deine Eltern dich wahnsinnig und ich liebe dich auch, das weißt du doch. Wenn ich eine Schwester hätte, müsste sie genau wie du sein, aber eigentlich bist du sowieso schon wie eine Schwester für mich. Geht dir das nicht auch so?«
»Ja«, sage ich und füge im Stillen hinzu: Falls esSchwestern gibt, von denen die eine immer im Schatten der anderen steht. Oder Schwestern, die einem manchmal das Gefühl geben, ein Nichts zu sein.
»Oh, Mist. Ryan muss jetzt gleich kommen«, sagt Brianna. »Du wartest hier unten und lässt ihn rein, okay? Ich muss mich noch fertig machen.«
»Aber du siehst doch super aus«, sage ich in heller Panik. Ich will ihn sehen, okay, aber ich will nicht mit ihm allein sein!
»Nicht gut genug«, behauptet sie. »Jetzt komm schon, du musst doch nur ein paar Minuten mit ihm reden.«
»Aber Brianna …«
»Gut, dann redest du eben nicht. Mach einfach Geschichte mit ihm. Das kriegst du schon hin, oder? Du wolltest heute Abend doch sowieso was für die Schule machen.«
»Brianna«, protestiere ich wieder, aber sie rast schon die Treppe hinauf und ruft über die Schulter zurück: »Du bist ein Schatz, Sarah-Bär«, und ich weiß, dass nichts und niemand sie dazu bringen wird, wieder herunterzukommen, bevor sie nicht fertig ist, außer vielleicht Ryan höchstpersönlich.
Ich schnappe meinen Geschichtsordner und überlege mir, wo ich mich hinsetzen soll. Auf die komische kleine Bank an der Vordertür.
Nein, das sieht vielleicht so aus, als ob ich auf ihn warte, und ich …
Das Dumme ist, dass es stimmt.
Ich warte wirklich auf ihn.
Kapitel 13
Ich setze mich schließlich an den Küchentisch, und als die Türklingel läutet, springe ich sofort auf, und dann möchte ich mich am liebsten in den Hintern treten, als ich die Tür aufmache und Ryan sagt: »Das ist neu. Sonst muss ich immer mehrmals klingeln, bis du … Oh, Sarah. Hi.«
»Hey«, sage ich und schaue auf den Boden, um seinem Blick auszuweichen. »Brianna ist oben und macht sich fertig. Sie kommt gleich runter, dann könnt ihr … Ähm, also jedenfalls ist sie gleich da.«
»Oh. Okay«, sagt Ryan und streicht sich mit einer Hand die Haare aus der Stirn. Sie fallen sofort wieder zurück, tintenschwarze Strähnen, auf die ich mit einer Gier starre, die mich erschreckt. Normalerweise sehe ich ihn nicht so lange an, aber ich habe gewartet und mir gewünscht, er käme meinetwegen her, und jetzt wird er
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