Love just happens
reden?«
Relativ normal, denke ich. Ich halte den Atem an, warte auf seine Reaktion.
Ryan schweigt einen Augenblick, dann sagt er: »Na ja, ich hab gerade eine neue Zeichnung angefangen – vondem verlassenen Haus da draußen, wo die neue Straße gebaut wird. Weißt du, welches ich meine?«
Ich nicke, dann fällt mir ein, dass er mich ja nicht sehen kann.
»Ja, klar. Es ist sehr …« Ich verstumme, suche nach etwas Positivem, das ich über das Haus sagen könnte, bis mir einfällt, dass ich mich ja nicht bei ihm einschmeicheln muss. Nein, darf. Ich will ja schließlich eine große Entdeckerin werden oder etwas in der Art. Statt von Ryan zu träumen.
»Es ist so heruntergekommen«, sage ich. »Und traurig. Es sieht richtig traurig aus. Aber irgendwie auch wütend.«
»Genau«, stimmt Ryan zu und seine Stimme klingt so erfreut, dass ich mich strahlend auf der Couch wälze und alles vergesse, was ich mir gerade vorgenommen habe. »Ich muss immer an Gespenstergeschichten denken, wenn ich es ansehe. An traurige, wütende Gespenster, die die ganze Zeit auf etwas warten. Und manchmal stelle ich mir vor, dass in dem Haus tatsächlich Geister sind. Weil sie sonst nirgends hinkönnen. Und genau das will ich einfangen – die Geister des Hauses, die Hoffnungslosigkeit, die sie ausstrahlen. Am Sonntag fahr ich hin und schau’s mir noch mal an. Irgendwie fehlt noch was an den Skizzen, die ich bis jetzt gemacht habe.«
Ich lächle. Er ist so … na ja, Ryan eben. »Das ist also deine Sonntagsbeschäftigung: ein verlassenes Haus anstarren? Ziemlich abartig. Statt dass du losziehst und schlechte Erfahrungen sammelst. Das macht man doch so, dachte ich.«
»Woher weißt du das bloß? Ehrlich gesagt, wollte ich mich im Keller einbunkern und volllaufen lassen, bis ich das heulende Elend kriege – und dann rumziehen und vielleicht ein, zwei Häuser in Brand stecken.«
»Das klingt schon besser. Aber erst musst du noch ein paar Weltschmerz-Gedichte schreiben, bevor du losgehst und Häuser ansteckst.«
Ryan lacht. »Manchmal fragt man sich echt, was die Leute im Kopf haben … Oder meinst du, dass man irgendwann einfach weiß, was man mit seinem restlichen Leben anfangen soll?«
»Mein Dad behauptet, ja – sobald du mit dem College fertig bist und die erste Rate von deinen Studienkrediten abzahlen musst«, sage ich. »Aber meine Eltern haben beide gleich weiterstudiert, ich weiß also nicht, ob was dran ist an dem Spruch. Ich meine, College ist schon okay. Aber das Letzte, worauf ich nach sechzehn Schuljahren Lust habe, ist noch mehr Schule.«
»Dann suchst du dir also einen Job?«, sagt Ryan. »Was willst du denn machen?«
»Ähm … ich …«
»Ich finde die Frage genauso ätzend wie du«, fällt er mir ins Wort und in seiner Stimme schwingt ein unterdrücktes Lachen mit.
Ich sage: »Danke! Meine Eltern lassen mich zum Glück ziemlich in Ruhe, aber in der Schule hört man ja nur noch, dass man an seine Zukunft denken soll. Als müsste man jetzt schon alle Fächer planen, die man amCollege belegen will, obwohl man noch nicht mal weiß, ob man überhaupt in Chemie durchkommt.«
»Oder die SA T-Tests besteht.«
»Würg, erinnere mich bloß nicht daran. Ich meine, wie abartig ist das denn, dass ein einziger Test …?«
»... so entscheidend fürs College ist?«, sagt er. »Ja, stimmt. Ich kapier’s auch nicht. Wenn ich mir vorstelle, wie mein ganzer Krempel mal vor irgend so ein Zulassungsgremium kommt, das dann meine Bilder und Noten und Testergebnisse beurteilt … Als ob das etwas drüber aussagt, wie gut ich mich einfügen kann oder wie erfolgreich ich sein werde. Im Grunde genommen zählt doch nur das Papier und nicht ich.«
»Braucht man für Kunst auch SA T-Tests ?«
»Klar, das verlangen alle. Wahrscheinlich brauchst du die Tests sogar für einen Turnschuh-Designer-Kurs.«
»Schön wär’s, wenn es so was gäbe«, sage ich. »Ich wollte eine Zeit lang sogar Design studieren, aber ich will keine Kleider machen. Und seit ich die letzte Staffel von »Design You« gesehen habe – forget it. Ich hab keine Lust, irgendwelchen Schrott aus Alufolie zu basteln.«
»Sag bloß, dir hat der Poncho mit den Wrap-around-Leggins nicht gefallen!«
»Also so was von oberhässlich … hey, Moment mal! Guckst du dir etwa auch die Sendung an?«
»Meine Mom ist ganz wild drauf.«
»Aber ich dachte, du bunkerst dich im Keller ein und trinkst dir Mut für deine Brandstifter-Aktionen an?«
»Hey, was soll ich sagen? Randale
Weitere Kostenlose Bücher