Love just happens
Brianna. Du weißt doch, dass du hier immer willkommen bist. Ich hoffe nur, dass du dich nicht bei Sarah ansteckst. Ich hab dir ja gesagt, dass sie erkältet ist.«
»Ach ja, das«, sagt Brianna, kehrt Mom den Rücken zu und steht vor mir wie immer, selbstbewusst, strahlend, obwohl ihre Augen immer noch rot und verquollen sind. »Wie geht’s dir denn?«
»Sarah hat gerade im Wohnzimmer gelegen und telefoniert, als du gekommen bist«, sagt Mom. »Wer war das übrigens, Sarah?«
»Ich hab nicht telefoniert«, behaupte ich schnell. Ich hasse es, Mom anzulügen, aber im Augenblick geht es einfach nicht anders.
»Aber ich hab doch …«, fängt Mom an und verstummt und ihr Gesicht wird einen Augenblick sehr nachdenklich. »Na ja, ich dachte, ich hätte dich reden hören. Aber wahrscheinlich war es der Fernseher.« Sie schaut Brianna an. »Du weißt ja, wie vertieft ich immer bin, wenn ich an einem Rezept arbeite. Zum einen Ohrrein und zum anderen wieder raus. Kann ich dir was zu trinken oder zu essen anbieten?«
Brianna schüttelt den Kopf und schaut mich an. Ich kenne diesen Blick. Wir müssen reden, bedeutet das, und deshalb sage ich: »Wir gehen dann nach oben, Mom, ja?«
Mom nickt und tätschelt noch einmal Briannas Arm. Sie wirft mir einen Blick zu, ganz flüchtig nur, als sie in die Küche zurückgeht, einen Blick, der mir zeigt, dass sie genau weiß, dass ich telefoniert habe. Nur vielleicht nicht, mit wem.
Als wir in mein Zimmer hinaufkommen, sagt Brianna: »Ich hab mich gewundert, dass du mich heute Morgen nicht selber angerufen hast. Ich … ehrlich gesagt, war ich sogar ein bisschen sauer. Aber das war blöd von mir, weil du ja schließlich krank bist und ich … es tut mir leid, Sarah.«
»Ist schon gut«, sage ich, gehe ins Zimmer und setze mich auf mein immer noch ungemachtes Bett. Jetzt fühle ich mich wirklich krank, weil ich sehe, wie verzweifelt Brianna ist, und trotzdem ist sie noch nett zu mir. Entschuldigt sich und fühlt mit der Hand meine Stirn, so wie Mom, wenn sie wissen will, ob ich Fieber habe.
»Du bist aber nicht heiß«, stellt sie fest. »Aber okay, ich kann das auch nicht wirklich beurteilen. Soll ich dir ein Glas Wasser bringen oder so?«
Ich schüttle den Kopf, aber Brianna steht trotzdem auf und ich denke daran, dass Ryan heute Abend mit ihr reden will und dass ich mir bereits ausgemalt habe, wie wir beide zusammenkommen.
An Brianna habe ich keinen Gedanken verschwendet.
Aber das kann ich jetzt wiedergutmachen.
»Okay, jetzt erzähl schon, Brianna«, sage ich, als sie mit einem Glas Wasser zurückkommt, das ich nehme und auf meinen Nachttisch stelle. »Was ist denn passiert?«
»Ich … ich hab Dad auf der Arbeit besucht«, fängt sie an. »Ich hab extra die letzte Stunde geschwänzt, aber er war natürlich beschäftigt, wie immer, also musste ich warten. Ich kam mir so blöd vor, als ich da rumgesessen habe, ehrlich, aber dann wurde ich endlich in sein Büro gelassen. Und da hat er doch glatt gemeint, er sei überrascht, dass ich ihn besuchen komme. ›Überrascht?‹, hab ich gefragt. ›Ich dachte, du freust dich vielleicht?‹ Und da hat er … da hat er gesagt …« Sie bricht ab und schaut auf ihre Hände hinunter, die zu Fäusten geballt sind.
»Er sagte, er sei fertig damit«, stößt sie schließlich hervor und ihre Worte klingen mehr wie ein Schluchzen, sodass ich im ersten Moment denke, ich habe mich verhört.
»Fertig?«, wiederhole ich.
»Ja. Fertig mit mir. Er will eine endgültige Abfindung mit Mom aushandeln, meint er. Das heißt, er will ihr alles geben, was er hat, und sogar noch mehr, und dafür muss sie ihm versprechen, dass der ganze Sorgerechtskram damit vom Tisch ist – das hat er wörtlich gesagt: Sorgerechtskram, als ginge es gar nicht um mich. Und ich blöde Kuh dachte auch noch, dass das gut sei.«
Brianna schnieft. »Und das hab ich ihm gesagt. Ichhab gesagt: ›Dann ist es ja endlich vorbei und wir können uns sehen, wann immer wir wollen.‹ Ich hab sogar von seiner neuen Wohnung angefangen, hab ihm gesagt, dass ich sie gern mit ihm angeschaut hätte, bevor er sie genommen hat, aber jetzt könnte ich ihn ja endlich besuchen. Und da schaut er mich so an – ohne einen Ton zu sagen – und plötzlich war mir alles klar. Und dann hat er Nein gesagt.«
»Nein?«
»Ja«, sagt Brianna. »Einfach so. ›Nein. Ich kann das einfach nicht mehr aushalten. Diese ganzen Gerichtskämpfe, das Gezerre mit dem Besuchsrecht. Ich will nicht mehr.‹« Sie
Weitere Kostenlose Bücher