love sheriffs
ist, wenn er sich für Crocks entscheidet? Das muss ich unbedingt rückgängig machen.
Jetzt konzentriere dich, Pia!, ermahne ich mich dann. Du hast hier eine Beziehung zu retten. Um deine eigenen Probleme kannst du dich kümmern, wenn du wieder zu Hause bist.
»Ich kann natürlich nicht garantieren, dass alles so funktioniert, wie ich es mir vorstelle«, gebe ich zu. »Vor zwei Jahren habe ich aus Ärger die Armbanduhr meines damaligen Freundes in die Friteuse geworfen. In dem Moment kam es mir richtig vor. Im Nachhinein hat es sich allerdings als falsch herausgestellt und dazu geführt, dass wir uns getrennt haben. Glaub mir, ich habe meine Reaktion ganz schön bedauert. Aber nun, mit noch mehr Abstand betrachtet, finde ich, es war doch gut. Wir haben nicht zusammengepasst, doch bis zu diesem Zeitpunkt unsere Differenzen verdrängt. Wenn ich damals meinen Ärger heruntergeschluckt hätte, wären wir vielleicht heute unglücklich miteinander verheiratet und ich wäre nicht mit meinem jetzigen Freund zusammen. Was ich damit sagen will: Handlungen, die aus einem wahren Gefühl heraus resultieren, können nicht ganz falsch sein, selbst wenn es anfangs so aussieht.«
»Und wenn ich nicht weiß, was ich fühle?«, jammert Ilona.
»Dann sage ich es dir«, verkünde ich und hole tief Luft: »Du liebst deinen Mann. Und deshalb verletzt es dich umso mehr, wenn er dich geringschätzig behandelt.« Sie will etwas einwenden, aber ich stoppe sie mit einer energischen Handbewegung. »Doch, das tut er! Ich meine, er liebt dich auch auf seine Art, denke ich. Aber er fühlt sich dir überlegen. Und das ist meiner Ansicht nach der Grundkonflikt in eurer Beziehung, der irgendwann ausgetragen werden muss, wenn du dich nicht selbst verleugnen willst. Lass uns den Konflikt austragen! Nicht morgen und nicht nächstes Jahr, sondern heute und jetzt. Bügle ihm sein Scheißhemd nicht! Das, was er gestern gesagt hat, war so unfassbar dämlich und gemein. Als hätte er dich nur als Köchin und Putzfrau geheiratet. Das kannst du nicht einfach so auf dir sitzen ...«
»Aber wir könnten doch einfach mit ihm reden und ihm sagen, dass er sich entschuldigen soll«, schlägt Ilona vor.
»Ja, könnten wir. Und Richard würde sich auch entschuldigen, so wie ich ihn einschätze. Er würde sagen: >Es tut mir leid< - aber es täte ihm kein bisschen leid. Und bei der nächsten Gelegenheit würde er dich wieder herabsetzen. Morgen früh, wenn er kein frisches Hemd zum Anziehen findet, wird es ihm wirklich ein bisschen leidtun. Vor allen Dingen, wenn du ihm sagst, dass du ihm die nächsten vier Wochen nichts mehr bügeln wirst.«
»Was?«
»Damit er es kapiert. Männer-Erziehung ist nichts für Feinmechanikerinnen.«
Während Ilona sichtlich mit sich ringt, frage ich mich, ob ich Max anrufen und ihm sagen soll, dass ich das mit dem Ultimatum nicht so gemeint habe. Nicht so ultimativ jedenfalls, sondern ganz unverbindlich und mit vierzehntägigem Rückgaberecht. Vielleicht rufe ich ihn morgen an und kläre das. Oder lieber noch warten? Ilona hat es gut. Die hat einen Love Sheriff, der ihr sagt, was sie tun soll. Und wen habe ich? Noch nicht einmal Tanja kann ich um Rat fragen.
Ilona steht auf, tritt ans Bügelbrett und zerknautscht das halb gebügelte Hemd. »Das wird ihm gar nicht gefallen.«
»Ich bin stolz auf dich«, sage ich.
Mein Radiowecker zeigt 07:39 Uhr an, als ich am nächsten Morgen durch lautes Geschimpfe geweckt werde.
»Das kommt doch nicht von dir«, höre ich Richard schreien. »Das ist nur der Einfluss von dieser Zimtzicke! Ich will, dass sie verschwindet! Was bildet die sich überhaupt ein?«
Dann höre ich Ilona etwas erwidern, aber sie spricht zu leise, als dass ich es verstehen könnte.
»Dann soll sie halt!«, ruft Richard umso deutlicher. »Mir doch egal! Wenn sie in den Rhein springen will, fahre ich sie sogar zur Brücke.«
Dann höre ich ein klatschendes Geräusch wie von einer Ohrfeige und Ilonas wütende Stimme: »Du sprichst von meiner Freundin!«
Kurz darauf knallt eine Tür ins Schloss. Alles mein Werk. Bitte, lieber Gott, lass die beiden sich nicht gegenseitig umbringen. Mach, dass alles gut wird. Und wenn du schon dabei bist, mir zu helfen: Sei doch so lieb und stelle den Mercedes meiner Mutter wieder in die Garage. Vielen Dank auch.
Ich stehe auf, schlüpfe in meine Pantoffeln und mache mich auf den Weg zu Ilona. Sie wird jetzt jemanden brauchen, der sie tröstet und aufmuntert. Keinen Love Sheriffeine
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