love sheriffs
mal eben?«
Die beiden unterhalten sich in der Diele, aber erst nachdem ich die Musik abgestellt habe, kann ich etwas verstehen. Ilona sagt gerade: »... denn machen? Sie ist meine Freundin. Wozu haben wir denn das Gästezimmer? Nur für deine Geschäftsfreunde und deine Mutter?«
Woraufhin er mit mühsam unterdrücktem Zorn entgegnet: »Meine Mutter. Natürlich, das musste ja kommen. Meine Mutter besucht uns wirklich nicht oft. Und wenn sie da ist, fällt sie niemandem zur Last. Die schmiert dir nicht das halbe Abendessen ins Gesicht und klaut meinen Bademantel. Diese Pia kann doch nicht einfach so aus heiterem Himmel auftauchen und dann gleich bei uns einziehen. Wir sind doch kein Hotel. Das Gästezimmer soll frei bleiben für Familie und Notfälle.«
»Aber das ist ein Notfall. Pia braucht mich jetzt. Sie hat eine schwere Zeit hinter sich und ist vor kurzem erst aus der Klinik entlassen worden«, hält sich Ilona an das Drehbuch, das wir uns heute Nachmittag zusammen ausgedacht haben. »Sie hat versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Sie braucht jetzt Hilfe, damit das nicht noch einmal passiert.«
»Na, das wird ja immer besser!«, schnauzt Richard sie an. »Herrlich! Während ich mich in der Agentur ins Zeug lege, damit wir uns einen Lebensstandard mit ein bisschen Klasse leisten können, quartierst du irgendeine Verrückte ein, die uns dann eines Nachts das Haus abfackelt. Das ist doch wirklich nett von dir. Da bin ich ja zu beneiden, dass ich so eine nette Frau habe, nicht wahr? Eine so unfassbar nette Frau. Wozu muss ich da noch essen, wenn ich so eine nette Frau habe?«
»Bitte, Richard, mach doch jetzt kein Drama daraus. Pia ist nicht verrückt, nur ein bisschen labil. Ich möchte sie nicht aus dem Gleichgewicht bringen, indem ich sie enttäusche, und dann schuld daran sein, wenn sie sich etwas antut. Du etwa? Komm, sei lieb, ich mache dir schnell ein paar Spaghetti oder wir lassen uns eine Pizza kommen.«
Langsam schlendere ich aus dem Wohnzimmer in die Diele, um Ilona beizustehen. Beinahe stolpere ich über einen Herrenschuh, der auf dem Flurläufer liegt. Sein Gegenstück sehe ich drei Meter weiter direkt vor der Haustür. Offenbar hat Richard sich gleich nach seiner Ankunft Fußfreiheit verschafft. Seine Laptoptasche und Jacke hat er achtlos auf der Kommode abgelegt.
»Um Pizza zu essen, hätte ich nicht zu heiraten brauchen«, sagt er gerade verächtlich, als ich zu den beiden herausgestolpert komme.
Ich muss lachen, als ich das höre. »Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?«
Er schaut mich böse an. »Hören Sie, ich unterhalte mich gerade mit meiner ...« Sein Blick fällt auf meine verbundenen Handgelenke und er räuspert sich und fährt einen Zacken freundlicher fort: »Pia, ich habe mich während des Studiums jahrelang fast ausschließlich von Pizza und Dosenravioli ernährt. Ich hätte nur gerne etwas Vernünftiges zu Abend gegessen. Findest du, das ist zu viel verlangt?«
Ich schüttele den Kopf. »Schmier dir doch ein Nutellabrot«, schlage ich vor.
Er atmet tief durch, schließt die Augen und zählt, seinen Lippenbewegungen nach zu urteilen, leise bis fünf. Dann hat er sich offenbar wieder gefasst. »Also gut. Wisst ihr was, wir gehen irgendwo essen. Einverstanden?«
Während er, vermutlich hungergetrieben, bereits wieder seine Schuhe anzieht, deutet Ilona auf ihr feuchtes Haar. »Bis mein Haar trocken und frisiert ist, dauert es aber noch eine Weile.«
»Eine Stunde Minimum«, ergänze ich.
»Eine Stunde?«, wiederholt er ungläubig. »Das ist mir zu lange.«
»Du hast recht«, sage ich. Und so wie ich vor ihm stehe, mit weißem Fettgesicht, nassem Zottelhaar, barfuß im Bademantel, füge ich hinzu: »Lass uns keine Zeit verlieren, du hast schließlich Hunger. Ich war dann soweit.«
Wortlos schnappt er sich seine Jacke, wirft mir in Ermangelung eines Steins einen wütenden Blick zu und stürmt aus der Tür.
»Bringst du mir einen Burger mit?«, rufe ich ihm hinterher. Aber irgendwie bezweifle ich, dass er daran denken wird.
Am nächsten Morgen zeigt mir Ilona das Badezimmer. Ich hatte sie gebeten, es unverändert zu lassen, nachdem ihr Mann es benutzt hat. Die Dusche ist voller Wasserflecken, Haare und Seifenreste kleben im Abfluss. In der Badewanne liegen eine Unterhose und eine einzelne Socke (die zweite bleibt unauffindbar), auf dem Boden zwei nasse Handtücher neben einer Wasserlache. Auf der Ablage des Waschbeckens leckt eine offene Zahnpastatube nach einem neben
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