love sheriffs
ausgezeichnet, Frau Kronig.«
»Ja, Liebling«, schließt sich Richard sofort an. »Du hast dich wirklich selbst über ...« Er bricht ab und starrt irritiert auf seinen Teller. Offenbar hat er den Nassrasierer, den er morgens immer verschmutzt auf dem Waschbecken liegenlässt, in seiner Suppe entdeckt. Ich beobachte, wie sein Gesicht in sich zusammenfällt und er den Löffel, den er gerade zum Mund führen wollte, wieder sinken lässt. Nach einer Sekunde hat er sich wieder gefangen. Mit einem - na ja, nennen wir es mal Lächeln löffelt er tapfer weiter und sagt zu mir: »Delikat.«
»Das kommt von meinen geheimen Zutaten.«
»Ach ja, welche denn?«, fragt Beate, die gerade von der Toilette zurückkommt.
»Ich könnte es Ihnen verraten«, sage ich. »Aber dann müsste ich Sie hinterher töten.«
Eigentlich dachte ich, dieser Spruch wäre schon in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, aber Richard scheint ihn nicht zu kennen, dem bösen Blick nach zu urteilen, den er mir zuwirft. Vielleicht befürchtet er, ich könnte Beate die Frage beantworten und ihr hinterher tatsächlich den Löffel ins Herz stoßen. Wäre ja mal eine witzige Überraschung für alle.
»Wir sollten vielleicht jetzt das Hauptgericht servieren«, schlägt Richard hastig vor.
»Aber ich habe noch überhaupt nicht von der Suppe gekostet.« Mit einem entschuldigenden Blick greift Beate zum Löffel und versenkt ihn in ihrer Suppe. »Ih, was ist das denn?« Mit angewidertem Gesicht fischt sie etwas Längliches aus der Tomatencreme.
»Das ist eine Socke«, sage ich fachmännisch, ganz die Hausfrau und somit Spezialistin für Socken und Suppen. »Die habe ich schon gesucht. Mein Mann wirft die überall herum, nur nicht in den Wäschekorb. Eine Unterhose vermisse ich auch noch.«
Jetzt reicht es Richard. Wütend springt er auf und zeigt anklagend auf mich. Sein Gesicht ist so rot wie die Tomatensuppe, nur weniger cremig. »Du! Du! - Du entschuldigst dich jetzt sofort bei unseren Gästen für dein fürchterliches Benehmen, du Verrückte! Herr Brunner, Frau Brunner, ich muss mich für meine Frau entschuldigen. Ich weiß nicht, was in Pia ... äh, Ilona ... äh, in Liebling gefahren ist. Den ganzen Abend ist sie schon nicht sie selbst. Wenn sie ihre Tage hat, ist sie unausstehlich!«
Ich verberge mein Lachen hinter einem Schluchzen und springe ebenfalls vom Stuhl. »Oh, du gemeiner Mistkerl!«, fahre ich Richard mit prämenstruellem Furor an. »Da stehe ich den ganzen Tag in der Küche und das ist der Dank! Als wenn ich was dafür könnte, dass du so ein Schwein bist.
Und wessen Socken fliegen denn überall herum? Meine Strümpfe sind da, wo sie hingehören.«
Mit diesen anklagenden Worten renne ich schniefend aus dem Esszimmer und beinahe Ilona über den Haufen, die plötzlich in der Tür steht wie ein Gespenst.
Sie hat sich sogar schick gemacht, eine Perlenkette umgelegt und sich die Schönheitsmaske größtenteils aus dem Gesicht gewischt. Die Schönheit allerdings auch. Man sollte Betrunkenen nicht nur das Autofahren verbieten, sondern auch das Hantieren mit Lippenstift. Und die Pumps, auf denen sie balanciert, passen auch nicht unbedingt zum Jogginganzug, den sie immer noch trägt.
»Hallo zusammen«, ruft sie in den Raum, als ich an ihr vorbeirausche. »Hey, habt ihr etwa schon ohne mich angefangen?«
Nach einer Viertelstunde auf dem Klodeckel höre ich ein Klopfen an der Tür und Daniel Brunners leise Stimme: »Ich bin‘s nur.«
Ich schließe auf und er setzt sich mir gegenüber auf den Badewannenrand und erzählt, was sich in den letzten Minuten abgespielt hat.
Richard hat Ilona als Freundin seiner Frau vorgestellt und Ilona war geistesgegenwärtig oder verwirrt genug, um nicht zu widersprechen. Danach hat ihr Mann sie wieder nach oben ins Schlafzimmer geführt, da das Essen ohnehin im allgemeinen Einvernehmen als beendet erklärt wurde. Bevor Ilona sich ins Bett bringen ließ, erzählte sie Richard noch mit unheilvoller Stimme, dass seine »Frau« heulend ins Bad gerannt sei, da wo all die scharfen Rasierklingen liegen.
»Wenn ich ihm jetzt sage, dass Sie mir nicht aufgemacht und auch nicht geantwortet haben, sollte ihm das zu denken geben«, meint Daniel und macht sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Richard allen einen Digestif verordnet hat, um so etwas wie einen normalen Verlauf des Abends vorzutäuschen.
Fünf Minuten später klopft es erneut an der Tür und Richard ruft mit energischer Stimme: »Liebling, würdest du
Weitere Kostenlose Bücher