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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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er und legte demonstrativ das Smartphone vor sich auf den Tisch.
    Â»Sorry. Ein Freund von mir büffelt gerade für eine wichtige Nachklausur und ich musste ihm ein bisschen helfen.« Oje, der Nerd war also auch noch ein Streber. Immerhin einer mit einem netten Lachen, das zwei tiefe Grübchen in seine Wangen zauberte – die ehrlich gesagt sehr niedlich aussahen.
    Â»Und worum ging es bei der Nachhilfe?«, fragte ich, mehr um etwas zu sagen als aus echtem Interesse.
    Â»Keplersche Gesetze. Astrophysik. Ich glaube nicht, dass du das kapierst.« Wunderbar. Ein eingebildeter Streber! »Lass uns über was Spannenderes reden als über das Studium.«
    Â»Okay.« Leider fiel mir nichts ein, was ich sonst hätte erwidern können. Meine fatale Eigenschaft, manchmal schneller zu reden, als ich denken kann, schlägt dummerweise immer ins Gegenteil um, wenn ich mich mit einem fremden Menschen bloß unterhalten will. Dann kann ich so viel denken, wie ich will, aus meinem Mund kommt nichts raus. Netterweise erlöste Felix mich schon nach wenigen Sekunden von dem peinlichen Schweigen.
    Â»Du musst dich ja super mit deiner Schwester verstehen, wenn ihr beschlossen habt, gemeinsam eine Interrailtour zu machen.«
    Ich stöhnte gequält. »Von wegen. Das Ganze ist eine pure Zweckgemeinschaft. Eigentlich stoßen wir uns ab wie zwei Magnete.«
    Â»Magnete stoßen sich nur ab, wenn sie gleich gepolt sind«, dozierte Felix, aber er lächelte dabei und seine süßen Grübchen versöhnten mich mit seiner Besserwisserei.
    Â»Absolut nicht. Juli und ich sind wie Feuer und Wasser, wie Tom und Jerry, wie Kim Kardashian und Paris Hilton …« Ich redete mich richtig in Rage, um Felix die unüberbrückbaren Differenzen zwischen meiner Schwester und mir deutlich zu machen. Als ich sah, dass er wieder grinste, schob ich schnell hinterher: »Ich glaube, so sind Geschwister eben, oder verstehst du dich etwa mit deinen?«
    Â»Ich hab keine.«
    Â»Sei bloß froh.«
    Â»Eigentlich fand ich es immer schade.« Felix schob seine dicke Nerdbrille hoch und wirkte plötzlich ganz ernst. »Ich hätte gerne einen Bruder gehabt, zur Not auch eine Schwester.«
    Â»Wieso?«
    Â»Hm, vielleicht als Ausgleich für meine bescheuerten Eltern?« Er sagte es, als wollte er einen Witz machen, aber ich merkte trotzdem, dass er etwas vor mir zu verbergen versuchte. Ich wollte nicht nachbohren, doch Felix redete von sich aus weiter, es klang ironisch, eine Spur bitter vielleicht.
    Â»Ich war neun, als meine Eltern sich scheiden ließen. Es dauerte keine sechs Monate, bis meine Mutter einen Neuen hatte. Er ist Engländer und ziemlich reich. Sie heirateten und meine Mom zog zu ihm nach Newcastle. Leider wollte sich ihr Gatte das junge Eheglück nicht von mir stören lassen, deshalb schickte meine Mutter mich aufs Internat …«
    In meinem Kopf tauchte eine Erinnerung auf. Es war an meinem zweiten oder dritten Tag auf dem Gymnasium gewesen, als ich am Ende der Pause noch mal aufs Klo musste. Als ich fertig war, waren alle anderen schon in den Räumen verschwunden, und ich hatte keine Ahnung mehr, wo mein Klassenzimmer lag. Weinend hatte ich auf dem Gang gehockt, als plötzlich Juli aufgetaucht war. »Hör auf zu flennen, Heulsuse«, hatte sie gesagt, und ich hasste sie, weil sie mich so nannte. Und noch mehr hasste ich sie, weil sie recht hatte, denn ich heulte schon damals wegen jeder Kleinigkeit. Aber dann hatte Juli mich wortlos an der Hand genommen und zu meiner Klasse gebracht. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr daran gedacht, doch jetzt begriff ich, warum Felix sich damals als Kind einen Bruder oder eine Schwester gewünscht hatte, um auf diesem Internat nicht so allein zu sein.
    Â»Dafür habe ich jetzt meine Freunde. Ist eigentlich besser als Familie.« In einem Zug trank Felix das halb leere Bierglas aus. Julis etwas zu grelles Lachen ließ uns beide hochfahren, zeitverzögert stimmte auch Tobias in den Heiterkeitsausbruch ein. Keine Ahnung, was so lustig war. Unsere Anwesenheit schienen die beiden jedenfalls vergessen zu haben.
    Â»Woher kennt ihr euch eigentlich, Tobias und du?«, fragte ich mit einem Nicken zur anderen Tischseite.
    Â»Vom Sport. Wir spielen zusammen Beachvolleyball.«
    Â»Cool.« Einen so lässigen Sport hatte ich dem Nerd gar nicht zugetraut. Verstohlen betrachte ich Felix genauer und stellte

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