Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
Vom Netzwerk:
kamen in das Zimmer von Peter van Pels. Hier hatten Anne und Peter gesessen und sich geküsst. Ich versuchte, es mir auszumalen, den heimlichen Kuss, die wenigen Minuten, in denen Anne ein ganz normaler Teenager mit ganz normalen Problemen gewesen war. Dann stellte ich mich in eine Zimmerecke, um nicht von den anderen Besuchern weitergedrängt zu werden, kramte in meinem Rucksack nach meinem Tagebuch und nahm den Zettel heraus, den ich vorbereitet hatte.
    Â»Was machst du da?« Juli schaute mir neugierig über die Schulter.
    Â»Nichts.«
    Ich drehte mich so, dass meine Schwester nichts mehr sehen konnte, und faltete den karierten Zettel eilig zusammen. Ich hatte zwei Sätze aus meinem Tagebuch darauf notiert, und jetzt wollte ich den Zettel hier deponieren, damit jemand anders ihn finden und sich darüber wundern oder freuen konnte. Das ist nämlich mein heimliches Hobby: Wörter freilassen. Ich würde niemals einen Menschen, den ich kenne, mein Tagebuch oder einen anderen Text von mir lesen lassen. Aber manchmal hinterlasse ich Textschnipsel an öffentlichen Orten, wo ein Fremder sie hoffentlich entdeckt. Ich weiß natürlich nie, ob das klappt, aber ich stelle mir gern das Gesicht desjenigen vor, der den Zettel liest.
    Ich ließ das gefaltete Zettelchen fallen und stieß es mit der Fußspitze zur Seite, damit es nicht zertreten wurde.
    Â»Wollen wir los?«, fragte ich Juli, die sich in der Zwischenzeit das Zimmer der Familie van Pels angesehen und meiner Freilassungsaktion keine weitere Beachtung geschenkt hatte.
    Â»Sicher.« Juli wirkte einigermaßen überrascht, hatte sich aber schnell wieder gefangen und sah auf die Uhr. »Oh, höchste Zeit, wenn wir uns vor unserem Date noch stylen wollen.«
    Â»Es ist erst halb sechs!« Bis zu unserem »Date« mit Tobias und Felix waren es noch zweieinhalb Stunden.
    Â»Sag ich ja, das könnte knapp werden!«

Nein. Nein. Nein! Ist es denn zu fassen: Ich habe Ja gesagt!
    aus Lenas Tagebuch
    Â»Hallo, ihr Hübschen«, begrüßte Tobias uns mit einem breiten Grinsen, als wir uns bis zum Tisch der Jungs durchgeschlagen hatten. Es war ein Wunder, dass wir die beiden überhaupt gefunden hatten, denn der Leidseplein mit seinen Cafés und Bars schien wirklich sehr beliebt zu sein, und sämtliche Tische, die dicht gedrängt auf dem großen Platz zwischen den hohen Bäumen standen, waren besetzt.
    Â»Hallo«, flötete Juli. Ich nickte nur zur Begrüßung, aber Tobias hatte ohnehin schon wieder nur Augen für meine Schwester und Felix war mit seinem Smartphone beschäftigt. Juli setzte sich wie selbstverständlich auf den freien Korbstuhl neben Surferboy und mir blieb der Platz neben seinem Kumpel.
    Â»Was wollt ihr?«, fragte Tobias und versuchte, mit erhobener Hand einen Kellner auf uns aufmerksam zu machen.
    Â»Sex on the beach«, verlangte Juli und klimperte mit ihren langen Wimpern. Prompt wurde Tobias’ Grinsen ein bisschen anzüglich.
    Â»Cola«, bat ich.
    Tobias gab die Bestellung an den gestressten Kellner weiter und orderte noch zwei Bier, obwohl ihre Gläser auf dem Tisch erst halb leer waren.
    Â»Und, wie findet ihr Amsterdam?«, fragte Tobias, natürlich nur an meine Schwester gewandt. Innerhalb kürzester Zeit waren die beiden in ein Gespräch über die angesagtesten Partylocations vertieft, wo sie vergangene Nacht gefeiert hatten. Neben mir tippte Felix noch immer auf seinem Telefon herum, und ich wünschte mir, ich hätte mein Buch mitgenommen. Ich starrte Löcher in die Luft, die erfüllt war von Musik und dem Vielklang fröhlicher Stimmen, und kam mir ausgesprochen fehl am Platz vor. Genervt zog ich mein eigenes Handy aus der Tasche und fing an, alte SMS zu löschen. Wie gern hätte ich jetzt mit Sue getextet, aber die war wie jedes Jahr in den Sommerferien mit ihrer Mutter zu deren Familie geflogen, die eine Schaffarm in Neuseeland betrieb. Da war es jetzt früh am Morgen – und Sue war garantiert noch nicht aus dem Bett gefallen. Außerdem wäre eine SMS viel zu teuer.
    Nach knapp fünf Minuten war mein SMS-Speicher blitzblank aufgeräumt und mir war immer noch langweilig. Ich war so genervt, dass ich mich zu Felix drehte und ohne nachzudenken loszickte: »Wenn du mir deine Nummer gibst, könnten wir uns ein bisschen unterhalten, ohne dass du das Handy weglegen müsstest.«
    Zu meiner Überraschung lachte

Weitere Kostenlose Bücher