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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Griff, deshalb bekam ich nur wie durch einen dumpfen Nebel mit, dass meine Schwester das kleine Plastiktütchen mit der grünen Hanfpflanze darauf hervorzog und auf den Tisch knallte. Als die anderen beschlossen, ihren Joint lieber nicht mitten auf dem Leidseplein , sondern im nahe gelegenen Vondelpark zu rauchen, stand ich wie eine Marionette auf, die an Schnüren gezogen wurde.
    Unterwegs besorgten die Jungs zwei Sechserpacks mit Bierdosen, dann machten sie und meine Schwester es sich auf einer Wiese im dunklen Park gemütlich, tranken, rauchten und quatschten und wurden dabei immer alberner. Ich hockte daneben, meine Knie mit den Armen umschlungen, und dachte an Joey und daran, dass ich ihn nie live sehen würde und dass mein Tagtraum von ihm, in dem er mich auf die Bühne zieht und küsst, genau das bleiben würde: ein Traum. Ich heulte nicht, aber das lag nur daran, dass ich mich nicht vor den anderen blamieren wollte.
    Ich war so sehr damit beschäftigt, mich selbst zu bemitleiden, dass ich nicht mitbekam, wie Felix, Tobias und Juli in ihrem Haschischrausch einen Plan schmiedeten, der unsere Reise vollkommen auf den Kopf stellen sollte. Erst als meine Schwester mich anstupste, kehrte ich aus meinem Jammertal in die Wirklichkeit zurück.
    Â»Was meinst du?«, fragte Juli. »Bist du dabei?«
    Â»Wo dabei?« Ich schüttelte mich, um wieder richtig zu mir zu kommen.
    Â»Bei der Europarallye.« Meine Schwester kicherte.
    Â»Hä?«
    Â»Tobis Idee«, erklärte Felix. »Ein bisschen bekloppt, aber das sind seine Ideen eigentlich immer.« Auch er fand wohl alles ganz besonders witzig. Ich betrachtete den Berg leerer Dosen, der sich zwischen den dreien auf dem Rasen angehäuft hatte.
    Â»Es funktioniert wie Wahrheit oder Pflicht«, erläuterte Tobias leicht lallend. »Nur ohne Wahrheit.«
    Â»Eine Art Wettbewerb«, ergänzte Juli eifrig. »Wir treffen uns in verschiedenen Städten auf unserer Route, und immer einer stellt den anderen eine Aufgabe, die alle erfüllen müssen.« Sie klang so begeistert, als wäre dieses hirnrissige Spiel die tollste Erfindung seit dem Lipgloss mit Erdbeergeschmack.
    Â»Wir arbeiten in Teams, Jungs gegen Mädchen. Eine unabhängige Jury, bestehend aus uns«, Tobias deutete mit ausladender Geste in die Runde, »vergibt Punkte für die einzelnen Leistungen. Das Team, das am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.«
    Â»Und was sollen das für Aufgaben sein?«, hakte ich nach.
    Â»Egal. Hauptsache, lustig.« Tobias lachte, obwohl gar nichts lustig war.
    Â»Und was hab ich davon?« Dass Juli von der Idee angefixt war, war klar. Erstens liebte sie Abenteuer, und zweitens fand sie es garantiert toll, Tobias auf unserer Reise immer wieder zu begegnen. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, was mich dazu bringen sollte, bei so einem Quatsch mitzumachen.
    Â»Hm.« Tobias lehnte sich zu Felix und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der nickte zögernd. »Wenn ihr gewinnt«, erklärte Tobias dann, »bekommt ihr die Tickets für das No-Way -Konzert.«
    Noch während er das sagte, begann mein Herz zu stolpern. Trotzdem bemühte ich mich, so gelassen wie nur möglich zu bleiben.
    Â»Okay«, antwortete ich gedehnt. »Und was ist euer Preis?«
    Wieder beugte sich Tobias zu Felix, um ihm etwas zuzuflüstern. Felix verdrehte die Augen, nickte dann aber erneut.
    Â»Wenn wir gewinnen«, erklärte Tobias, »dann verbringt jede von euch eine Nacht mit einem von uns.«
    Juli gackerte los, und mein Herz raste, als wollte es einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
    Â»Das ist nicht dein Ernst«, platzte ich geschockt heraus.
    Doch Tobias nickte bloß und zog dabei die Augenbrauen in die Höhe. »Die Tickets für euch, eine Nacht für uns.«
    Ich schluckte schwer. Das würde ich niemals tun, dachte ich empört. Never. Ever. N.I.E. Augenblicklich kam mir das eine Mal in den Sinn und mein fester Vorsatz, mich fortan nur noch mit Jungs einzulassen, die es wert waren.
    Andererseits , sagte eine leise Stimme vorsichtig in meinem Kopf, andererseits geht es hier um Joey . Und Joey war es wert, das wusste ich einfach. Für ihn war ich bereit, eine Menge zu riskieren. Ich schüttelte den Kopf, um die Stimme zu vertreiben. Aber sie blieb hartnäckig. Los, mach schon , flüsterte sie. Du musst bloß diesen blöden Wettbewerb gewinnen, dann wird dein Traum

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