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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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hatte.
    Â»Na, Schwesterherz, da haben wir uns wohl verzockt.« Sie zwinkerte mir übermütig zu. Dabei hatte sie selbst kaum mehr Geld auf dem Konto als ich. Wie schaffte Juli es bloß, das Leben so leicht zu nehmen? Gerade als Felix seinen ersten Einsatz machte, stieß Tobias wieder zu uns. Schon sein Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht mehr Erfolg gehabt hatte als Juli und ich.
    Â»Alle unsere Hoffnungen ruhen auf diesem Glückspilz«, erklärte er bemüht locker und klopfte Felix auf den Rücken, doch der drehte sich nicht um. Mit hoch konzentrierter Miene verteilte er seine zehn Chips nach einem mir völlig schleierhaften Muster auf dem Tisch.
    Â»Rien ne va plus«, sagte der Croupier. Wir alle starrten auf das Rad, in dem die Kugel ihre schnellen Runden drehte, um nach einer gefühlten Ewigkeit liegen zu bleiben. »Zéro!«
    Felix stöhnte laut auf. Es dauerte einen Moment, bis wir anderen begriffen, was passiert war: Felix hatte auf einen Schlag alle Chips verloren. Na, herzlichen Glückwunsch! Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich meine Hoffnung in Felix gesetzt hatte. Wenn er so viel Ahnung von diesem Spiel hatte, dann musste es ihm doch eigentlich gelingen, dabei zu gewinnen. Aber das war das Risiko beim Glücksspiel: Es gehörte eine ordentliche Portion Glück dazu.
    Â»Wie sagt man: Pech im Spiel …« Tobias zog meine Schwester an sich und knutschte sie schon wieder ab. Moment mal! War ich eigentlich die Einzige hier, die sich ernsthafte Sorgen ums Geld machte? Wovon wollten die anderen denn bitte die nächsten zwei Wochen leben? Wasser und Brot? Und auf einer Parkbank übernachten? Ach, nein, Felix und Tobias hatten ja immer noch die Konzerttickets. Und Juli ihre unerschütterlich gute Laune. Nur ich stand doof da! Aber auch Felix sah ziemlich zerknirscht aus, als er sich wieder zu uns gesellte.
    Â»Sorry, so hatte ich mir das nicht vorgestellt«, räumte er ein. Ich hätte ihn gern aufgemuntert, aber andererseits war ich auch ein bisschen sauer auf ihn.
    Â»Tja, Satz mit X«, zog Tobias seinen Kumpel zusätzlich auf, doch Felix winkte bloß ab. Er überlegte kurz, dann schien es, als würde er sich einen Ruck geben. Er wandte sich von uns ab und holte im Weggehen etwas aus seiner hinteren Hosentasche, ein Kärtchen, das im Schein der Kronleuchter aufblitzte und das, wenn ich mich nicht täuschte, platinfarben war.
    Wenig später kehrte Felix mit einem weiteren Stapel Jetons zurück, der deutlich höher war als der erste.
    Â»Und was hat das zu bedeuten?«, wollte Tobias wissen. »Willst du jetzt etwa schummeln?«
    Â»Keineswegs«, konterte Felix entschieden. »Ich steigere nur meine und damit auch eure Gewinnchancen.«
    Â»Wir hatten hundert Euro pro Kopf gesagt«, ereiferte sich Tobias. »Und das sind garantiert mehr. Das ist nicht fair. Zumal du deine Chance schon hattest.«
    Â»Wir haben einen Mindesteinsatz vereinbart, das stimmt«, erwiderte Felix ruhig. »Aber wir haben keinen Maximaleinsatz festgelegt. Meinetwegen kannst du deinen Einsatz ebenfalls erhöhen. Falls du das kannst.« Es klang so arrogant, wie ich Felix noch nie erlebt hatte. Tobias grummelte irgendetwas Unverständliches, hielt dann aber lieber die Klappe.
    Â»Sag mal, wie viel ist das?«, erkundigte ich mich.
    Â»Tausend Euro.« Felix wirkte abweisend, so als wünsche er keinen Kommentar dazu, aber ich konnte nicht an mich halten.
    Â»Das ist nicht dein Ernst!« Jetzt verstand ich, warum er die Platinkarte gezückt hatte. »Und wie willst du das deiner Mutter erklären?«
    Â»Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, muss ich ihr überhaupt nichts erklären, weil ich das Geld zurückzahlen kann, bevor sie etwas merkt.«
    Â»Und wenn nicht?« Ich konnte einfach nicht begreifen, was mit ihm los war. Doch Felix suchte sich, ohne eine Antwort zu geben, einen Platz an einem der Roulettetische.
    Das musste ein akuter Anfall von Selbstüberschätzung sein! Oder der pure Leichtsinn! Keine Ahnung. Aber lustig war es nicht. Schweigend folgten wir Felix und gruppierten uns hinter ihm um den Spieltisch. Wieder setzte er schnell und konzentriert. Wieder verstand ich nicht annähernd, nach welchem System er alle seine Chips platzierte.
    Â»Rien ne va plus.« Das Rad drehte sich, die Kugel rollte.
    Ich begriff erst in dem Moment, als ich Felix

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