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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ternacht weht. Trotzdem war sie zu Hause, musste zu Hause sein, denn vor ihr stand die Scheune mit Scotts Schreibwerk statt, dem Gegenstand so großen Inkunk-Interesses. Und dank Amanda wusste Lisey jetzt, dass sie all diese Bilder von ihr und ihrem verstorbenen Gatten enthielt. All diese vergra benen Schätze, diese emotionale Beute.
    Vielleicht wär es besser, sich diese Bilder nicht anzusehen,
    flüsterte ihr der Wind ins Ohr.
    Oh, daran hatte sie keinen Zweifel. Dennoch würde sie sich die Bilder ansehen. Sie konnte gar nicht anders, jetzt, da sie wusste, dass sie existierten.
    Sie war erfreut, als sie sah, dass sie auf einem großen, mondscheinvergoldeten Stück Tuch schwebte, das über und über mit den Worten PILLSBURY’S BEST FLOUR bedruckt war; die Ecken waren geknotet wie bei einem Taschentuch. Lisey bezauberte das Schrullige daran, ihr war, als schwebte sie auf einer Wolke.
    Scott . Sie versuchte seinen Namen laut zu sagen und schaff te es nicht. Der Traum ließ es nicht zu. Die zur Scheune füh rende Zufahrt war verschwunden, wie sie nun sehen konnte. Auch der Hof zwischen ihr und dem Haus. Wo sie gewesen waren, lag jetzt ein weites Feld mit purpurroten Blumen, die im Mondschein träumten. Scott, ich habe dich geliebt, ich habe dich gerettet, ich
    5 Dann war sie wach und konnte sich im Dunkeln im mer wieder wie ein Mantra sagen hören: »Ich habe dich geliebt, ich habe dich gerettet, ich habe dir Eis besorgt. Ich habe dich geliebt, ich habe dich gerettet, ich habe dir Eis besorgt. Ich habe dich geliebt, ich habe dich gerettet, ich habe dir Eis besorgt.«
    Sie lag lange da, erinnerte sich an einen heißen Augusttag in Nashville und sagte sich – nicht zum ersten Mal –, dass das Singledasein nach so langer Zweisamkeit echt ein seltsamer Schiet war. Sie hätte erwartet, dass zwei Jahre ausreichen, damit das Seltsame daran sich verlor, doch das stimmte nicht; die Zeit tat anscheinend nicht mehr, als die scharfe Klinge des Kummers ein klein wenig stumpfer zu machen, sodass sie eher hackte als schnitt. Denn es war ganz und gar nicht alles beim Alten. Weder nach außen noch nach innen drin, nicht für sie. Lisey lag in dem Bett, das früher Platz für zwei geboten hatte, und dachte, dass das Alleinsein sich am einsamsten anfühlte, wenn man aufwachte und entdeckte, dass man das Haus weiterhin für sich allein hatte. Dass man selbst und die Mäuse in den Wänden die Einzigen waren, die noch atmeten.

II LISEY UND DER VERRÜCKTE
    (Die Dunkelheit liebt ihn)
    1 Am nächsten Morgen saß Lisey im Schneidersitz auf dem Boden von Scotts Sammlerecke und sah zu den Haufen und Stapeln von Zeitschriften, Jahresberichten, Fakultäts bulletins und Universitätsjournalen hinüber. Ihr war der Ge danke gekommen, dass es vielleicht genügen würde, sie sich anzusehen, um die Faszination, die all diese noch ungese henen Bilder auf ihre Fantasie ausübten, zu brechen. Nun, da sie hier war, wusste sie, dass dies eine vergebliche Hoffnung gewesen war. Und sie würde auch Mandas schlaffes kleines Notizbuch mit all den Zahlen darin nicht brauchen. Es lag wie achtlos weggeworfen in ihrer Nähe auf dem Boden, und Lisey steckte es in die rechte Gesäßtasche ihrer Jeans. Sein Aussehen gefiel ihr nicht: wie ein in Ehren gehaltenes Artefakt eines nicht ganz zurechnungsfähigen Hirns.
    Erneut begutachtete sie die lange Stapelreihe aus Büchern und Zeitschriften entlang der Südwand: eine eineinviertel Meter hohe und mindestens zehn Meter lange staubige Bü cherschlange. Wäre Amanda nicht gewesen, hätte sie ver mutlich alles in Wein- und Schnapskartons gepackt, ohne sich je zu fragen, wozu Scott dieses ganze Zeug aufgehoben hatte.
    Mein Verstand arbeitet einfach nicht so, sagte sie sich. Ich bin eben keine große Denkerin.
    Vielleicht nicht, aber du hattest immer ein tolles Gedächt nis .
    Das war Scott in seiner neckenden, sehr charmanten, fast unwiderstehlichen Art, aber in Wahrheit verstand sie sich besser aufs Vergessen. Genau wie er, und sie hatten beide ihre Gründe dafür. Und wie um seine Behauptung zu unter mauern, hörte sie jetzt trotzdem ein geisterhaftes Bruchstück einer Unterhaltung. Einer der Sprechenden – Scott – war ihr vertraut. Die andere Stimme hatte einen leichten Südstaaten akzent. Womöglich einen prätentiösen leichten Südstaaten akzent.
    Tony hier schreibt darüber fürs [Dingsbums, Dingsda, was auch immer]. Sollen wir Ihnen ein Belegexemplar zuschicken, Mr. Landon?
    Hm? Klar, ich bitte darum.
    Gemurmel

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