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Lovecraft, H. P.

Lovecraft, H. P.

Titel: Lovecraft, H. P. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stadt ohne Namen
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stand, ich schaltete den Strom des Crookesschen Röhrenapparates ein und richtete auf diese Szene vergänglicher Gotteslästerlichkeit die stärksten Ätherstrahlungen, welche die Kunst des Menschen aus den Räumen und Säften der Natur hervorzaubern kann. Es entstand ein bläulicher Dunst und ein heftiges Blubbern, und das gelbliche Leuchten wurde nach meiner Meinung schwächer. Ich merkte aber, daß das angeblich schwächere Licht nur durch den Kontrast bewirkt wurde und daß die Lichtwellen aus dem Apparat überhaupt keine Wirkung hatten. Dann erblickte ich inmitten dieses teuflischen Schauspiels ein neues Grauen, das mich zum Schreien veranlaßte und mich tastend und taumelnd zur Tür, hinaus auf die stille Straße brachte, ohne daran zu denken, was für abnorme Schrecken ich auf die Welt loslassen würde oder was für Gedanken und Meinungen der Menschen ich auf mich herabbeschwören würde. In dieser düsteren Mischung von Blau und Gelb unterlag die Gestalt meines Onkels einer übelkeiterregenden Verflüssigung, deren Wesenheit jeder Beschreibung spottete und in der mir sein unsichtbar werdendes Gesicht sich in solchem Persönlichkeitswechsel spiegelte, wie ihn nur der Wahnsinn erdenken kann. Er war zu gleicher Zeit ein Teufel oder eine Menge, ein Leichenhaus und eine Scheingestalt., Von den vermischten und undeutlichen Lichtstrahlen erhellt, nahm das gallertartige Gesicht ein Dutzend −zwanzig − hundert Aspekte an; es grinste, als es auf einem Körper, der wie Talg schmolz, zu Boden sank mit einer fratzenhaften Ähnlichkeit fremder und den noch nicht fremder Legionen. Ich sah die Züge der Harris−Linie, männlich und weiblich, erwachsen und kindlich und andere alte und junge Züge, grob und kultiviert, vertraute und vertraute. Für eine Sekunde blitzte eine entartet Nachahmung einer Miniatur der armen Rhoby Harris auf, die ich im School of Design Museum gesehen hatte, und ein andermal glaubte ich das grobknochige Abbild Mercy Dexters zu erhaschen, wie sie mir nach einem Gemälde in Carrington Harris' Haus erinnerlich war. Es war über die Maßen schrecklich;
    gegen das Ende zu eine seltsame Mischung von Gesichtern der Bediensteten und denen kleiner Kinder nahe dem schwammbewachsenen Boden aufflackert wo eine Pfütze grünlichen Fettes sich auszubreiten begann, es schien, als bekämpften die wechselnden Gesichter sich gegenseitig und als seien sie bestrebt, Konturen, wie die des gütigen Gesichts meines 0nkels zu bilden. Ich würde gern glauben, daß er in diesem Moment noch existierte und daß er versuchte, von mir Abschied zu nehmen. Ich bilde mir ein, daß ich einen Abschiedsgruß aus meiner eigenen ausgetrockneten Kehle hervorstieß, als ich auf die Straße wankte, ein dünnes Rinnsal aus Fett folgte mir durch die Tür zum regennassen Bürgersteig.
    Alles übrige ist schattenhaft und gräßlich. Niemand befand sich auf der durchnäßten Straße, und es gab auf der ganzen Welt keinen Menschen, dem ich etwas zu erzählen gewagt hätte. Ich wanderte ziellos südlich am College Hill und am Athenaeum vorbei, die Hopkins Street hinunter und über die Brücke zum Geschäftsviertel, wo hohe Gebäude über mich zu wachen schienen, wie die modernen materiellen Dinge die Welt gegen alte und unerträgliche Wunder schützt. Dann zog im Osten eine feuchtgraue Morgendämmerung herauf, gegen die sich der uralte Hügel und die ehrwürdigen Kirchtürme abhoben und mich zu dem Ort zu winken schienen, wo mein schreckliches Werk noch unvollendet war. Ich ging dann auch schließlich, naß, ohne Hut und benommen, durch das Morgenlicht und durchschritt wiederum die schreckliche Tür in der Benefit Street, die ich halb offen gelassen hatte und die vor den Augen der früh aufgestandenen Bewohner, mit denen ich nicht zu sprechen wagte, immer noch schützend auf− und zuschwang.
    Das Fett war verschwunden, da der modrige Boden durchlässig war. Und vor dem Herd befand sich keine Spur der zusammengekauerten Gestalt aus Salpeter mehr. Ich blickte auf das Feldbett, die Stühle, die Apparate, meinen liegengelassenen Hut und den vergilbten Strohhut meines Onkels.
    Benommenheit beherrschte mich, und ich wußte kaum noch, was Traum und was Wirklichkeit war. Dann kehrten die Gedanken langsam zurück, und ich wußte, daß ich Zeuge von Dingen geworden war, die schrecklicher waren als das, was ich geträumt hatte. Während ich mich niederließ, versuchte ich, soweit mein Verstand es zuließ, Mutmaßungen darüber anzustellen, was nun

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