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Lovecraft, H. P.

Lovecraft, H. P.

Titel: Lovecraft, H. P. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stadt ohne Namen
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schlimmsten der organisierten Cliquen übereinstimmte, die gewissen namenlosen Abschaum aus Asien an Land schmuggelten, der von Ellis Island klugerweise abgewiesen worden war. In den wimmelnden Elendsquartieren von Parker Place − der seitdem umbenannt wurde −, wo Suydam seine Parterrewohnung hatte, war eine ungewöhnliche Kolonie unbestimmbarer schlitzäugiger Leute entstanden, die sich des arabischen Alphabets bedienten, die aber von der großen Masse der Syrer in und um die Atlantic Avenue lautstark abgelehnt wurden. Sie hätten alle aus Mangel an Papieren ausgewiesen werden können, aber das Gesetz arbeitet langsam, und man beunruhigt Red Hook nicht, wenn nicht die Öffentlichkeit dazu zwingt, es zu tun. Diese Kreaturen besuchten eine heruntergekommene Steinkirche, die an jedem Mittwoch als Tanzsaal benutzt wurde und die ihre gotischen Strebepfeiler nahe dem verkommensten Teil des Uferbezirkes emporreckte. Sie war dem Namen nach katholisch; aber Priester in ganz Brooklyn sprachen dem Ort jeden Rang und jede Rechtsgültigkeit ab, und Polizisten stimmten ihnen zu, wenn sie den Geräuschen lauschten, die nachts aus ihr drangen. Malone pflegte sich einzubilden, gräßliche, verstimmte Baßtöne von einer Orgel, die sich weit unter der Erde befand, zu hören, wenn die Kirche leer und unbeleuchtet dastand, während alle Zuschauer das Schreien und Trommeln fürchteten, das den offen abgehaltenen Gottesdienst begleitete.
    Als man Suydam befragte, sagte er, er glaube, das Ritual sei ein Überbleibsel nestorianischen Christentums, gefärbt mit tibetischem Schamaismus. Die meisten der Leute, so mutmaßte er, seien mongolischer Rasse und stammten irgendwo aus der Nähe von Kurdistan − und Malone konnte nicht umhin, sich zu erinnern, daß Kurdistan das Land der Yezidis, der letzten überlebenden der persischen Teufelsanbeter, ist. Wie immer es auch gewesen sein mag, die Unruhe der Suydam−Untersuchung machte es zur Gewißheit, daß diese ungebetenen Neuankömmlinge Red Hook in immer größerer Zahl überschwemmten, indem sie durch ein Komplott unter den Seeleuten, an das die Zollbeamten und die Hafenpolizei nicht herankamen, an Land gelangten, sie überrannten Parker Place, breiteten sich rasch über den Hügel aus und wurden mit merkwürdiger Brüderlichkeit von den anderen zusammengewürfelten Bürgern dieser Region willkommen geheißen. Ihre untersetzten Gestalten und charakteristischen Physiognomien mit den zugekniffenen Augen, die sich mit der auffallenden amerikanischen Kleidung zu komischer Wirkung verbanden, tauchten immer zahlreicher unter den Müßiggängern und herumziehenden Gangstern der Borough−Hill−Gegend auf, bis man es schließlich für notwendig hielt, ihre Zahl zu erfassen, ihre Hilfsquellen und Beschäftigungen fest−zustellen und eine Möglichkeit zu finden, sie zusammenzutreiben und bei den zuständigen Einwanderungsbehörden abzuliefern.Malone wurde mit dieser Aufgabe in Übereinkunft der Bundes−und städtischen Polizei betraut, und als er seine Untersuchungen in Red Hook begann, fühlte er sich am Rande namenlosen Schreckens, mit der schäbigen, ungepflegten Gestalt Robert Suydams als Erzfeind und Gegner.
    IV
    Polizeimethoden sind vielseitig und durchdacht. Durch unauffälliges Herumschweifen, sorgfältig zwanglose Unterhaltungen, zeitlich gut abgestimmte Angebote von Schnaps aus der Hüfttasche und wohldurchdachte Unterhaltungen mit verschreckten Gefangenen erfuhr Malone viele Einzeltatsachen über die Bewegung, die ein solch bedrohliches Aussehen angenommen hatte. Die Neuankömmlinge waren tatsächlich Kurden, sie sprachen einen unbekannten Dialekt, der die exakten Philologen vor ein Rätsel stellte. Diejenigen von ihnen, die einer Arbeit nachgingen, waren meist Dockarbeiter oder Hausierer ohne Lizenz, sie bedienten indessen häufig in griechischen Restaurants und betrieben Zeitungskioske an Straßenecken. Die meisten von ihnen hatten jedoch keine erkennbaren Unterhaltsmittel und waren offenbar mit Unterwelt−Beschäftigungen, von denen Schmuggel, vor allem Alkoholschmuggel, noch die am wenigsten unbeschreiblichen waren, beschäftigt. Sie waren mit Dampfern, wahrscheinlich Trampfrachtem, angekommen und in mondlosen Nächten heimlich in Ruderboote verfrachtet worden, die sich unter einer bestimmten Werft hindurchstahlen und einem verborgenen Kanal bis zu einem unterirdischen Teich folgten, der sich unter einem Hause befand. Es gelang Malone nicht, diese Werft, den Kanal und das Haus zu

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