Loved by an Angel
genug dabei.«
Damit drückte Ivy Gregory mit einem Seitenblick die Tube in die Hand. Sie wollte davongehen, aber er hielt sie am Arm fest. »Was ist mit dir?«, fragte er und seine Stimme klang leise und vertraulich.
»Was soll mit mir sein?«
»Musst du nicht eingecremt werden?«, fragte er.
»Danke, alles bestens.«
Aber er ließ sie nicht los. »Man vergisst immer die wichtigsten Stellen«, meinte er, während er Sonnenmilch auf ihrem Nacken und den Schultern verteilte, seine Stimme war so samtweich wie seine Hände. Er versuchte, einen Finger unter einen Träger zu schieben, aber Ivy hielt ihn fest. Allmählich wurde es ihr zu dumm. Garantiert brannte bei Suzanne gerade was durch - auch wenn die Sonne nichts damit zu tun hatte.
Ivy machte sich von Gregory los. In der Hoffnung, man würde nicht erkennen, wie wütend sie war, setzte sie schnell ihre Sonnenbrille auf und hastete davon. Sollten sich die beiden in aller Ruhe gegenseitig necken und ärgern - allein!
Beide benutzten Ivy, um beim anderen zu punkten. Warum verschonten sie sie nicht mit ihren blöden kleinen Spielchen?
Du bist eifersüchtig!, tadelte sie sich. Du bist bloß eifersüchtig, weil sie einander haben, während du Tristan verloren hast.
Neben einem Grüppchen fand sie einen freien Liegestuhl und ließ sich darauffallen. Der Junge und das Mädchen neben ihr beobachteten interessiert, wie Suzannne Gregory in eine Ecke führte, wo zwei Liegen abseits von den anderen standen. Sie tuschelten, während Gregory Sonnenmilch auf Suzannes makellosem Körper verteilte.
Ivy schloss die Augen und dachte an Tristan und an ihre Pläne, zusammen an den See zu fahren, wo sie sich in der Mitte treiben lassen wollten, während die Sonne auf ihren Zehen und Fingerspitzen glitzerte. Sie dachte daran, wie Tristan sie in der Nacht des Unfalls auf der Rückbank geküsst hatte. Sie erinnerte sich an die Zärtlichkeit des Kusses, die Art, wie Tristan ihr Gesicht staunend und beinahe ehrfürchtig berührt hatte. In seinen Armen hatte sie sich nicht nur geliebt gefühlt, sondern wie etwas, das ihm heilig war.
»Du warst immer noch nicht im Wasser.«
Ivy öffnete die Augen. Offenbar würde Eric sie erst in Ruhe lassen, wenn sie ihm bewies, dass sie mit Wasser kein Problem hatte.
»Ich hab gerade überlegt, ob ich reingehen soll«, sagte sie und nahm ihre Sonnenbrille ab, während er am Beckenrand auf sie wartete.
Ivy war froh, dass Eric wenigstens auf seiner eigenen Party nüchtern blieb. Aber vielleicht glich er sein Nüchternbleiben auf diese Weise aus. Wenn er keinen Alkohol trank oder Drogen nahm, war dies Erics Art, sich zu amüsieren: Er testete die wunden Punkte anderer Leute aus.
Ivy ließ sich ins Wasser gleiten. Als es ihr bis zum Hals reichte, überkam sie im ersten Moment die alte Panik. »Genau das macht Mut aus«, hatte Tristan gesagt, »man muss sich dem stellen, wovor man Angst hat.« Mit jedem Zug entspannte sie sich ein wenig mehr.
Sie schwamm einmal durch den ganzen Pool, dann wartete sie am tiefen Ende auf Eric. Er war ein erbärmlicher Schwimmer.
»Nicht übel«, meinte Eric, als er bei ihr ankam. »Für eine Anfängerin bist du nicht schlecht.«
»Danke«, erwiderte Ivy.
»Du bist nicht mal außer Atem.«
»Anscheinend bin ich ganz gut in Form.«
»Überhaupt nicht außer Atem«, wiederholte er. »Als wir noch klein waren, haben Gregory und ich im Ferienlager immer ein Spiel gespielt.«
Er hielt kurz inne und Ivy vermutete, dass er gleich vorschlagen würde, es jetzt zu spielen. Dabei wäre sie so viel lieber am anderen Ende des Beckens gewesen, wo es flach war, die Bäume keinen Schatten warfen und wo die meisten anderen jetzt hin und her wateten oder herumsaßen.
»Um auszuprobieren, wie lange jemand die Luft anhalten kann«, erklärte er ihr. Er redete, ohne sie anzusehen. Eric sah selten jemand in die Augen.
»Du musst unter Wasser tauchen und so lange unten bleiben, wie du kannst, und der andere stoppt die Zeit.«
Was für ein dämliches Spiel!, dachte Ivy. Aber sie ließ sich darauf ein, denn je eher sie ihm seinen Wunsch erfüllte, umso eher wäre sie ihn los.
Eric tauchte schnell unter und hielt seinen Arm über Wasser, damit sie auf seine Uhr schauen konnte. Er blieb eine Minute und fünf Sekunden unten, dann kam er schnaufend an die Oberfläche. Nun holte Ivy tief Luft und tauchte unter. Sie zählte langsam mit - eintausendeins, eintausendzwei ... - sie würde ihn schlagen. Während sie die Luft anhielt, beobachtete
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