Lovers (German Edition)
hingezogen.
Wir sitzen auf den Decken und schauen auf das Meer hinaus – verlieren uns in unseren Geschichten. Ich brauche ein paar Minuten, aber dann kann ich mich endlich ganz auf meine Arbeit einlassen. Die Welt um mich verschwindet, und ich schreibe.
Wir sind seit etwa einer Stunde am Strand, als Audrey auftaucht und sich einfach neben mich in den Sand setzt. Weil alle anderen arbeiten, lässt sie sich auch Papier und Stift sowie einen Becher Kaffee von Viviane geben. Sie strahlt mich breit an, und diese plötzliche Aufmerksamkeit lässt es mir ganz warm ums Herz werden. Ich entspanne mich. Wir können später reden. Sie konzentriert sich auf die Arbeit und kritzelt auf ihren Block. Ich schaffe es, mich wieder zu versenken, und es gelingt mir sogar, an einer Figurenentwicklung für mein aktuelles Werk zu arbeiten.
Wir schreiben ein paar Stunden am Strand, und es wird immer wärmer. Die Sonne steht hoch am Himmel und lässt das Meer grün und blau schillern. Die Möwen kreischen einander an, sie schießen herab und streifen die silbernen Schaumkronen. Ein paar mutigere Exemplare gleiten auf grauen Flügeln näher, während wir einen Mittagsimbiss aus Brot, Käse und Obst zu uns nehmen. Dieser Teil des Strands ist einfach unbeschreiblich schön, und ich bin glücklich, auch weil Audrey neben mir sitzt. Ich empfinde eine merkwürdige Zufriedenheit, die sich mit einer leise sirrenden Erregung vermischt. Ich blicke auf und bemerke, wie Audrey mich beobachtet. Sie lächelt.
Sie ist so schön, dass ich es kaum glauben kann. Ich erwidere das Lächeln breit. Bestimmt gleicht es eher einem dümmlichen Grinsen. Und sie lacht, als hätten wir uns gerade einen Insiderwitz erzählt. Vielleicht haben wir das ja auch. Ich erwidere das Lachen, und Viviane blickt von ihrem Block auf.
“Schreibt da etwa jemand Comedy?”, fragt Viviane und hebt eine Braue. Sie lächelt leise.
“In dieser Gruppe?”, fragt Audrey. “Wir sind doch alle viel zu düster und verdreht, Viv.”
“Das sind wir”, stimmt Patrice zu. Sie versteckt ein Gähnen hinter der Hand. “Seid ihr anderen reif für die Siesta? Ich habe langsam genug von der Sonne, außerdem habe ich meinen Hut vergessen.”
“Ich bin fertig.” Kenneth steht auf und streckt eine Hand aus, um Patrice auf die Füße zu helfen.
Sie klopfen sich den Sand von den Shorts. Auch Viviane steht auf und sammelt die Decken ein. Leo hilft ihr und wirft Audrey dabei immer wieder unter den stacheligen, schwarzen Ponyfransen Blicke zu. Irgendwie tut er mir leid.
Aber ich kann jetzt keinen Gedanken mehr an Leo verschwenden. Nachdem wir gestern so lange wach waren, bin ich müde, und ich muss auch gähnen. Ein Nickerchen klingt perfekt. Wir gehen über den Strand Richtung Zypressen. Audrey geht neben mir, und wir bleiben hinter den anderen zurück.
Sie versetzt mir mit der Hüfte einen Stoß und flüstert: “Willst du Gesellschaft?”
Ich wende mich ihr zu und lächle. “Ja, auf jeden Fall.”
Audrey erwidert das Lächeln. Dann ruft sie: “Geht ihr schon mal vor. Bettina und ich arbeiten noch ein bisschen weiter.”
Leo schaut über die Schulter. Er kneift die Augen zusammen und runzelt die Stirn. Er weiß es , denke ich. Aber das ist egal, oder? Es geht niemanden etwas an.
Wir schlüpfen in mein Cottage. Drinnen ist es angenehm kühl, und die Holzdielen unter meinen Füßen sind glatt. Ich streife die Sandalen ab. Die Nachmittagssonne wird durch die Gardinen vor dem Fenster und den Schatten der Zypressen gedämpft. Audrey wirft ihren Notizblock auf das Tischchen, und ich mache dasselbe. Dann ist sie schon auf mir. Ihre Arme liegen um meine Taille, und sie zieht mich an sich. Ihre Haut ist von der Sonne warm, und sie riecht leicht nach Sonnenschutz. Wieder dieser Duft nach Strand und Kokosnuss. Das riecht einfach herrlich an ihr.
“Ich habe dich vermisst”, flüstert sie mir ins Ohr, als sie die Spangen löst, mit denen ich meine Haare zurückgebunden habe. Sie vergräbt die Finger in den Locken. “Hast du mich auch vermisst, Bettina?”
“Ja, das habe ich. Ich habe viel an dich gedacht.”
“Und worüber hast du nachgedacht?”
“Über letzte Nacht.”
“Aha. Und zu welchem Schluss bist du gekommen?”
“Dass ich es noch einmal machen will.”
Audrey lacht kehlig. Dann beugt sie sich vor und knabbert behutsam an meinem Hals. Ich bin sofort nass und zittere.
“Bettina …”
“Ja?”
“Ich will mit dir unter die Dusche.”
“Unter die Dusche?”
“Ich
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