Lovers (German Edition)
sogar noch größer und hat breite Schultern. Sein Gesicht und die Arme sind gebräunt, und unter dem linken Ärmel seines schwarzen T-Shirts schaut ein schwarzes Tribaltattoo hervor, darunter ein Schriftzug. Sein Mund ist voll und breit. Er hat einen tollen Knochenbau, sein Kinn ist etwas dunkler von den Bartstoppeln. Aber seine Augen … Sie changieren zwischen dunkelgrün und hellgrün mit einem Hauch grau. Sie sind wie das Meer. Aufregend. Verführerisch. Und meine Reaktion auf ihn macht mich wütend: mir wird heiß, und die Erregung empfinde ich wie einen Schlag in den Magen.
Ich will diesen Mann nicht mögen, den zu sehen Audrey sich so sehr freut. Der sie vor allen anderen küsst, als habe er das Recht dazu.
Vielleicht hat er das ja.
Ich spüre, wie meine Wangen unangenehm heiß werden, und meine Finger verkrampfen sich.
Scheiße.
Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen.
Offensichtlich läuft da was zwischen Jack und Audrey. Was bedeutet das für mich? Ist das, was zwischen Audrey und mir war, damit automatisch vorbei? Mir kommt der Gedanke, ich könnte in eine Beziehung eingedrungen sein, von deren Existenz ich bisher nichts gewusst habe.
Dieser Gedanke ist mir verhasst. Es lässt meine Zeit mit Audrey rückblickend schäbig wirken, nicht so wunderschön und erleuchtend, wie ich es empfunden habe. Das macht mich so traurig, dass mir Tränen die Sicht nehmen. Ich drehe mich weg, schaue aufs Meer und hoffe, die Wellen spülen meine Anspannung einfach weg, bevor die anderen es bemerken.
Ich will Audrey nicht in Jacks Armen sehen, aber nach einigen Augenblicken muss ich mich wieder umdrehen. Ich muss ihn begrüßen, alles andere wäre grob unhöflich. Aber er lächelt mich an. Er betrachtet mich so prüfend, wie Audrey es am Anfang getan hat. Sein Blick durchbohrt mich. Wieder werden meine Wangen heiß.
“Das muss unsere schüchterne Bettina sein”, sagt Jack. Seine Stimme ist tief und etwas heiser.
Er grinst, und es ist unmöglich, sein Lächeln nicht zu erwidern. Er ist so selbstsicher und freundlich. Audrey klammert sich an seinen Arm, und ihre Augen funkeln vor Aufregung. Ich kann genau sehen, warum das so ist. Er lässt sie los, aber ich spüre, wie er seine Aufmerksamkeit auch dann auf sie gerichtet hält, als er meine Hand nimmt. Sein Handgriff ist warm und trocken, die Handfläche etwas rau, als ob er viel mit den Händen arbeitet. Er wirkt so … elementar männlich auf mich. Und von seiner Berührung werde ich warm und weich.
Was ist denn bloß mit mir los? Das muss noch an der vergangenen Nacht liegen, ein Verlangen, das noch in meinem Körper schlummert. Oder vielleicht fürchtet mein Unterbewusstsein nach den Erfahrungen mit Audrey, ich könnte eine Lesbe sein, obwohl mir das, wenn ich bewusst darüber nachdenke, herzlich egal ist. Ich habe mir nie Sorgen drum gemacht, irgendeinen Stempel aufgedrückt zu bekommen, und für andere gilt das genauso.
Vielleicht verliere ich auch einfach den Verstand.
Er hält noch immer meine Hand, und die meergrünen Augen ruhen auf mir. Sein Lächeln ist so verträumt, dass die Zeit stillzustehen scheint, als wir die Hände schütteln. Endlich lässt er mich los, und auf dem Weg zurück zu unserem Plätzchen am Strand wird er ganz von der Gruppe vereinnahmt. Aber ich bemerke, wie Viviane sich zurückhält und beobachtet, wie Kenneth mit Jack witzelt und beide lachen. Leo tanzt förmlich vor Begeisterung im Sand, und selbst Patrice scheint in seinen Bann geraten zu sein. Sie hält sich dicht an seiner Seite und berührt seinen Arm, während sie reden.
Audrey zieht Jack neben sich auf ihre Decke und füttert ihn mit Gebäckstücken. Er lächelt sie an, lacht und saugt den Zucker von ihren Fingerspitzen. Die beiden so zusammen zu sehen, ist einerseits absolut erotisch, doch in meinem Bauch bildet sich ein schmerzhafter Knoten.
Ich weiß nicht, auf wen ich eifersüchtiger bin. Auf Audrey oder auf Jack?
Ich bin eine Idiotin.
Irgendwie schaffen wir es, den Morgen mit intensivem Schreiben zu verbringen. Gelegentlich ist ein leises Murmeln zu hören, weil jemand das, was er schreibt, liebt oder hasst. Und manchmal, wenn ich aufblicke, lächeln Jack und Audrey einander an oder sie schenkt für ihn Kaffee ein.
Sie sind zusammen so ein schönes Paar. Einfach perfekt. Ich fühle mich noch mehr wie eine Närrin als vorher schon.
Die Sonne steht hoch am Himmel, und es wird richtig heiß. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und lege meinen
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