Lovers (German Edition)
vielleicht nicht. Nein.” Er streichelt meine Haare. Ich will nicht darüber nachdenken, wie gut sich das anfühlt. Wie intim. “Jack, ich weiß nicht, wie man so was macht. Also dieses ungezwungene Sexding unter Freunden.”
“Du hattest noch nie Sex, ohne in einer Beziehung zu sein?”
“Natürlich hatte ich das schon.” Ich weiß nur nicht, wie ich die Situation mit ihm handhaben soll. Aber das sage ich nicht. “Ich habe es mit Audrey gemacht.”
“Das muss man ja auch mit Audrey”, sagt er, und ich bin etwas überrascht, weil in seiner Stimme eine leichte Verbitterung mitschwingt.
“Jack? Hat sie … hat sie dich verletzt?”
“Nein. Ja! Scheiße.” Er fährt mit der Hand durch seine Haare. Inzwischen kenne ich ihn gut genug, um das als Zeichen seiner inneren Aufregung zu deuten. Oder dass er über etwas reden muss, das ihm schwerfällt. “Das mit Audrey ist schwierig. Wir haben nur wenig darüber geredet. Sie hat diese Wirkung auf einen. Also, auf mich. Jedenfalls, wenn ich mit ihr zusammen bin. Dann verschwindet sie wieder irgendwohin mit irgendwem, und ich bin für ein paar Tage angepisst. Dann bin ich drüber hinweg. Ich weiß, was ich von ihr erwarten darf und was nicht. Die Grenzen sind klar gezogen. Und weil ich bin, wie ich bin, und sie so ist, wie sie nun mal ist, will ich mit ihr nichts Dauerhaftes. Insofern ist das in Ordnung. Aber ich bin kein Roboter. Ich habe auch Gefühle, und manchmal sind diese Gefühle unangemessen.”
Ich nicke. “Ja, das verstehe ich. So empfinde ich auch. Ich wollte anfangs auch mit ihr zusammen sein. Wollte der Mittelpunkt ihrer Welt sein, denn wenn ich das war, fühlte ich mich mächtig. Vielleicht wollte ich auch nur, dass ihr Glamour auf mich abfärbte. Ihr Glanz. Oder ich wollte einfach nur etwas so Intensives empfinden. Mit ihr wollte ich mehr. Jetzt bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Und das war verwirrend.”
“Willst du damit sagen, du wolltest mit ihr eine längerfristige Beziehung eingehen?”
“Ich … also, nein. Ich denke eigentlich nicht in solchen Kategorien. Ich wollte sie einfach. Und für mich war dieses Gefühl völlig neu.”
“Du hast Gefühle für sie”, sagte er. Es war keine Frage.
“Irgendwie schon. Aber vielleicht gar nicht so anders als du. Stimmt schon, für mich war es mehr als nur der Sex. Und ich habe jetzt das Gefühl, es nicht richtig greifen zu können. Ich meine, ich hatte ja schon vorher Sex mit Leuten, mit denen ich nicht in einer Beziehung war. Ich habe es nur nie mit der Absicht oder ohne diese Absicht getan, damit zu einem bestimmten Ziel zu gelangen.”
Er bleibt für ein paar endlose Minuten still. “Du hast also jeden, mit dem du geschlafen hast, entweder geliebt oder hast dich zumindest in ihn verliebt? Willst du mir das damit sagen?”
“Ich war noch nie verliebt.”
Scheiße. Das hatte ich gar nicht sagen wollen.
“Dann unterscheiden wir uns gar nicht so sehr, richtig?”
Darüber muss ich nachdenken. Aber vielleicht stimmt ja, was er sagt. Denn ich habe mit mehreren Männern – und mit Audrey – geschlafen, ohne sie zu lieben. Nicht richtig “verliebt”, obwohl ich jetzt glaube, ich habe mir eingebildet, Audrey irgendwie zu lieben. Vielleicht tue ich das jetzt noch. Aber ich weiß, was er meint. Und das ist es nicht.
“Nein, ich vermute, das tun wir doch.”
“Okay. Okay … Aber du kannst mit mir zusammen sein, so wie jetzt? Wir können miteinander vertraut werden. Miteinander schlafen. Die gemeinsame Zeit genießen.”
“Du meinst, ob ich den Augenblick genießen kann.”
“Ja, etwas in der Art.”
“Ja, das kann ich”, sage ich.
Dabei weiß ich nicht, ob das stimmt. Aber wenn die einzige Alternative ist, sofort aufzuhören, wähle ich den Moment.
Eine armselige Entscheidung. Denn ich könnte wirklich etwas für Jack empfinden.
Verdammt .
Dieser Mann ist nicht der Richtige, um sich in ihn zu verlieben.
Aber ich weiß, dass es bereits zu spät ist.
Es ist verdammt noch mal zu spät.
9. KAPITEL
Das Abendessen ist irgendwie merkwürdig. Audrey ist immer noch verschwunden. Vermutlich mit Charles. Und alle tun so, als bemerkten sie es nicht.
Ich habe keine Ahnung, wie ich mich Jack gegenüber verhalten soll. Er steht am anderen Ende der Küche mit Leo zusammen. Die beiden reden und lachen, während sie eine riesige Schüssel Salat schnippeln. Hin und wieder schaut er kurz auf und lächelt zu mir herüber, und dann habe ich ein warmes Gefühl im Bauch. Aber ich habe
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