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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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einfach das Gleiche, was allen anderen auch passiert. Ich lasse mich blenden, von seiner charmanten Art, seinem Lächeln. Denn wer weiß, was dahinter ist?
    »Ella?«
    Ich schrecke hoch. Luca sieht mich an und grinst.
    »Hast du das öfter?«
    »Was?«
    »Na, dass du so weg bist, in deinen Gedanken.«
    »Ich habe nachgedacht. Über die Website. Wie wir das machen. Du kannst ja etwas über Darcy machen und ich über Elisabeth«, sage ich schnell und improvisiert.
    »Oder umgekehrt, ist doch spannender.«
    Ich nicke, denn ich habe gerade gar keinen Plan. Es klingelt.
    »Aber das können wir dann am Freitag besprechen«, sagt Luca. »Wann willst du kommen?«
    »Gegen vier?«, schlage ich vor und rechne mir aus, dass ich so vorher noch laufen kann.
    »In Ordnung.«
    Luca hievt sich umständlich hoch. »Wir können in Deutsch eigentlich immer nebeneinander sitzen, oder? Ich meine, solange wir das Projekt haben.«
    Ich murmele ein ja , sehe ihn nicht an und renne fast aus der Klasse.
    »Ich treffe mich demnächst mit Luca. Arbeitsgruppe!«, sage ich sofort, als ich Zoe in der Halle treffe.
    Sie sieht mich überrascht an. »Ja, okay?«
    »Wollte ich nur sagen.«
    Ich will es einfach nur schnell loswerden. Ich sehe es als eine Art Schutz an. Vor allem vor mir selbst. Es ist nichts Romantisches dabei, ich gehe zu einem Arbeitstreffen. Luca hat eine Freundin. Ende. Je mehr davon wissen, desto banaler wird die Sache. Zoe nimmt es nicht groß zur Kenntnis. Seit sie in Sven verliebt ist, interessiert sie Luca nur noch mäßig.
    Ich halte mich die ganze Woche gut, stehe in der Pause mit Zoe herum, ignoriere Luca. Doch dann kommt Freitag und nachdem ich in der Deutschstunde schon vollkommen abgelenkt von seiner Nähe war, überlege ich, unser Treffen am Nachmittag abzusagen. Es ist nicht gut für mich. Luca benutzt mich, um seine Noten in Deutsch aufzubessern und ich benehme mich seltsam, wenn ich in seiner Nähe bin. Außerdem bin ich immer noch nicht mit dem Buch durch, das wäre ein Argument. Ich überlege mir genau, wie ich es formulieren werde, erfinde verschiedene Reaktionen auf seine Antworten. Ich feile an meinen Argumenten und bin sogar darauf vorbereitet, eine kranke Oma oder eine Beerdigung zu erfinden. Aber dann kommt Luca in der großen Pause auf mich zu und sagt: »Bis heute Nachmittag!«, und alle Mädchen in der Nähe fallen fast in Ohnmacht.
    »Okay!«, rufe ich zurück und lächele, als hätte ich nie etwas anderes vorgehabt.
    Eigentlich wollte ich noch joggen, bevor ich zu Luca gehe, aber ich bin viel zu aufgeregt und beschließe, stattdessen einen Spaziergang zu ihm zu machen. Er wohnt nicht sehr weit von mir entfernt, eigentlich nur auf der anderen Seite des Parks. Es liegt noch Schnee, aber die Straßen sind frei. Immerhin ist so Zeit, mich auf alles vorzubereiten. Mental. Auch sonst bin ich vorbereitet. Ich habe Stolz und Vorurteil dabei, ich werde nicht zulassen, dass wir es von seinem Handy lesen. Und ich habe meinen Laptop dabei und sogar ein Buch über Stolz und Vorurteil . Sekundärliteratur.
    Das Haus, in dem Luca wohnt, steht in einer Wohngegend mit Reihen-, kleinen Siedlungs- und Einfamilienhäusern. Grundstück grenzt hier an Grundstück und die Häuser sind meist nicht sehr groß. Aber Lucas Haus ist besonders, denn es ist ganz aus Holz. Der Vorgarten ist leicht verwildert und um das Haus stehen große Nadelbäume, wodurch es noch märchenhafter wirkt. Am Zaun sind mindestens zehn Fahrräder angeschlossen und ich überlege, ob bei ihm gerade eine Party stattfindet und er unser Treffen vergessen hat. Dann kann ich eigentlich gleich wieder gehen, aber schon während ich das denke, drücke ich den Klingelknopf. Und will fliehen, als die Tür aufgerissen wird und eine Frau um Vierzig, mit hennagefärbten Haaren, einem roten T-Shirt und einer weiten gelben Pumphose mich anlächelt.
    »Du willst zu Luca?«, fragt sie, wartet die Antwort aber nicht ab und winkt mich schnell herein. Sie reicht mir die Hand.
    »Ich bin Monja, Lucas Mutter.«
    »Ella.«
    »Ah, Melanies Freundin.«
    Darauf sage ich besser nichts.
    Ich finde, dass die Einrichtung des Hauses meiner Eltern ein wenig kühl ist, und wenn man eine Art Gegeneinrichtung erschaffen würde, dann wäre sie wohl wie die in Lucas Haus.
    »Leg ab!«, fordert mich Monja freundlich auf. Ich stehe in dem engen Flur vor einer mit Mänteln überladenen Garderobe, über mir baumelt eine indische Stofflampe und an den Wänden hängen Federzeichnungen oder Stiche,

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