Loving
immer ruiniert, aber ansonsten sieht alles wieder ganz gut aus.
Da Luca und Melanie mit Sven im Auto gekommen sind, fahren sie auch wieder zusammen. Zoe bleibt noch. Ich merke, dass sie darauf brennt, mit mir zu reden.
Ich koche eine große Kanne Tee und wir setzen uns zusammen in mein Zimmer.
»Und? Hat Sven eine Freundin?«, frage ich und stelle das Tablett mit dem Tee auf mein Bett. Zoe setzt sich im Schneidersitz mir gegenüber.
»Ich weiß nicht. Ich habe mich nicht getraut, zu fragen.«
»Frag doch Melanie.«
Zoe beißt auf ihrer Lippe herum. »Nein, die würde ihm das gleich erzählen.«
»Heißt also, du bist nicht mehr verliebt in Luca?«, frage ich und sage mir, dass es doch gar nichts ändert. Da ist ja noch Melanie und überhaupt.
Zoe winkt ab. »Ach, das war doch nicht ernst.«
Ich hüstele. »Und wie läuft es so mit Melanie und Luca?«
Zoe kichert. »Na, einige Sachen sind bestimmt schwieriger mit diesem komischen Plastikgips.«
Ich will mir das besser nicht vorstellen.
»Nein, ich meine, sie haben doch eine gute Beziehung, findest du nicht?«
Das ist natürlich etwas übertrieben.
Zoe mustert mich. »Was ist los, Ella?«
»Ich weiß nicht. Wieso hat Melanie mir geholfen? Und wieso ist Luca mitgekommen. Auf Krücken?«
Zoe lächelt. »Ich habe sie darum gebeten. Ich meine, ich will, dass ihr euch versteht. Melli ist nicht so blöd, wie du denkst.«
Ich nicke und kämpfe mit einem inneren Zwiespalt. Entweder ist Melanie so blöd, wie ich die ganz Zeit gedacht habe, dann muss auch Luca blöd sein, wenn er mit ihr zusammen ist. Oder sie ist eigentlich ganz nett, was bedeutet, dass ich mich nicht in ihre Beziehung einmischen sollte. Im Grunde läuft es aber auf dasselbe hinaus. Ich sollte Luca einfach ganz schnell vergessen.
Am Abend gehe ich zum ersten Mal seit meinem Geburtstag wieder an meinen Mac. Dadurch, dass Zoe die ganzen Tage da war und wir uns um die Party gekümmert haben, habe ich meinen Blog und was noch schlimmer ist, meine Blogger-Community vernachlässigt.
Sorry, for being MIA.
Aber wie entschuldige ich meine Abwesenheit? Ich bin weder in ein Buch, noch in das Schreiben eines Blogbeitrags versunken gewesen. Ich besuche meine engsten Blogger-Freundinnen und kommentiere ihre Beiträge. Alex hat einen Beitrag zu Hermann Hesses Steppenwolf geschrieben und einen Track der Band Steppenwolf dazu gepostet, die den Schriftsteller in den USA bekannt gemacht hat. Wie immer ist ihr Beitrag gut formuliert. Sie vergleicht Hauptprotagonist Harry Haller mit Hesse und fragt, ob ein Schriftsteller einsam und verzweifelt sein muss, um großartige Literatur zu schreiben? Ich hoffe nicht, denn ich will glücklich und erfolgreich sein. Und bei Gelegenheit muss ich Alex mal fragen, ob sie auch Schriftstellerin werden will.
Je länger ich im Netz herumsurfe, desto mehr sinke ich in meine alte Welt. Die Party, die Gäste, Luca, alles ist weit weg und ich fühle mich sicher. Aber gerade, als ich denke, mir kann nichts passieren, kommt mir die Idee, Luca zu googeln. Warum nicht? Er hat mich gegoogelt, ich googel ihn. Natürlich hat er eine Facebookseite. 600 Freunde. Sein Profilbild zeigt ihn mit einer Snowboardbrille und einem Tuch vor Nase und Mund, das Wallpaper ist eine wunderschöne Schneelandschaft in den Alpen. Zugegeben stylish und nicht so angeberisch, wie ich vermutet habe. Er postet hauptsächlich Musikvideos und eigene Filme.
Einen Blog hat er nicht, dafür einen YouTube Kanal. Ich klicke auf einen der Videos. Luca mit Skateboard. Er springt über Treppen, rutscht Treppengeländer herunter, legt sich mächtig hin. Das nächste Video zeigt ihn beim Parcour, er springt über Mauern, flankt über Zäune, lässt sich von Garagendächern fallen oder hangelt an Hausfassaden herum. Ich bin schon wieder beeindruckt, obwohl ich mir vorher vorgenommen hatte, es bestimmt nicht zu sein, egal, was ich sehen werde. Ich bleibe bei weiteren Videos von ihm hängen und muss mir irgendwann eingestehen, dass Luca jetzt auch in meine virtuelle Welt vorgedrungen ist. Kein Rückzugsort mehr.
In der Schule gibt es eine große Attraktion und das ist Luca Hansen auf Krücken. Er gehört vermutlich zu den wenigen Menschen, die durch eine Verletzung stärker und beliebter werden. Alle Mädchen, die vorher nur im Verborgenen für ihn geschwärmt haben, reden auf einmal ganz offen darüber, wie Leid er ihnen tut und wie schlimm das alles für ihn sein muss. Ich sehe nur, dass ihm jeder den Weg frei macht, ihm
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