Loving
die Augenlinse poliert oder so und dann kann man wieder sehen.«
Luca runzelt die Stirn. »Poliert? Die wird vermutlich geschliffen, damit die Brechung wieder stimmt.«
Ich nicke. Melanie winkt ab, als sei das eine absolute Nebensache.
»Weißt du, Ella, ich überlege, ob ich das auch machen lasse. Die Kontaktlinsen sind echt lästig.« Sie reibt sich ihr Auge. »War es schlimm? Ich meine diese ganze OP?«
»Ging so.«
Sie steht auf. »Kann ich mal euer Bad benutzen?«
Natürlich .
Melanie verschwindet und ich bin mit Luca allein.
»Äh, jetzt Kaffee?«
»Gerne.«
Ich gieße ihm einen Becher ein und konzentriere mich darauf, nichts zu verschütten. Luca blinzelt mich an. Seine Augen sind viel grüner, als ich dachte.
»Wie haben sie das gemacht mit den Augen?«, fragt er interessiert.
»Die obere Hornhautschicht wird abgehoben und die darunter liegende Schicht mit einem Laser ... gelasert.«
»Hm, ist ja interessant, dass das Gehirn sich ohne Probleme darauf einstellen kann.«
Ich sehe ihn fragend an.
»Ich meine, ein großer Teil des Sehens funktioniert über das Erkennen im Gehirn«, erklärt er.
»Ich habe schon ein paar Schwierigkeiten«, gebe ich zu und bin überrascht, dass Luca sich so gut auskennt, »... mit dem Lesen zum Beispiel.«
»Na, das könnte auch noch an den Narben liegen.«
Okay, ich bin beeindruckt. Schon zum zweiten Mal. Luca denkt mit, er ist aufmerksam und sensibel.
Er sieht sich entspannt im Raum um und ich erwarte, dass er etwas zur Innenarchitektur sagt, doch sein Blick wandert zurück zu mir. Er blinzelt.
»Hat du deinen Stern bekommen?«
»Wie?«
»Zum Geburtstag. Das hast du doch gebloggt.«
Luca liest, was ich im Internet blogge?
»Du liest meinen Blog?«
»Na, wir sind doch in einer Arbeitsgruppe. Ich wollte sehen, ob du schon was gemacht hast. Auf der Deutschseite.« Er grinst. »Und dann habe ich dich gegoogelt.«
»Aha«, sage ich vorsichtig. Ist das ein Kompliment oder nur das Übliche. Ich habe dich gegoogelt! Was soll das heißen?
»Also?«, hakt Luca nach.
»Was?«
»Hast du den Stern bekommen?«
»Nein.«
Melanie kommt zurück. Ihr rechtes Auge ist gerötet. Sie tut mir ein wenig leid. Ich gieße ihr heißes Wasser in eine Tasse und stelle eine Box mit Teebeuteln dazu.
»Tja, wir müssen uns dann mal treffen und alles besprechen. Was wir auf die Website machen und so«, sagt Luca und sieht mich ernst an.
Ich sehe zu Melanie, die damit beschäftigt ist, einen Teebeutel zu finden. Sie sieht auf.
»Ja, Luca kann doch jetzt keinen Sport machen, da muss er besser in Deutsch werden.«
Ach, darum geht es .
Luca lächelt charmant. »Also, wann?«
Ich zucke mit den Achseln.
»Wo sind eigentlich Sven und Zoe?«, fragt Melanie, der wohl gerade erst aufgefallen ist, dass ihr Bruder und Zoe nicht mehr da sind.
»Zoe zeigt Sven das Haus.«
Sie lässt den Teebeutel fallen. »Das muss ich auch sehen!«
»Sie sind bestimmt auf dem Dach«, sage ich und Melanie hüpft die Treppe hoch.
»Okay«, sage ich leise zu Luca, weil ich ziemlich sauer bin, »erst heißt es, jeder macht seine Sachen und auf einmal, wo du gute Noten brauchst, sollen wir es zusammen machen?«
Luca blinzelt verunsichert. »Ich habe nie gesagt, dass ich es allein machen will. Das war dein Vorschlag.«
Stimmt . Für einen Moment bin ich verwirrt. Luca schaut mich unschuldig mit seinen rehbraunen Augen an. Waren sie nicht gerade noch dunkelgrün?
»Okay, wir können es auch lassen«, schlägt Luca vor.
»Nein, schon okay«, lenke ich ein. »Also, wann passt es dir?«
»Freitag nächster Woche?«
»Und wo?«
»Bei mir wäre gut, ich bin ja noch auf Krücken.«
Kurz darauf kommen Zoe, Sven und Melanie die Treppe herunter.
»Luca, die Dachterrasse, das musst du sehen!«, schwärmt Melanie.
»Ich komme die Treppe nicht hoch«, sagt Luca nur und steht auf. »Wir sollten mal anfangen.«
»Was willst du denn machen?«, fragt Melanie und kichert.
Luca hantiert geschickt mit seinen Krücken. »Ich sammele Flaschen ein.«
Ich verteile Eimer und Schwämme an Zoe und Sven und zeige Melanie, wo der Staubsauger ist. Dann nehme ich mir das Sofa vor. Sven holt eine CD aus seinem Auto und wir arbeiten schweigend zu dem neuen Album von The Black Keys .
Es ist seltsam. Die Party war gar nicht so schlecht, aber das Saubermachen in dieser Gruppe zur lauten Musik ist fast noch besser.
Etwa zwei Stunden später sind wir fertig. Der Fleck auf dem Sofa ist etwas blasser und der Glastisch ist für
Weitere Kostenlose Bücher